Hier zieht jemand einen Koffer hinter sich her am Flughafen

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20. Mär 2024

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Business

Auszeit vom Joballtag

Journalist: Kirsten Schwieger

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Foto: Oleksandr P/pexels

Erfolgreiche Incentives stärken Unternehmenskultur wie Mitarbeitende gleichermaßen und bieten Anerkennung, Anreiz, Abwechslung sowie nachhaltige Erholung.

Vorbei sind die Zeiten, in denen Incentives hauptsächlich als Belohnung für konkrete (Verkaufs-)Erfolge angesehen wurden. Heute verlangt die Unternehmenskultur mehr. Eine aktuelle Studie der Incentive Research Foundation (IRF) sieht Incentives als Mittel zur Kultivierung. Das strategische Instrument solle „weiche“ Leistungsvorteile unterstützen, die dem Wohlbefinden der Mitarbeitenden und der Unternehmenskultur dienen. Von Anreiz- und Anerkennungsprogrammen wird heutzutage dementsprechend erwartet, dass sie eine tiefere Wirkung und größere Reichweite haben. Insbesondere die Generation Z, die sich vor allem Selbstentfaltung und Selbstverwirklichung vom Job verspricht, will mit authentischen Incentivierungen an Bord geholt und gehalten werden. Zum Beispiel mit nachhaltigen Events, die wertvolle Erfahrungen bieten. Aber auch die dezentralisierte Belegschaft bringt neue Bedürfnisse und Erwartungen mit sich. So sollen Incentive-Experten Unternehmen dabei unterstützen, für um das Wohlergehen ihrer Mitarbeitenden zu sorgen und Einsamkeit sowie Burn-out zu verhindern.

Freizeitausgleiche, Teambuilding-Maßnahmen, Auszeiten vom Job und Zugang zu Wellness-Ressourcen sind demnach wichtige Elemente erfolgreicher Incentives. So wundert es nicht, dass Incentivereisen eines der am schnellsten wachsenden Segmente der MICE-Tourismusbranche darstellen. Nach Angaben der Society for Incentive Travel Excellence (SITE) hat diese weltweit einen Wert von etwa 75 Milliarden Dollar. Incentivereisen sind nicht nur ein effizientes Mittel, um Mitarbeitende zu belohnen und zu motivieren, sondern auch Arbeitsbeziehungen zu stärken und den Teamgeist zu fördern. Ein wichtiger Aspekt in Zeiten von hybriden Arbeitsmodellen und Homeoffice. Sie sind eine Gelegenheit, die eigenen vier Wänden zu verlassen, den Horizont zu erweitern und Inspiration für kreative Aktivitäten zu finden. Und um die Werte und Visionen von Unternehmen zu stärken.

Incentivereisen sollten aber auch das Bedürfnis nach Erholung und Regeneration stillen. So wünschen sich laut Incentive Travel Index 89 Prozent der Befragten ausreichend Zeit zum Entspannen, beispielsweise in Form flexibler Auswahlmöglichkeiten in ihrem Zeitplan oder freier Zeit zwischen den Programmen und Zeitblöcken. Auch Benefits wie Inklusivität, Peer-to-Peer-Beziehungen und die Möglichkeit, einen Partner mit auf die Reise zu nehmen, stehen laut Incentive Travel Report 2023 hoch oben auf der Wunschliste der Teilnehmenden von Incentivereisen. Genauso wie nachhaltigere Optionen für Incentive-Reiseorte, Transportmittel und Veranstaltungen.

Exotische Zielorte gelangen demzufolge ins Hintertreffen. Die Auswahl regionaler Destinationen ist groß, manche sogar mit exotischer Kulisse. Naturnahe Settings erfüllen das Bedürfnis nach erholsamen Naturerfahrungen und einer Rückbesinnung auf Ursprünglichkeit. Ideal sind dementsprechend Destinationen inmitten intakter Natur, welche Erholung mit Abwechslung kombinieren und gleichzeitig ausreichend Rückzugsmöglichkeiten bieten.

Interessanter Fakt:

Laut Incentive Travel Report 2023 stieg die Zahl der Teilnehmenden an Incentive-Reiseprogrammen im Jahr 2023 um 48 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019. Für 2024 wird ein Anstieg von 61 Prozent prognostiziert.

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Nachhaltig, transparent und partnerschaftlich – Im Interview mit Barbara Frenkel, Vorstandsmitglied Porsche AG

**Warum bekommt die Beschaffung oft so wenig Aufmerksamkeit – obwohl so viel von ihr abhängt?** Weil Beschaffung meist im Hintergrund läuft – und erst dann in den Blickpunkt rückt, wenn etwas fehlt. Das kennt jeder aus dem Alltag: Fehlt beim Kochen eine Zutat oder beim Möbelaufbau eine Schraube, steht meist alles still. Im industriellen Maßstab kann das bedeuten: keine Teile, kein Auto. Unsere Lieferketten sind heute hochgradig komplex, global und auf Effizienz ausgelegt. Fällt ein einziges Teil aus, sei es durch eine Naturkatastrophe, einen Cyberangriff oder geopolitische Spannungen, kann dies die Produktion gefährden. Deshalb denken wir bei Porsche Beschaffung heute anders: vorausschauender, vernetzter und deutlich resilienter. **Welche Strategie verfolgen Sie, um Lieferketten auch in Krisenzeiten stabil und widerstandsfähig zu halten?** Entscheidend ist die Transparenz in der gesamten Lieferkette – also über unsere direkten Lieferanten hinaus. Uns interessiert: Wer sind die Partner dahinter? Wo haben sie ihre Standorte und welchen Risiken sind sie ausgesetzt? Dabei simulieren wir beispielsweise Wetterereignisse oder Cyberattacken. Wir bewerten globale Rohstoffverfügbarkeiten und identifizieren Single-Source-Situationen. Über allem steht die Frage: Wo könnte ein möglicher Ausfall besonders kritisch für uns sein? **Und welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie, um Risiken zu minimieren?** Hier braucht es ein ganzes Maßnahmenbündel. Als vergleichsweise kleiner Hersteller können wir nicht überall auf eine Zwei-Lieferanten-Strategie setzen. Stattdessen überlegen wir uns etwa, wo wir bei kritischen Materialien gezielt Lagerbestände in Werksnähe aufbauen. Oder wir beauftragen zusätzliche Werkzeugsätze, die bei Bedarf schnell aktiviert werden können. **Wie wählen Sie Lieferanten aus, welche Kriterien sind dabei besonders wichtig?** Die Auswahl unserer Lieferanten ist immer Teamwork. Beschaffung, Entwicklung und Produktion arbeiten eng zusammen. Häufig entwickeln wir die Lösungen gemeinsam mit unseren Lieferanten. Hierbei spielt die technische Bewertung in enger Abstimmung mit unserer Entwicklung eine wichtige Rolle. Die Produktion wiederum achtet sehr stark auf die Logistik. Jeder potenzielle Partner durchläuft ein umfassendes Auditverfahren. Dabei geht es um Qualitäts- und Machbarkeitsaudits. Aber auch um eine umfassende Risikoanalyse. Ein fester Bestandteil bei der Auswahl sind zudem Kriterien bei der Nachhaltigkeit. Also rechtliche, ethische und ökologische Standards. >Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpassungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. **Wie wichtig ist Ihnen die Einbindung mittelständischer Lieferanten in Ihrer Lieferkette?** Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpassungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. Vor allem, wenn sie sich in unmittelbarer Werksnähe befinden. Vorteile sind kurze Wege und schnelle Reaktionszeiten. Als in Deutschland verwurzeltes Unternehmen ist uns zudem daran gelegen, die heimische und europäische Lieferkette zu stärken. **Sie haben die Nachhaltigkeit bereits angesprochen. Nochmals konkret: Wie integrieren Sie diese Kriterien in den Beschaffungsprozess?** Wie gesagt, wir denken hier ganzheitlich und in drei Dimensionen: ökologisch, sozial und ethisch. Im ökologischen Bereich legen wir besonderen Wert auf den CO₂-Fußabdruck in der Lieferkette. Hier entscheiden der Energiemix, die verwendeten Rohstoffe und der Anteil an recyceltem Material. Auch der Wasserverbrauch wird immer wichtiger. Soziale und ethische Aspekte sind ebenfalls von Bedeutung. Wir erwarten, dass internationale Arbeitsstandards eingehalten und faire Löhne gezahlt werden. **Wie haben Sie Einkaufprozesse bzw. das Lieferantenmanagement erfolgreich verbessert?** Rund 80 Prozent der Wertschöpfung entsteht bei uns in der Lieferkette. Entsprechend hoch ist die Bedeutung eines effizienten und partnerschaftlich ausgerichteten Lieferantenmanagements. Deshalb setzen wir bewusst früh an: Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. Über diesen engen Austausch entstehen belastbare Partnerschaften – von Anfang an. **Wie reagieren Sie auf regionale Marktanforderungen?** Angesichts fragmentierter Märkte gewinnt die regionale Verankerung an Bedeu-tung. In China arbeiten wir beispielsweise gezielt mit starken lokalen Partnern zusammen. Mit dem Ziel, marktgerechte Lösungen zu entwickeln – etwa beim Infotainment. Auch regulatorische Anforderungen erfordern spezifische Lösungen, das Aufspüren innovativer Technologien und innovativer Partner. Immer mehr handelt es sich dabei auch um Start-ups aus branchenfremden Bereichen, etwa beim autonomen Fahren, der Konnektivität oder Software. >Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. ## Infos zur Person Barbara Frenkel: Als Kind wollte sie Astronautin werden. Heute leitet Barbara Frenkel das Vorstandsressort Beschaffung der Porsche AG. Frenkel war die erste Frau im Vorstand des Sportwagenherstellers. Sie blickt auf eine mehr als 20-jährige Managementkarriere bei Porsche zurück. Zuvor war sie bei verschiedenen Automobilzulieferern tätig. Barbara Frenkel (62) scheidet zum 19. August 2025 auf eigenen Wunsch aus dem Porsche-Vorstand aus und übergibt ihre Verantwortung an Joachim Schar-nagl (49), der ihre Nachfolge antritt. Privat genießt sie Ausfahrten mit ihrem Oldtimer, einem 911 G-Modell. Sie ist begeisterte Taucherin und unternimmt gerne Ausflüge mit ihrem Hund in die Natur.