23. Okt 2020
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Gesundheit
Journalist: Alicia Steinbrück
Orthopädische Erkrankungen, die die Berufsausübung einschränken oder längere Arbeitsunfähigkeitszeiten verursachen: Vor allem Bandscheibenvorfälle, Knie- und Hüftgelenksarthrosen und Schultererkrankungen, insbesondere im Gesundheitswesen und Handwerk.
Leistungen zur Prävention der Deutsche Rentenversicherung („RV-FIT“) sollten noch viel bekannter sein, denn sie unterstützen alle Berufstätigen, die bereits beginnende Rückenbeschwerden haben, aber noch nicht arbeitsunfähig sind, bei einer gesundheitsfördernden Verhaltensänderung. Meine Erfahrung ist, dass das Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung erfreulicherweise wächst und bereits viele bei uns Versicherte an ihrer eigenen Gesundheit aktiv mitarbeiten wollen.
Tatsächlich sind es oft Schmerzen, die Betroffene ärztlichen Rat suchen lassen. Schmerzwahrnehmung und -toleranz sind allerdings individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Ich rate Bekannten, die kein akutes Trau-ma hatten und keine Alarmzeichen aufweisen, spätestens nach zwei Tagen Arbeitsunfähigkeit zum Arztbesuch.
In den jüngeren Jahren sind die Erkrankungen vor allem Verspannungen und Funktionsstörungen. Später überwiegt vor allem Verschleiß und, damit zusammenhängend, Steifheit. Die Wirbelgelenke werden stark beeinflusst, was zu einem lokalen Rückenschmerz führt. Geführt von Bandscheibendegeneration kommt es zu Höhenverlusten, was letztendlich Kanalverengungen und teilweise Nervenkompressionen auslöst.
Prävention kann durch Mobilität und Muskelkraft viele der Veränderungen stoppen oder gar nicht erst aufkommen lassen. Das geht allerdings fast nur in den jungen Jahren. Eine muskuläre Führung der Wirbelsäule kann in der Tat ein hervorragendes Mittel sein, um Bandscheibendegeneration zu vermeiden. Auch der Verschleiß, der jeden von uns trifft, kann ausgeglichen werden. Dennoch lässt sich in jedem Altersabschnitt ein optimales Training zur Stabilisierung des Rückens finden.
Vor allem sind es Beschwerden, die nicht von alleine weggehen. Heftige Schmerzen sind sofort ärztlich zu versorgen. Ansonsten können Hausmittel wie Wärme helfen. Wir bezeichnen diese Symptome als „Red Flags“, die sofort und unverzüglich ärztliche versorgt werden müssen.
Das Thema Rückenschmerz ist flächendeckend in der Bevölkerung vertreten. Vier von fünf Personen kennen diese Situation und über 60 % der Deutschen leidet einmal im Jahr für mehrere Tage an Rückenproblemen. Eine bedeutende Rolle wird den sogenannten psychosozialen Faktoren zugesprochen. Aspekte wie Angst, Dauerstress oder Verzweiflung schlagen in besonderem Maße auch auf den Rücken.
Die Rückengesundheit wird oft als ein Regelzustand wahrgenommen, der nur gefördert werden muss, wenn etwas nicht stimmt. Viel mehr ist sie ein dynamischer Prozess, der von körperlichen, psychischen und sozialen Faktoren beeinflusst wird. Eine regelmäßige gesundheitssportliche Aktivität ist einer der wirkungs-vollsten Schutzfaktoren für die Rückengesundheit aber nur im Einklang mit Aspekten wie Zufriedenheit, Sinn, Geborgenheit und sozialer Integration wird daraus eine wirkungsvolle Prävention.
Auch wenn der Rücken mal wieder Probleme macht – stecken Sie nicht den Kopf in den Sand, sondern werden aktiv und probieren aus, was Ihnen hilft!
In Verbindung mit Begleiterscheinungen wie Fieber, Schwellung, Blasenschwäche, Taubheitsgefühl oder Ausstrahlungsschmerz bis in den Fuß ist bei Rückenproblemen der Besuch eines Arztes zu empfehlen.