22. Jul 2019
|
Gesellschaft
Journalist: Hanns-J. Neubert
Musiker Thomas D, Solokünstler und Mitglied der Fantastischen Vier, setzt sich für einen freundlicheren Umgang mit der Welt ein – mit den Menschen und mit der Natur.
Das könnte man schon sagen. Ich bin ja ein Mensch, der sich solo und auch bei den Fantastischen Vier durchaus mal mit den etwas tieferen Themen beschäftigt.
Das erste war, Vegetarier zu werden, die einfache Entscheidung, dass diese Tiere nicht für mich getötet werden sollen. Dann fing es an, sich auszuweiten.
Mit den Kindern kommt natürlich noch mal ein neues Bewusstsein. Du hast hier eine Generation, der du diese Erde hinterlässt. Überall gibt es Kinder, die darunter leiden, was diese Erwachsenen, wir, hier verbrechen.
Wie sagt man es einfach? Reduce, reuse, recycle, also: reduzieren, wiederverwenden, recyceln.
Man kann nicht einfach sagen, verzichtet auf Konsum. Aber mit dem, was wir kaufen oder was wir nicht kaufen, bestimmen wir, welche Firma wir unterstützen, welche Waren wir konsumieren. Damit bestimmen wir auch den Gang der Welt.
Wenn wir das billigste kaufen, geht das auf Kosten von uns allen. Es kommt zu uns zurück, denn – das ist keine esoterische Faselei oder eine spirituelle Weisheit – es ist Fakt: Die Welt ist eins, wir sind alle miteinander verbunden. Umweltverschmutzung kennt keine Grenze, die Luft wird nicht an der Grenze anhalten, aber auch die Kinderarbeit, die wir andere machen lassen: Das wird alles zu uns zurück kommen.
Ihr könnt nicht mehr sagen, ihr habt es nicht gewusst, denn wir haben alle Internet. Man kann sich informieren: Wo kommt die Ware her? Wie wird sie hergestellt? Das ist die Macht, die jeder von uns hat. Wenn wir die benutzen, dann bin ich mir sicher, dann wandelt sich auch die Welt.
Müll wegbringen ist eine große Lektion in Demut für mich. Es gibt hier Leute auf dem Land, die schmeißen aus dem Auto heraus eine ganze Mülltüte in die Natur. Das ist etwas, was ich nie verstehen werde. Aber anstatt mich darüber aufzuregen, halte ich an, nehme sie mit und schmeiße sie selbst weg. Es hat ja jeder einen Mülleimer daheim. Ich weiß nicht, warum Leute sowas machen.
Aber wenn ich das mache, sehen das vielleicht andere und sagen sich, ja, klar, bevor ich mich über die Idioten aufrege, packe ich halt selbst kurz an.
Ein Armutszeugnis stelle ich denen aus (lacht).
Man kann natürlich immer sehr leicht auf die Politik schimpfen. Aber dass die Politik ganz konsequent nur dafür steht, dem Wohl aller zu dienen, den Glauben habe ich verloren.
Aber was willst du machen? Wählst halt das kleinere Übel und hoffst, dass sie für das, was sie auf ihre Fahnen geschrieben haben, wenigsten teilweise einstehen.
Jede Firma will Geld verdienen. Es wäre schön, wenn sie daneben auch Verantwortung übernehmen würde, dass die Waren, die sie verkaufen und die Verpackungen organisch werden, sodass das nicht zu Müllbergen führt.
Man sieht das momentan noch wenig. Aber wenn der Konsument Druck macht, dann ändert sich etwas, vorher nicht.
Ich schreibe gerade an einem Song, der heißt: "Was sagt ihr der Nachwelt?" Der handelt von Abfall und Meeren von Plastik.
Aber ja, was sagen wir denen? Wir können uns da nicht rausreden. Die Katastrophe ist ja wirklich so groß, dass es keine Methode gibt, um das Plastik aus dem Meer zu fischen und damit dann wieder Geld zu verdienen.
Man sollte sich nicht von der Angst oder dem Frust vor der Zukunft leiten lassen, sondern gucken, was wir jeden Tag in unserm eigenen Leben dazu beitragen können, die Welt einfach ein wenig, ich sage es mal vorsichtig: freundlicher zu gestalten.