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23. Mär 2023

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Wirtschaft

Automation ist notwendig – und ökologisch

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: David Leveque/unsplash, Presse

Roboter arbeiten auch nachts stundenlang ohne Konzentrationsschwächen, sie brauchen weder Sauerstoff, Licht noch Heizung. Für die Intralogistik sind sie ein Segen. Peter Spycher, Präsident des Verbandes Intralogistik Schweiz (ILS), erklärt, warum sie sogar dem Klima guttun.

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Peter Spycher, Präsident des Verbandes Intralogistik Schweiz (ILS)

Herr Spycher, welche Läger sind von dem Prozess der Automatisierung besonders betroffen?
Wir sehen in der gesamten Lagerbewirtschaftung eine Steigerungsrate in der Automatisierung: Produktionslager, Beschaffungslager, Hauptlager und Versandlager sind allesamt stark davon betroffen. Da die Lieferketten nicht mehr funktionieren, holt man wieder mehr Produktion zurück nach Europa und benötigt wegen diesen neuen Produktionsorten dementsprechend mehr Läger. Auch der wachsende E-Commerce hat einen hohen Bedarf.

Was sind die Vorteile dieser Automatisierung?
In der Schweiz haben wir derzeit 250.000 offene Stellen, in zwei Jahren werden es wohl 500.000 sein. Bevölkerungswachstum trifft auf gravierenden Personalmangel. Automatisierung hilft, das Wachstum abzufangen, denn mit „normalen“ Prozessen ist das gar nicht zu schaffen. Wer um 17 Uhr 5.000 Bestellungen reinbekommt, kann diese nicht mehr händisch bearbeiten, sondern muss einfach automatisieren. Und wer dann schon einmal dabei ist, kann dadurch auch gleichzeitig seinen Service verbessern. Dies führt zu weiterem Wachstum.

Was genau wird automatisiert?
Sämtliche Prozesse. Wo früher Gabelstapler mit Paletten durch die Gegend fuhren, sehen wir heute AGV (Automated Guided Vehicles) oder FTS (Fahrerlose Transportsysteme). Diese übernehmen nicht nur den Transport, die AGV bringen auch die Paletten in die Reihenfolge, in der sie geladen werden müssen. Vielleicht können wir in einigen Jahren auch gleich damit in die LKW reinfahren.

«Dank Robotern kann man den LKW ganz auslasten und die Palette exakt auf das Ladenlayout abbilden, sodass die Mitarbeiter im Laden sehr viel Zeit sparen und nicht mehr ständig suchen müssen, wo was hingehört.»

Vernichtet dieser Prozess Arbeitsplätze oder hilft er gegen den Fachkräftemangel?
Wie anfangs erwähnt, hilft uns die Automatisierung. Die Zusammenstellung der Paletten für die jeweiligen Supermärkte erfolgte früher von einem Mitarbeiter manuell, während langer Nachtschichten, oftmals in der Kälte. Heute bauen die Roboter die Palette automatisch zusammen. Daraus ergibt sich jedoch teilweise die Problematik, dass verschiedene Produkte mit unterschiedlichen Gewichten aufeinandergestellt werden müssen und das ist nicht immer einfach. Wir müssen schauen, dass wir die Sortimente zusammenhaben und trotzdem eine stabile Palette bauen. Dank Robotern kann man den LKW ganz auslasten und die Palette exakt auf das Ladenlayout abbilden, sodass die Mitarbeiter im Laden sehr viel Zeit sparen und nicht mehr ständig suchen müssen, wo was hingehört. 

Inwiefern hilft der Einsatz dieser automatisierten Abläufe auch bei der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele?
Wenn ich automatisiere, kann ich die Flächen reduzieren und in die Höhe gehen. Anstatt riesige Hallen zu heizen und zu beleuchten, lässt sich die gleiche Ware also viel kompakter in einem automatischen Lager unterbringen. Das spart Fläche, Licht und Heizung. Alles, was ich nicht extra bauen muss, habe ich schon einmal eingespart! Alternativ kann man auch in die Tiefe gehen. Zudem helfen Photovoltaikanlagen auf den Dächern, grosser Lagerhallen bei der Deckung des eigenen Energiebedarfs.

Wie weit ist denn der Automatisierungsprozess bereits vorangeschritten?
Wir sind in der Schweiz und in Deutschland sehr automatisiert, aber viel zu tun bleibt trotzdem: Viele Firmen haben immer noch kein Lagerverwaltungssystem und somit keine Stammdaten über Lagerbestände und Verfügbarkeit. Das ist jedoch die Grundvoraussetzung für Effizienz.

27. Nov 2025

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Wirtschaft

Landmaschinen-Hersteller: „In 10 Jahren ist KI auf dem Acker“ – mit Philipp Horsch, Geschäftsführer des Landmaschinen-Herstellers Horsch mit Sitz in Schwandorf bei Regensburg

![Philipp Horsch 2023 (2) ONLINE.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Philipp_Horsch_2023_2_ONLINE_6f2ac62a0a.jpg) ``` Philipp Horsch, Geschäftsführer des Landmaschinen-Herstellers Horsch mit Sitz in Schwandorf bei Regensburg ``` **Wo steht deutsche Landmaschinen-Technik im internationalen Vergleich?** Deutschland ist da führend. Wir haben im Gegensatz zu anderen Ländern eine sehr exportfreudige Industriekultur. Trotzdem macht uns die geopolitische Situation Sorgen. **Sie meinen die US-Zölle?** Ja, unter anderem. Zum Glück sind die USA für uns nur ein kleiner Markt. Wir machen dort nur ca. fünf Prozent unseres Umsatzes. **Wann kommt denn die KI auf den Acker?** Ich schätze, dass wir in 5-10 Jahren soweit sind. Die Situation auf dem Acker ist erheblich komplexer als auf der Straße. Sie wissen z. B. nie genau, wann es wie viel regnen wird. Der Boden verändert sich ständig. Davon hängt aber z. B. ab, wie tief das Saatgut eingebracht werden muss. Hinzu kommen Einflüsse im Bereich der Oberfläche wie organische Rückstände oder Steine. Trotzdem wird schon heute automatisiert gefahren, d. h.: Die Maschine fährt autonom, der Fahrer überwacht sie nur noch. **Was wird später mal aus Ihrem Familienunternehmen?** Der Generationswechsel ist eines der wichtigsten Themen eines jeden Unternehmens. Bei uns sieht es gut aus: Wir sind vier Gesellschafterfamilien mit 13 Kindern in der nächsten Generation. Wahrscheinlich die Hälfte davon tendiert in unsere Firma, vier davon sind schon operativ im Unternehmen tätig.