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11. Jul 2025

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Gesundheit

„Schaffen Sie gemeinsame Rituale“ – mit Dr. med. Michael Feld

Journalist: Chan Sidki-Lundius

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Foto: Presse, Isaac Quesada/unsplash

Dr. Michael Feld zählt zu den innovativsten Schlafmedizinern Deutschlands. Wir haben mit ihm über die in Familien häufigen Probleme rund ums Schlafen gesprochen.

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Dr. med. Michael Feld, Allgemeinarzt, Schlafmediziner, Somnologe (DGSM), Stresstherapeut, Autor und TV-Arzt

Schlafbedürfnisse und -rhythmen innerhalb einer Familie können sehr unterschiedlich sein. Inwiefern sorgt das oft für Probleme und wie lassen sich diese lösen? Die persönlichen Schlafbedürfnisse und -rhythmen, etwa unterschiedliche Schlafenszeiten, können sowohl die individuelle Schlafqualität als auch die familiären Beziehungen betreffen. Während der eine versucht zu schlafen, ist der andere noch wach, macht Geräusche und Licht. Insgesamt bekommen so alle weniger Schlaf. Stress und Übermüdung sind die Folge. Unterschiedliche Schlafbedürfnisse führen besonders in Familien zu weniger gemeinsamer Zeit. Es fehlt dann oft der Ausgleich zum Austausch, für Erholung und Zweisamkeit. Die Lösungen sind hier oft einfacher als gedacht. Separate Schlafräume schaffen Rückzugsorte zum Entspannen. Mit ‚stillen Stunden‘ kann man Kindern vermitteln, dass nun eine Zeit lang leise und ruhig gespielt wird. Kommunikation ist ganz wichtig. Sprechen Sie über die Schlafprobleme und schaffen Sie gemeinsame Rituale, um auch den Kindern eine Schlafroutine zu vermitteln.

Gibt es Schlafroutinen, die allen Familienmitgliedern helfen? Ja, es gibt Schlafroutinen und Rituale, die Familienmitgliedern helfen können, einen besseren Schlaf zu fördern und ein harmonisches Schlafumfeld zu schaffen. Ich empfehle eine festgelegte gemeinsame Abendroutine. Dazu gehören das Zähneputzen, das Vorlesen von Geschichten oder das Teilen von Erlebnissen des Tages. Entspannungsübungen wie Meditation, Atemtechniken oder sanfte Dehnübungen vor dem Schlafengehen eignen sich, um Stress abzubauen und den Körper auf den Schlaf vorzubereiten. Außerdem ist es ratsam, eine ruhige und dunkle Schlafumgebung zu schaffen. Das Dimmen des Lichts und das Reduzieren von Lärmquellen hilft allen, besser in den Schlaf zu finden. Ferner sollten Familien eine gewisse Konsistenz bei den Schlafenszeiten anstreben, selbst wenn die genauen Zeiten variieren. Und schließlich sollte der Schlaf eine bildschirmfreie Zeit sein.

Sprechen Sie über die Schlafprobleme und schaffen Sie gemeinsame Rituale, um auch den Kindern eine Schlafroutine zu vermitteln.

Viele Eltern von Neugeborenen und kleinen Kindern leiden unter Schlafmangel, wie lautet Ihr Rat an Betroffene? Oh ja, diese Zeit kann ganz besonders belastend sein. Wichtig ist, sich und auch das Kind nicht unter Druck zu setzen. Das macht alles nur schlimmer. Akzeptieren Sie den Schlafmangel und nutzen Sie Ruhephasen, um Schlaf nachzuholen. Schon bei Babys und Kleinkindern sind Rituale besonders wichtig. Achten Sie auf eine ruhige und dunkle Umgebung, feste Schlafenszeiten und wiederkehrende Routinen.

Gibt es Strategien für Erholung trotz gestörtem Nachtschlaf? Dauerhaft gestörter Nachtschlaf macht krank, das sollte jedem bewusst sein. Vorübergehende Störungen im Nachtschlaf kann man mit Atem- und Entspannungsübungen, regelmäßiger Bewegung in der Natur, gesunder Ernährung und gelegentlichen Nickerchen abmildern.

Was halten Sie von Hilfsmitteln wie Schlaf-Apps oder -Trackern? Sie können durchaus nützliche Werkzeuge sein, um ein Bewusstsein fürs eigene Schlafverhalten zu schaffen und praktische Tipps zur Verbesserung des Schlafs zu erhalten. Es ist jedoch wichtig, sie mit Bedacht zu nutzen. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Nutzung von Technologie und natürlichen Schlafgewohnheiten, die auf gesunder Lebensweise und Stressmanagement basieren, kann langfristig die besten Ergebnisse für einen erholsamen Schlaf bringen.

Factbox:

Dr. med. Michael Feld ist regelmäßig in allen Medienformaten als Gast und Experte zu sehen. In seinen Büchern klärt er über sein Herzensthema gesunder Schlaf und Regeneration auf.

11. Jul 2025

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Gesundheit

Wertvolle Familiengesundheit – Ein Beitrag von Dr. Klaus Zeh, Präsident des Deutschen Familienverbandes e. V.

Gesundheit ist mehr als nur die Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Gesundheit ein Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens. Seit den letzten globalen Krisen und Ereignissen sind Familien, insbesondere ihre jüngsten Mitglieder, körperlich und psychisch stark unter Mitleidenschaft gezogen. Eltern und Kinder geraten immer wieder an die Grenzen ihrer gesundheitlichen Belastbarkeit. Manchmal reicht bereits der Alltag aus, um Stressfaktoren überhandnehmen zu lassen. Die Gesundheit von Familien ist jedoch nicht nur ihre persönliche Angelegenheit, sondern grundlegend für das Wohl der gesamten Gesellschaft. Dass es den Kindern gut geht, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – der Eltern an sich natürlich, aber auch der Politik, die die Leitplanken für eine gute Vor- und Nachsorge stellen muss. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Gesundheitsvorsorge, damit Eltern und Kinder durch Belastungen gar nicht erst ernsthaft krank werden. Ein sehr gutes Beispiel solcher Vorsorgeeinrichtungen sind die Mutter-Kind-/Vater-Kind-Kuren, die eine Pflichtleistung der Gesetzlichen Krankenversicherung darstellen, leider aber immer noch nicht alle kurbedürftigen Eltern erreichen. Ein wesentlicher Grund ist, dass die Kurprogramme bei Eltern schlichtweg nicht bekannt sind. Hier sollte es uns ein großes Anliegen sein, diese wichtige Komponente des Gesundheitsschutzes unter den Eltern deutlich geläufiger zu machen. Die Möglichkeiten, präventiv oder gesundheitsfördernd zu wirken, sind in der Tat vielfältig: Workshops zu gesunder Ernährung sowie Bewegung oder zur Stressbewältigung. Kochkurse, Sportprogramme, Schulungen zur Unfallverhütung im Haushalt und viele mehr ergänzen die Vorsorgevielfalt. Hilfreich ist, wenn sie die Bedürfnisse von Familien berücksichtigen. Doch in der Verantwortung stehen Eltern selbst. Bei ihnen fängt Familiengesundheit überhaupt erst an. Dazu gehört die Weitergabe von gesunden Lebensgewohnheiten genauso wie die emotionale Unterstützung. Keine noch so gute Vor- und Nachsorgemaßnahme genügt, wenn sich Familien nicht darauf verlassen können, dass sie sie im Bedarfsfall auch erhalten. Es ist daher unabdingbar, dass die Finanzierung von Angeboten sichergestellt ist. Auch, wenn die Diskussionen um die Geldmittel in diesen Tagen intensiv geführt werden, muss die Familiengesundheit unserer Gesellschaft einiges Wert sein. Hier zu sparen, bedeutet an der Gesundheit zu sparen. Ein falscher Ansatz! Für das körperliche und seelische Wohlbefinden ihrer Liebsten engagieren sich Familienmitglieder zuallererst selbst. Sie informieren sich, beugen vor, unterstützen hilfsbedürftige Angehörige und bilden auch starke Unterstützungsnetzwerke außerhalb der Familie. Daher ist auch die Frage relevant: Was können Familien selbst für die Gesundheit tun? Darauf erhalten Sie in diesem Heft Tipps, Hintergrundinformationen und vielfältige Anregungen. Im Mittelpunkt steht dabei der Wert von gegenseitiger Unterstützung, von gemeinsam verbrachter Zeit und einem harmonischen Familienleben, um das Wohlbefinden aller Familienmitglieder zu fördern. >Für das körperliche und seelische Wohlbefinden ihrer Liebsten engagieren sich Familienmitglieder zuallererst selbst. Sie informieren sich, beugen vor, unterstützen hilfsbedürftige Angehörige und bilden auch starke Unterstützungsnetzwerke außerhalb der Familie.