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23. Jul 2019

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Gesellschaft

4 Experten zum Thema Digitalisierung im Bauwesen

Journalist: Katja Deutsch

Digitalisierung bedeutet für mich…

Foto: Presse

Dr. Karsten Derks,

Vorsitzender der Geschäftsführung von OBERMEYER Planen + Beraten

Digitalisierung bedeutet für mich eine spannende Zeit, eine Veränderung, die gerade erst begonnen hat.

Dies wird eine phasen- und gewerkeübergreifende Denkbereitschaft aller Beteiligten erfordern. Das bedeutet daher nicht weniger Fachkompetenz, im Gegenteil. Dabei wird sich das Wettbewerbsumfeld mehr und mehr konsolidieren.

Der Kunde, der zunehmend Gesamtplanungskompetenz erwartet, wird bei der Planung bereits eine Ordnung seiner Bestandsbewirtschaftung anstreben wollen. BIM ermöglicht darüber hinaus durch  4- und 5D-Planungen Kosten- und Termintransparenz.

Für alle Beteiligten bedeutet Digitalisierung mehr Flexibilität und Transparenz auf allen Ebenen; Mehrwert ist dabei die Möglichkeit des überregionalen Arbeitens und das Sicherstellen notwendiger Kapazitäten.

Die Planung selbst geht mit einer hohen Standardisierung einher. Weil wir Gebäude in 3D planen, können wir bereits früh die technische Gebäudeausrüstung einbeziehen und haben so die Grundlage zur Kollisionsprüfung geschaffen.

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Dipl.-Ing. Architekt Nikolaus Goetze

Gerkan, Marg und Partner

Digitalisierung bedeutet für mich die Qualität im Bauprozess zu sichern. Denn durch BIM, bei dem Architekten, Statiker, Haustechniker und Fachingenieure an einem 3D-Modell arbeiten, verringern sich durch seine Komplexität eine Vielzahl an Problemen, die früher häufig auf Baustellen zutage getreten sind. Weil alle Beteiligten am gleichen virtuellen Modell bauen, kann sogar der Computer auf offensichtliche Fehlerquellen hinweisen. Der kreative Prozess ist jedoch von der Digitalisierung nicht betroffen.

Die größten Vorteile sehen wir in der Entwurfs-  und Ausführungsplanung. Mit den 3D-Daten kann man schnell ins Value Engineering gehen und beispielsweise unterschiedliche Deckenkonstruktionen simulieren und vergleichen.

In der Anfangsphase ist der zeitliche und finanzielle Aufwand, mit BIM zu arbeiten, sehr groß. In unserem Büro arbeiten wir mit BIM-Koordinatoren, die unsere Architekten ständig betreuen. Diese Entwicklung ist in den USA bereits verbreitet und kommt in Deutschland gerade auf. Büros, die sich dieser Thematik bisher noch verschlossen haben, müssen sich bald entscheiden, ob sie sich das Wissen selber aneignen oder solche Prozesse außer Haus geben.


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Ingo Kanehl

Geschäftsführender Gesellschafter ASTOC Architects and Planners GmbH

Für uns als Architekten und Stadtplaner hat die Digitalisierung zwei Seiten:

Betrachtet man sie als Prozess, dann zeigt sich die Digitalisierung als eine weitreichende Veränderung – die Nutzeransprüche und Nutzungsqualität an die Stadt und ihre Gebäude wachsen zunehmend und das Maß der Informationsverarbeitung in der Planung nimmt täglich zu.

Betrachtet man Digitalisierung im Ergebnis, dann bedeutet sie für uns eine neue Qualität der Wahrnehmung und eine verbesserte Planungsbasis. Denn wenn man Häuser 1:1 am Rechner plant, weiß man viel mehr zu einem viel früheren Zeitpunkt. Und doch werden Chancen zur Elementierbarkeit, Kosteneffizienz und Produktion noch immer zu wenig genutzt. Auch als Stadtplaner wissen wir, wie hoch der Zuzug in unsere Städte sein wird und wie hoch beispielsweise die Passagierzahlen am Tag X am Flughafen Y sein werden und doch produzieren wir daraus immer noch nicht die entsprechenden Ergebnisse. So wird auch noch immer davon ausgegangen, dass man mit dem Auto zum Flughafen fährt, obwohl die Zufahrtswege mehr denn je verstopft sind. Wir als Architekten haben die Digitalisierung also noch nicht richtig wertgeschöpft - planerisch und auch gesellschaftlich.

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Volker Staab

Staab Architekten GmbH

Wir nutzen den Computer auf unterschiedliche Weise:

Zunächst dient er uns als Werkzeug, mit dem wir komplexe Planungen übersichtlich organisieren. Nach anfänglicher Skepsis sehen wir in der BIM-Methode (Building Information Modelling) ein gutes Mittel, um alle Projektinformationen aus der architektonischen Planung und den beteiligten Ingenieursdisziplinen in einem 3D-Modell zu sammeln und abzustimmen.

Darüber hinaus interessieren uns aber auch digitale Entwurfsmethoden, die sich zu Nutze machen, dass der Computer manche Dinge einfach besser kann als der Mensch.

Parametrische Entwurfsansätze können zu bestimmten Entwurfsfragen in kurzer Zeit eine große Anzahl an Lösungsvarianten generieren, die uns inspirieren und durch neue Fragen immer weiter präzisiert werden können.

Dies soll aber nicht heißen, dass Computer das Entwerfen irgendwann alleine übernehmen können. Die Architektur würde verarmen, sie würde das Vielschichtige und Atmosphärische verlieren, das der Mensch mit seiner Intuition und seiner Kreativität hervorbringt. Wir werden uns eher zwischen dem Menschen und der Maschine hin und her bewegen und im besten Falle die Stärken beider Seiten zusammenführen.

11. Sep 2024

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Wirtschaft

4 Gütesiegel in der Landwirtschaft

**AMA-Siegel – staatlich geprüft** Das AMA-Gütesiegel ist das bekannteste österreichische Gütesiegel, dessen Grundlage das österreichische AMA-Gesetz von 1992 ist. Es zeichnet konventionell erzeugte Lebensmittel aus, die nach strengen Kriterien in Bezug auf Qualität, Herkunft und Sicherheit produziert wurden. Neben nachvollziehbarer österreichischer Herkunft gehören dazu Anforderungen an die Tierhaltung, den Einsatz von Futtermitteln und die Hygiene in den Verarbeitungsbetrieben. Das ganzheitliche Qualitätssicherungsprogramm basiert auf strengen Kontrollen entlang der gesamten Produktionskette – vom Bauernhof bis zur Theke. So werden sämtliche AMA-Produkte in einem dreistufigen Kontrollprozess aus Eigenkontrolle, externer Kontrolle und stichprobenartiger Überkontrolle geprüft. Die Anforderungen an die Produkte gehen über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus, welche in den jeweiligen Richtlinien geregelt sind. Bei den Tierschutzstandards gibt es freiwillige Zusatzmodule. Vergeben wird das Gütesiegel von der Marktordnungsstelle Agrarmarkt Austria (AMA) im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags. Weiterführende Informationen unter: amainfo.at ![artem-beliaikin-8wtuWVzQbpE-unsplash.jpg](https://fra1.digitaloceanspaces.com/cwbucket/artem_beliaikin_8wtu_W_Vz_Qbp_E_unsplash_ec4014f31a.jpg) (c) Artem Beliaikin/unsplash **Bio Austria – mehr Bio geht kaum** Das Bio Austria-Gütesiegel kennzeichnet eine breite Palette von pflanzlichen und tierischen Bio-Lebensmitteln und steht für höchste Qualität, umfassende Nachhaltigkeit und ethische Verantwortung. So geht das vom Anbauverband österreichischer Biobauern herausgegebene Label deutlich über die Mindestanforderungen des EU-Bio-Siegels hinaus. Der gesamte Betrieb muss biologisch bewirtschaftet werden und es gelten strengere Kriterien bei Art, Ausmaß und Zeitpunkt des Einsatzes von biologischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie für Futtermittelimporte. Hierzu gehört beispielsweise der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel, die Förderung von Biodiversität sowie der Einsatz von gentechnikfreiem Saatgut und Futtermitteln. Im Bereich der Tierhaltung legt das Siegel besonderen Wert auf artgerechte Bedingungen, wie ausreichend Platz und Bewegung sowie Zugang zu Freiland. Die Futtermittel stammen primär aus Österreich, Rinder bekommen im Vergleich zu gewöhnlichem Bio deutlich weniger Kraftfutter. Zu finden ist das Siegel hauptsächlich auf direkt vermarkteten Bio-Produkten in Hofläden, Bauernmärkten aber auch in Supermärkten. Weiterführende Informationen unter: www.bio-austria.at ![pexels-pixabay-164504.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_pixabay_164504_c2df8ec61d.jpg) (c) Pixabay/pexels **Tierwohl kontrolliert - Haken dran** Die Gütezeichen “Tierwohl kontrolliert” steht für biologische Tierhaltung, welche über die EU-Bio-Verordnung hinausgeht. Es kennzeichnet Lebensmittel bei deren Herstellung das Wohl der Tiere im Mittelpunkt steht. Dazu gehören artgerechte Haltung, wiederkäuergerechte Fütterung und der Ausschluss von qualgezüchteten Rassen. Es gibt zwei Varianten des Siegels. “Tierwohl kontrolliert 2 Häkchen“ kennzeichnet diverse Verbesserungen im Tierhaltungs-Standard des biologischen Landbaus aber erreicht noch nicht den höchsten möglichen Standard. Es werden konkrete Richtlinien für Mast- und Milchrinder sowie Mastschweine definiert. Das Siegel “Tierwohl kontrolliert 3 Häkchen“ steht für noch strengere Anforderungen und bietet den Tieren erheblich mehr Platz und noch bessere Lebens- und Schlachtbedingungen. Neben Richtlinien für Mastschweine, Mast- und Milchrinder gibt es weitere für Legehennen, Masthühner und -enten sowie Milchschafe und -ziegen. Jede Richtlinie unterliegt einer permanenten Evaluierung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie Kontrollergebnissen aus Tierhaltung, Landwirtschaft und Verarbeitung. Siegel-Herausgeber ist die Gesellschaft !Zukunft Tierwohl! Weiterführende Informationen unter: www.zukunfttierwohl.at ![daniel-leone-LXQx98FPPQ4-unsplash.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/daniel_leone_LX_Qx98_FPPQ_4_unsplash_7a422f1f60.jpg) (c) Daniel Leone/unsplash **Geschützte Ursprungsbezeichnung – sicher vermarktet** Das EU-Kennzeichen "geschützte Ursprungsbezeichnung" (g.U.) garantiert, dass die Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung von Erzeugnissen in einem bestimmten geografischen Gebiet nach festgelegten Herstellungsverfahren erfolgt ist. Die Lebensmittel, Weine und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnisse weisen somit aufgrund ihrer Herkunft und spezieller Produktionsverfahren besondere Eigenschaften und Qualitäten auf. So dürfen beispielsweise der Tiroler Graukäse (g.U.), die Pöllauer Hirschbirne (g.U.) oder die Steirische Käferbohne (g.U.) mit dem geschützten geografischen Namen bezeichnet und vermarktet werden. Jeder Verarbeitungsschritt – also Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung – muss dabei in der jeweiligen Region erfolgen. Gebiet und Herstellungsverfahren sind in einer Produktspezifikation festgelegt. Das Siegel zielt darauf ab, traditionelle Herstellungsverfahren zu bewahren, die Produzenten vor Nachahmung zu schützen und ihnen einen Marktvorteil bei der EU-weiten Vermarktung zu verschaffen. Vergeben wird das Siegel von der Europäischen Kommission in Zusammenarbeit mit einer nationalen Behörde. Weiterführende Informationen unter: www.svgh.at ![alexander-maasch-KaK2jp8ie8s-unsplash.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/alexander_maasch_Ka_K2jp8ie8s_unsplash_59dbc11c7a.jpg) (c) Alexander Maasch/unsplash