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13. Nov 2020

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Gesellschaft

3 Expertenmeinungen zu ETFs

Journalist: Chan Sidki-Lundius

Markus Jordan, Gottfried Heller und Gerd Kommer über Investments in ETFs. 

ETF-Sparpläne – die Altersvorsorge 2.0


Markus Jordan, Geschäftsführer des  Anlegerportals extraETF.com; Foto: Presse

In den vergangenen Monaten war in Medien immer wieder zu lesen, ETFs wären das neue Sparbuch. Das ist natürlich Quatsch. ETFs sind viel mehr als das – sie sind die Altersvorsorge 2.0 und bieten dabei unzählige Vorteile. Da wären zum Beispiel die hohe Flexibilität und die Transparenz beim Zusammenstellen eines Portfolios. So kann schon mit einem einzigen ETF auf die weltweiten Indizes MSCI ACWI oder FTSE All-World eine sinnvolle und rentable Geldanlage umgesetzt werden. Ein zweiter großer Vorteil sind die niedrigen Gebühren, weil ETFs ganz ohne Vertriebsprovisionen auskommen. So kann sich jeder Anleger, auch der mit kleinem Geldbeutel, über die Zeit ein stattliches Vermögen aufbauen. Immer mehr Anleger erkennen diese Vorteile. Es ist also nicht verwunderlich, dass gerade ETF-Sparpläne seit einigen Jahren zu den absoluten Lieblingen avanciert sind. Daran haben auch die Marktverwerfungen im März dieses Jahres nichts geändert. Die Sparer haben in dieser Zeit sogar ihre monatliche Sparplanrate erhöht. Wir von extraETF. com erwarten bis 2025 daher einen weiteren deutlichen Anstieg auf 7 Millionen ETF-Sparpläne. Dann hätte sich der ETF-Sparplan als Altersvorsorge 2.0 endgültig etabliert.

Der Siegeszug der ETFs wird anhalten


Gottfried Heller, Börsenexperte; Foto: Presse

ETFs sind attraktiv, weil sie viele Vorzüge in einem Produkt vereinen. Sie bieten die kostengünstigste, einfachste und am wenigsten betreuungsintensive Möglichkeit, eine breite internationale Streuung von Aktien und Anleihen zu erreichen. Zusätzlich bringen sie – wissenschaftlich nachgewiesen – langfristig höhere Erträge als die meisten aktiven Fonds. In der Krise haben sie sich glänzend bewährt. Die Angst, dass ETFs als Crashverstärker wirken, hat sich beim Börsenabsturz im Februar/März nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Weil die Kurse nach dem Crash schnell und stark wieder nach oben gedreht haben, haben ETFs den Kursaufschwung voll mitgemacht, was nur wenige Anleger geschafft haben. Auch der nach meiner Anlagestrategie aufgelegte, auf ETFs basierende Mischfonds „Pro Select – Weltfonds“ hat sich gut geschlagen. Der Siegeszug der ETFs wird weiter anhalten. Einerseits haben ETFs im und nach dem Crash ihre Überlegenheit bewiesen. Andererseits werden immer mehr Privatanleger Indexfonds entdecken. Weil es angesichts der noch jahrelang anhaltenden zinslosen Zeit keine wirkliche Alternative zu Aktien gibt und deren Vorzüge ETFs am besten zur Geltung bringen. Der Börsenaufschwung wird zwar holpriger werden, aber die Geldflut von Notenbanken und Regierungen wird Wirtschaft und Aktien weiter antreiben.

Einfach und clever investieren


Gerd Kommer, Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Gerd Kommer Invest GmbH sowie des Robo Advisors Gerd Kommer Capital GmbH; Foto: Tanja Alde

ETFs sind die einfachste und cleverste Form für Privatanleger in den Kapitalmarkt zu investieren. Sie sind leicht zu verstehen, sie haben im Durchschnitt höhere Renditen als aktiv gemanagte Investmentfonds, sie sind bequem, sie haben niedrige Kosten und eine stabile, streng regulierte rechtliche Struktur, die sich in den letzten 25 Jahren bewährt hat. Breit diversifizierte Aktien-ETFs haben die Corona-bedingten Verluste aus Februar und März 2020 weitgehend oder sogar ganz aufgeholt (Stand November). Technologie-Aktien-ETFs oder US-Aktien-ETFs liegen sogar höher als kurz vor dem Corona-Crash. Bei normalen Anleihen-ETFs gab es während der Krise keine nennenswerten Verluste. Gold-ETFs liegen aktuell ebenfalls deutlich höher als vor Corona. Das britische Wirtschaftsmagazin „The Economist“ hat ETFs und Indexfonds einmal die wichtigste Finanzinnovation der letzten 50 Jahre genannt. Damit lag der Economist richtig. Die erfolgreichste Innnovation sind ETFs sowieso. Der niedrige Marktanteil von ETFs im Aktienentwicklungsland Deutschland wird in Zukunft steigen. Weil die gesetzliche Rente als Altersvorsorge allein nicht mehr ausreicht und sich nicht jeder eine Immobilie leisten kann, führt für normale Haus-halte, die keine Börsenexperten sind, kaum ein Weg an ETF-Investments vorbei.

27. Jun 2025

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Gesellschaft

Wahlfach Informatik: Zu wenig für Europas digitale Souveränität – mit Christine Regitz

![ChristineRegitz_c_MikeAuerbach_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christine_Regitz_c_Mike_Auerbach_online_d5622666e2.jpg) ```Christine Regitz ist Präsidentin der Gesellschaft für Informatik e. V. (GI)``` Inmitten einer Zeitenwende, in der wirtschaftliche Stärke zunehmend durch digitale Kompetenz definiert wird, ist informatische Bildung ein entscheidender Hebel für Souveränität und Wirtschaftswachstum. Deutschland braucht nicht nur mehr IT-Fachkräfte – es braucht insgesamt eine digital gebildete Gesellschaft. Denn ohne breite informatische Grundbildung wird die digitale Transformation zur Abhängigkeit statt zur Chance. Informatikkompetenz ist kein Nice-to-have mehr, sondern Grundlage für wirtschaftliche Resilienz. Sie entscheidet darüber, ob wir technologische Entwicklungen mitgestalten oder ihnen hinterherlaufen. Das gilt auch für den Bereich der Künstlichen Intelligenz. Wer KI nur konsumiert, bleibt abhängig – von den Infrastrukturen, Werten und wirtschaftlichen Interessen anderer. Wenn Europa bei der Entwicklung eigener KI-Systeme den Anschluss verliert, verlieren wir mehr als nur Marktanteile: Wir verlieren unsere digitale Selbstbestimmung. Fachkräftesicherung beginnt nicht erst an der Hochschule, sondern bereits in der Grundschule. Informatik muss flächendeckend als Pflichtfach und praxisnah unterrichtet werden – nicht nur, um Lücken am Arbeitsmarkt zu schließen, sondern um die nächste Generation zum aktiven Gestalten zu befähigen. Nur so entsteht ein Arbeitsmarkt, der auf Augenhöhe mit der Technologie agiert. >Wenn Europa bei der Entwicklung eigener KI-Systeme den Anschluss verliert, verlieren wir mehr als nur Marktanteile: Wir verlieren unsere digitale Selbstbestimmung. Deshalb hat die Gesellschaft für Informatik e. V. die Allianz für informatische Bildung ins Leben gerufen. Unser Ziel: den Informatikunterricht flächendeckend stärken, auch schon im Primarbereich. Denn wer heute nicht in digitale Bildung investiert, riskiert morgen, dass Innovation, Wertschöpfung und technologische Kontrolle dauerhaft in Übersee stattfinden. Europa braucht eigene Modelle, eigene Infrastrukturen und vor allem: eigene Menschen, die sie bauen können.