Hier sind sehr viele Menschen auf einer Messe zu sehen

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20. Mär 2024

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Business

Alle Besucher unter DACH und Fach

Journalist: Kirsten Schwieger

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Foto: Product School Novla/unsplash

Immer mehr Städte und regionale Zentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz beweisen, was einen guten Messestandort ausmacht: Top-Infrastruktur, -Management und -Erlebnisse.

Der Messestandort Deutschland nimmt weltweit den Spitzenplatz bei der Durchführung internationaler Messen ein. Städte wie Frankfurt, Hannover, Berlin oder Köln sind Gastgeber großer und wichtiger Messen, zu denen Besucher aus der ganzen Welt anreisen. Auch Österreich und die Schweiz haben sich als Messehotspots etabliert. Während die Schweiz jährlich mit rund 220 Messen und insgesamt 5,4 Millionen Besuchenden aufwarten kann, stellt die Wiener Messe einen wesentlichen Wirtschaftsfaktor dar. In allen drei Ländern machen sich weitere Städte und regionale Zentren daran, mit Messen zu den unterschiedlichsten Themenbereichen und für viele Branchen den etablierten Standorten das Wasser zu reichen.

Das bedeutet andererseits auch, dass die Konkurrenz der Messestandorte untereinander größer wird. Nur solche Städte, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen, können mithalten. Zu den wichtigsten gehört eine gute Verkehrsanbindung. Wer ein internationales Messepublikum in die Stadt locken will, muss gut via Flugzeug und Zug erreichbar sein. Eine gute Anbindung des Flughafens an die City beziehungsweise Messe ist ebenfalls ein Pluspunkt, genauso wie ein performantes öffentliches Verkehrssystem. Auch eine gut ausgebaute Messe-Infrastruktur, vor allem natürlich moderne und gut ausgestattete Messezentren und Ausstellungshallen, die alle Erfordernisse zeitgemäßer Messen erfüllen, sind unerlässlich.

Ein professionelles städtisches Veranstaltungsmanagement, das eine reibungslose Organisation gewährleisten kann, zahlt ebenfalls auf den guten Ruf eines Messestandortes ein. Genauso wie eine Vielzahl verschiedenster, zentral gelegener Unterkünfte. Kleinere Städte mit keinem ausreichend großen Angebot von Unterkünften, sollten auf verkehrsgünstig gelegene Kapazitäten in naheliegenden Orten zurückgreifen können. Für alle Locations gilt jedoch, dass Messebesucher sich sicher fühlen und sich in einer sauberen Umgebung bewegen möchten.

Auch sogenannte weiche Faktoren werden für den Erfolg eines Messestandorts immer wichtiger. So punkten Städte mit kosmopolitischer Ausstrahlung und internationalem Flair. Eine große Palette an Sehenswürdigkeiten, eine historische Altstadt sowie ein vielseitiges kulturelles Angebot aus Museen, Konzerthäusern und Galerien sind ebenfalls ein unschlagbarer Standortvorteil. Genau wie gute oder außergewöhnliche Shoppingmöglichkeiten. Schließlich verbringen Messebesucher nicht die gesamte Zeit auf dem Messegelände. Immer mehr verbinden den Aufenthalt zudem mit einer privaten Auszeit, um die Stadt oder die Region kennenzulernen.

Ein wirtschaftlich attraktives Umfeld mit starken Unternehmen in der Region ist ebenfalls ein relevanter Faktor für aufstrebende Messestädte. Und nicht zuletzt ist auch die Unterstützung durch die Politik, sei es auf regionaler oder Landesebene vonnöten, denn ohne finanzielle Anreize oder öffentliche Investitionen in die Infrastruktur sind Messestandorte heute nicht konkurrenzfähig.

Interessanter Fakt:

Vier der zehn weltgrößten Messegelände befinden sich in Deutschland: Hannover, Frankfurt/Main, Köln und Düsseldorf. Landesweit existieren 25 Messeplätze mit internationaler und nationaler Bedeutung, die zusammen auf eine Fläche von rund 3 Millionen Quadratmetern Ausstellungsfläche kommen.

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Nachhaltig, transparent und partnerschaftlich – Im Interview mit Barbara Frenkel, Vorstandsmitglied Porsche AG

**Warum bekommt die Beschaffung oft so wenig Aufmerksamkeit – obwohl so viel von ihr abhängt?** Weil Beschaffung meist im Hintergrund läuft – und erst dann in den Blickpunkt rückt, wenn etwas fehlt. Das kennt jeder aus dem Alltag: Fehlt beim Kochen eine Zutat oder beim Möbelaufbau eine Schraube, steht meist alles still. Im industriellen Maßstab kann das bedeuten: keine Teile, kein Auto. Unsere Lieferketten sind heute hochgradig komplex, global und auf Effizienz ausgelegt. Fällt ein einziges Teil aus, sei es durch eine Naturkatastrophe, einen Cyberangriff oder geopolitische Spannungen, kann dies die Produktion gefährden. Deshalb denken wir bei Porsche Beschaffung heute anders: vorausschauender, vernetzter und deutlich resilienter. **Welche Strategie verfolgen Sie, um Lieferketten auch in Krisenzeiten stabil und widerstandsfähig zu halten?** Entscheidend ist die Transparenz in der gesamten Lieferkette – also über unsere direkten Lieferanten hinaus. Uns interessiert: Wer sind die Partner dahinter? Wo haben sie ihre Standorte und welchen Risiken sind sie ausgesetzt? Dabei simulieren wir beispielsweise Wetterereignisse oder Cyberattacken. Wir bewerten globale Rohstoffverfügbarkeiten und identifizieren Single-Source-Situationen. Über allem steht die Frage: Wo könnte ein möglicher Ausfall besonders kritisch für uns sein? **Und welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie, um Risiken zu minimieren?** Hier braucht es ein ganzes Maßnahmenbündel. Als vergleichsweise kleiner Hersteller können wir nicht überall auf eine Zwei-Lieferanten-Strategie setzen. Stattdessen überlegen wir uns etwa, wo wir bei kritischen Materialien gezielt Lagerbestände in Werksnähe aufbauen. Oder wir beauftragen zusätzliche Werkzeugsätze, die bei Bedarf schnell aktiviert werden können. **Wie wählen Sie Lieferanten aus, welche Kriterien sind dabei besonders wichtig?** Die Auswahl unserer Lieferanten ist immer Teamwork. Beschaffung, Entwicklung und Produktion arbeiten eng zusammen. Häufig entwickeln wir die Lösungen gemeinsam mit unseren Lieferanten. Hierbei spielt die technische Bewertung in enger Abstimmung mit unserer Entwicklung eine wichtige Rolle. Die Produktion wiederum achtet sehr stark auf die Logistik. Jeder potenzielle Partner durchläuft ein umfassendes Auditverfahren. Dabei geht es um Qualitäts- und Machbarkeitsaudits. Aber auch um eine umfassende Risikoanalyse. Ein fester Bestandteil bei der Auswahl sind zudem Kriterien bei der Nachhaltigkeit. Also rechtliche, ethische und ökologische Standards. >Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpassungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. **Wie wichtig ist Ihnen die Einbindung mittelständischer Lieferanten in Ihrer Lieferkette?** Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpassungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. Vor allem, wenn sie sich in unmittelbarer Werksnähe befinden. Vorteile sind kurze Wege und schnelle Reaktionszeiten. Als in Deutschland verwurzeltes Unternehmen ist uns zudem daran gelegen, die heimische und europäische Lieferkette zu stärken. **Sie haben die Nachhaltigkeit bereits angesprochen. Nochmals konkret: Wie integrieren Sie diese Kriterien in den Beschaffungsprozess?** Wie gesagt, wir denken hier ganzheitlich und in drei Dimensionen: ökologisch, sozial und ethisch. Im ökologischen Bereich legen wir besonderen Wert auf den CO₂-Fußabdruck in der Lieferkette. Hier entscheiden der Energiemix, die verwendeten Rohstoffe und der Anteil an recyceltem Material. Auch der Wasserverbrauch wird immer wichtiger. Soziale und ethische Aspekte sind ebenfalls von Bedeutung. Wir erwarten, dass internationale Arbeitsstandards eingehalten und faire Löhne gezahlt werden. **Wie haben Sie Einkaufprozesse bzw. das Lieferantenmanagement erfolgreich verbessert?** Rund 80 Prozent der Wertschöpfung entsteht bei uns in der Lieferkette. Entsprechend hoch ist die Bedeutung eines effizienten und partnerschaftlich ausgerichteten Lieferantenmanagements. Deshalb setzen wir bewusst früh an: Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. Über diesen engen Austausch entstehen belastbare Partnerschaften – von Anfang an. **Wie reagieren Sie auf regionale Marktanforderungen?** Angesichts fragmentierter Märkte gewinnt die regionale Verankerung an Bedeu-tung. In China arbeiten wir beispielsweise gezielt mit starken lokalen Partnern zusammen. Mit dem Ziel, marktgerechte Lösungen zu entwickeln – etwa beim Infotainment. Auch regulatorische Anforderungen erfordern spezifische Lösungen, das Aufspüren innovativer Technologien und innovativer Partner. Immer mehr handelt es sich dabei auch um Start-ups aus branchenfremden Bereichen, etwa beim autonomen Fahren, der Konnektivität oder Software. >Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. ## Infos zur Person Barbara Frenkel: Als Kind wollte sie Astronautin werden. Heute leitet Barbara Frenkel das Vorstandsressort Beschaffung der Porsche AG. Frenkel war die erste Frau im Vorstand des Sportwagenherstellers. Sie blickt auf eine mehr als 20-jährige Managementkarriere bei Porsche zurück. Zuvor war sie bei verschiedenen Automobilzulieferern tätig. Barbara Frenkel (62) scheidet zum 19. August 2025 auf eigenen Wunsch aus dem Porsche-Vorstand aus und übergibt ihre Verantwortung an Joachim Schar-nagl (49), der ihre Nachfolge antritt. Privat genießt sie Ausfahrten mit ihrem Oldtimer, einem 911 G-Modell. Sie ist begeisterte Taucherin und unternimmt gerne Ausflüge mit ihrem Hund in die Natur.