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30. Sep 2021

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Gesellschaft

Aufbruch für neue und grüne Energien

Journalist: Jörg Wernien

Wasserstoff gilt für viele Energieexpert:innen als eine der großen Lösungen um die globale Erderwärmung zu stoppen. Doch es muss „Grüner Wasserstoff“ sein, erzeugt mit nachhaltigem Strom.

Werner Diwald, Vorsitzender des Deutschen Wasserstoff- und  Brennstoffzellen-Verbands e. V.; Foto: Presse

In Schweden hat der Stahlerzeuger SSAB jetzt den ersten klimaneutralen Stahl in einer Weltpremiere hergestellt. Statt Kohle und Koks wurde Grüner Wasserstoff eingesetzt. In fünf Jahren soll der „Klima-Stahl“ im industriellen Maßstab produziert werden und bis zum Jahr 2030 sollen 2,7 Millionen Tonnen pro Jahr sein. Damit könnten die Schweden einen großen Teil ihrer CO2-Emissionen einsparen.

So weit sind die deutschen Stahlhersteller noch nicht. „Der Stahl der Zukunft wird mit grünem Wasserstoff produziert. Die DWVFachkommission HySteel – ein branchenübergreifender Zusammenschluss von Unternehmen und Organisationen aus Wirtschaft und Wissenschaft – verfolgt das Ziel, eine zukunftsweisende Strategie für eine emissionsarme, wasserstoffbasierte Stahlproduktion im Jahr 2045 für Deutschland zu erarbeiten. Insbesondere wollen wir Vorschläge für regulatorische Voraussetzungen, die einen fairen Wettbewerb zwischen emissionsfreie produzierten Stahl und konventionelle produzierte Stähle ermöglichen, gemeinsam entwickeln“, so Werner Diwald, der Vorsitzende des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoff-zellen-Verbands e. V.

Deutschland soll zum Motor und Treiber einer ganz neuen Industrie werden. In vielen Bundesländern werden die Produktion und die Entwicklung von „grünem Wasserstoff“ gefördert. Nicht nur Stahl soll klimaneutral werden, auch die Zementindustrie sucht nach einem neuen Energieträger, um in Zukunft nachhaltig bauen zu können. 

Im Hamburger Hafen soll dafür das H2Giga Projekt entstehen. Um Wasserstoff zu produzieren, benötigt man so genannte Elektrolyseure, hier wird mit der Hilfe von Strom Wasser in die Moleküle Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt. Noch sind die Anlagen winzig, liefern einen Watt an Leistung. Doch schon im Jahr 2030 sollen im Hafen Anlagen von 100 Megawatt den Treibstoff der Zukunft produzieren. Noch ist der grüne Strom zu teuer, kostet die Herstellung der Elektrolyseure viel Geld. 

Alle stehen in den Startlöchern. „Damit die Stahlbranche, die in den nächsten Jahren anstehenden Großinvestitionen vornehmen kann, ist es jetzt die Politik auf nationaler und europäischer Ebene gefordert faire Marktbedingungen, die im Einklang mit den Klimazielen 2045 stehen, zu schaffen. Sobald diese verlässlich in Aussicht stehen, wird die Stahlindustrie die entsprechenden Investitionsentscheidungen treffen“, so Werner Diwald. 

Doch nicht nur die Schwerindustrie setzt auf Wasserstoff. Schiffe und schwere LKW sollen mit Brennstoffzellen angetrieben werden, Flugzeuge werden für Wasserstoff umgerüstet. So entwickelt der ehemalige Airbus-Chef Tom Enders mit einem Konsortium „Universal Hydrogen“ eine Art Nespresso Kapsel System für regionale Flugzeuge in Moses Lake an der Westküste der USA. „Wir wollen gern erster Kunde ei-nes Wasserstoff-Flugzeugs sein“, betonte etwa der Lufthansa-Chef Carsten Spohr in den letzten Wochen immer wieder in einem Beitrag der NZZ. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Die Weichen sind gestellt, die Politik, die Wirtschaft und die Forschung gefordert.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.