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25. Nov 2019

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Gesundheit

Alles Neu im Gesundheitswesen

Journalist: Christian Litz

Krankenkassen und Versicherte haben in den vergangenen Jahren viele Möglichkeiten bekommen, mit Krankheiten umzugehen und vorzusorgen. 

Im Gesundheitswesen finden als Folge der Digitalisierung viele eingreifende Veränderungen statt. So werden die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) 2020 eine bundesweite Plattform einführen, die den Austausch und Abruf von Gesundheitsdaten für Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte ermöglicht. Digitale Krankenakten sorgen dafür, dass viel Zeit und Kosten gespart werden, weil Analysedaten und Diagnosen nicht mehr lange mit der Post unterwegs sein müssen. Der Patient hat sie quasi mit seiner Versichertenkarte, datenschutzrechtlich abgesichert, bei sich oder aber sie können im entscheidenden Augenblick abgerufen werden. Die behandelnden Ärzte profitieren von der besseren Verfügbarkeit medizinischer Informationen. Unnötige Doppeluntersuchungen und Schnittstellenprobleme bei Krankenhausentlassungen können leichter vermieden werden – was Kosten senkt.

Bereits heute liefern Online-Geschäftsstellen von Krankenkassen Vereinfachungen und sparen Aufwand. Einen Versicherungsnachweis muss man heute nicht mehr per Post oder Telefon anfragen und dann auf ihn warten, man kann ihn sich am Rechner herunterladen. Krank sein, das hieß bisher noch zusätzlich Verwalten: Termine beim Arzt organisieren, dessen Überweisungen zum Facharzt organisieren und nicht vergessen, Rezepte in der Apotheke abgeben, das Bonusheft zum Belegen der regelmäßigen Zahnkontrolle suchen, finden und nicht vergessen, Kostenbelege einreichen, Krankschreibung rechtzeitig abschicken. Kurz: viel Papierkram, der wegfallen kann. Wo Versicherte früher lange Wege gehen mussten, genügt nun oft ein Download. Während in der Vergangenheit die Zeit in den Telefon-Warteschleifen der Arztpraxis oder der Versicherungen dazu gehörte, reicht es heute, den am besten passenden Termin in Apps auszuwählen. Eine ärztliche Krankmeldung kann per Druck auf einen Button an den Arbeitgeber geschickt werden. Versicherungsbelege können in wenigen Sekunden heruntergeladen und ausgedruckt werden, man muss sie nicht mehr per Post oder Telefon anfordern.

Aber auch in der Gesundheitsvorsorge, der Diagnostik oder bei Reha-Maßnahmen helfen bereits Apps und Websites. Einige Beispiele: Krankenkassen bieten inzwischen digitale Ernährungs-Coaches, Kochkurse, Nichtraucherkurse, Anti-Stress-Schulungen, Diabetes- oder Migräne-Apps an. Dazu Fitness-Tracker, die Patienten motivieren, genau den für sie richtigen Sport zu treiben. Ein Ziel der Krankenkassen war es schon immer, ihre Versicherten zur Vorsorge durch sportliche Aktivitäten und gesunder Ernährung zu motivieren. Das geht leichter mit Videos, die Anleitungen bieten und Motivation in Form von Beispielen. Oder einfach nur Rezepte und Kochkurse für gesundes Essen.

Einige Kassen bieten bereits Videosprechstunden an, die Besuche in der Praxis mit Wartezeiten ersetzen. "Die Strukturen im deutschen Gesundheitswesen werden sich in den nächsten zehn Jahren stärker verändern als in den 100 Jahren zuvor" ist ein Fazit von Dr. Jens Baas, Vorsitzender des Vorstands der Techniker Krankenkasse, in seinem gerade erschienenen Buch "Zukunft der Gesundheit, vernetzt, digital, menschlich". Baas bewertet die Veränderungen, welche die Digitalisierung im Gesundheitswesen verursacht, als so groß wie die Folgen der Elektrifizierung um 1900. 

In naher Zukunft wird sich noch einiges ändern, was den Kassen hilft, Verwaltungsaufwand, Papierberge und Kosten zu senken, aber eben auch den Versicherten das Leben mit Krankheit einfacher macht.

Für Versicherte hat die Digitalisierung auch neue Möglichkeiten geschaffen, selbst aktiv zu werden und sich um die eigene Gesundheit zu kümmern und vorzusorgen.

Videoanleitungen für Übungen daheim könnten Rehabilitationsmaßnahmen in Praxen ersetzen. Genau auf die Krankheit zugeschnittene Apps können und sollen Migränepatienten helfen. Die mussten bisher ein Tagebuch über ihre Kopfschmerz-Attacken führen, um die Ursachen wie Stress, Wetter oder Ernährung klarer erkennen und Problemsituationen besser vorhersehen zu können. Das geht heute viel leichter, denn ein kleines Heft, das man gerade jetzt, wo es wichtig wäre, nicht dabeihat oder Informationen vom Vormittag, an die man sich am Abend dann nur noch so halbwegs erinnert, das funktioniert nicht immer. Eine App auf dem Smartphone, die sofort die Daten speichert und anhand der Dokumentation mit Hilfe der Statistik genauere Vorhersagen machen kann ist da eine große Erleichterung.

Krankenkassen stellen Diabetiker Apps mit zusätzlichen Möglichkeiten zur Verfügung, ihre Blutzuckerwerte ohne Aufwand direkt vor Ort von dieser analysiert zu bekommen. Die liefert jederzeit übersichtliche Kurven. Was Diabetikern im Alltag hilft aber auch dem Arzt in der Praxis beim Erstellen des bestmöglichen Behandlungsplans.

24. Sep 2025

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Gesundheit

Bunt ist frauengesund – mit Dr. Silja Schäfer

![SiljaSchäfer_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Silja_Schaefer_online_b0806d2908.jpg) ```Dr. Silja Schäfer, Hausärztin und Ernährungsmedizinerin``` **Frau Schäfer, dass die Ernährung allgemein zum Großteil aus Obst, Gemüse und Ballaststoffen bestehen sollte, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Wie jedoch können Frauen ihre Gesundheit besonders gut fördern?** Indem sie vor allem auf eine stimmige Basis achten. Wichtig ist eine ausgewogene, pflanzenorientierte Ernährungsweise mit wenig tierischen Anteilen, ebenso eine gute Tagesstruktur beim Essen. Das Motto sollte sein „Eat the rainbow“. Das bedeutet, dass wir Lebensmittel in allen Farben zu uns nehmen sollten. Wer das berücksichtigt, darf auch gern etwas zyklusorientiert essen und sich zum Beispiel während der Periode mal Schokolade oder ein Stück Kuchen gönnen, wenn das Bedürfnis da ist. **Wie stehen Sie zu Nahrungsergänzungsmitteln?** Supplemente sind da sinnvoll, wo sie benötigt werden. Bei jungen Frauen mit starker Blutung etwa ist es manchmal notwendig, Eisen zuzuführen. Wer die Pille nimmt oder auch viel Stress hat, zum Beispiel durch Kleinkinder im Haushalt, der hat oft ein einen verstärkten Bedarf an B-Vitaminen. Im Winter herrscht bei sehr vielen Frauen ein Vitamin-D-Mangel. Allerdings sollte man die Notwendigkeit für Zusatzvitamine zuerst einmal beim Hausarzt abklären und sie nicht einfach nach dem Gießkannenprinzip verteilen. Ein Zuviel an Nahrungsergänzungsmitteln kann auch schaden. Und auch hier gilt: Die allgemeine Ernährung muss ausgewogen sein. Wer drei Burger im Fast-Food-Restaurant isst und denkt, sich dann mit einer Multivitamintablette als Ausgleich etwas Gutes zu tun, liegt leider falsch. **Wie verändert sich die Ernährung in den Wechseljahren?** Die Wechseljahre bedeuten Umschwung. Die Muskulatur wird weniger, wenn man sie nicht trainiert, und der Grundumsatz sinkt. Diese Voraussetzungen führen bei vielen Frauen zu Übergewicht und ungesundem Bauchfett. Das ist oft der Beginn zukünftiger Krankheiten. Deshalb ist es wichtig, die Ernährung so einzustellen, dass man gar nicht erst ins Übergewicht kommt. Das klappt unter anderem durch regelmäßige, ausgewogene Mahlzeiten und auch mal mehrstündigen Essenspausen zwischendurch. >Wichtig ist eine ausgewogene, pflanzenorientierte Ernährungsweise mit wenig tierischen Anteilen, ebenso eine gute Tagesstruktur beim Essen. **Was können Frauen tun, wenn sie merken, dass in den 40ern die Hormone abfallen?** In den Wechseljahren nimmt erst das Progesteron, etwas später dann Östrogen, immer weiter ab. Frauen sollten jetzt darauf achten, genug Proteine zu sich zu nehmen, etwa aus Hülsenfrüchten wie Kichererbsen und Bohnen. Zucker stört den Hormonhaushalt zusätzlich und sollte so gut wie möglich gemieden werden. Wichtig ist auch: Der Mythos „Fett macht fett“ ist falsch. Gesunde Fette sind wichtig für uns Frauen. Olivenöl, Leinöl, Fisch und Algen sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen und helfen ebenfalls, gut durch die Wechseljahre zu kommen. Wer vermehrt Probleme mit dem Hormonumschwung hat, kann fermentiertes Soja ausprobieren, am besten in Form von Misopaste oder Tempeh.