15. Jun 2022
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Gesundheit
Journalist: Uwe-Matthias Müller
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Foto: Tyler Farmer/unsplash, Presse
Es ist ein wenig bedauerlich, dass die Generation der Menschen zwischen 50 und 75 Jahren in unserem Land am besten mit anglisierten Begriffen beschrieben werden kann. Unsere schöne deutsche Sprache kennt leider nur Begriffe wie Ältere, Senioren und ähnliches. Klar, Menschen jenseits der 50 sind – zumindest im Vergleich der biologisch Jüngeren – ältere Menschen. Aber sie sind deshalb keine Senioren im Sinne der körperlichen Hinfälligkeit und Betreuungs-Bedürftigkeit.
Uwe-Matthias Müller, Geschäftsführender Vorstand des Bundesverbands Initiative 50Plus
Die in den letzten Jahrzehnten erfreulicherweise stark gestiegene Lebenserwartung unserer Bürger ermöglicht ein längeres Leben voller von Neugierde getriebener Aktivitäten. Bestager haben ein völlig neues Lebensgefühl und positives Altersbild entwickelt. Galt früher einmal: „Die Kinder sollen es mal besser haben.“ wollen sie heute ihr Leben – auch im Alter – genießen und die Früchte der Arbeit schmecken. Neues entdecken, nochmal eine neue Profession ergreifen, das eigene bürgerschaftliche Engagement ausbauen, Sprachen lernen, fremde Kulturen entdecken oder einfach ein lange vernachlässigtes Hobby pflegen – Lebensfreude ist 50Plus.
Dabei ist es eine selbstverständliche gesellschaftliche Realität, nicht allen geht es gleich gut. Und manche – auch materielle - Gewissheit wird in unsicheren Zeiten fragil. Daher ist es gut und nützlich, rechtzeitig Gedanken und Ideen zu entwickeln, einen Plan für das Leben ab 50 zu entwerfen. Antworten auf die Fragen: was will ich noch erreichen, wo stehe ich, wo will ich aber eigentlich sein, was brauche ich für die Erreichung meiner Ziele, wer kann mir helfen, wem kann ich helfen, sollten gefunden werden.
„Prior Preparation prevents poor Perfromance“, dieses Motto steht einer gesunden Spontaneität nicht entgegen. Im Gegenteil ist Expertenrat und fundierte Überlegung eine gute Grundlage, um sich später überhaupt erst spontane Lebensfreuden gönnen und leisten zu können.
Wenn es auch so scheint, als ob (fast) alle noch den trügerischen Schimären des Jugendwahns hinterher hecheln, gibt es doch inzwischen genügend qualifizierte Produkte und Dienstleitungen, die für Menschen 50Plus und 60Plus maßgeschneidert sind. Ob es um Job, Gesundheit, Finanzen, Wohnen, Reisen oder andere Themen geht, immer mehr Anbieter geben sich redliche Mühe, die lukrative Zielgruppe der Bestager zu erreichen und zu überzeugen.
Nun müssen nur noch die Politiker und Parteien dem demografischen Wandel in unserem Land Tribut zollen. Die verdeckte Diskriminierung Älterer am Arbeitsmarkt, zunehmende Unsicherheiten bei der Finanzierung des gesetzlichen Renten-Systems, der bedrückende Pflege-Notstand sind nur einige Reform-Themen, die in den letzten zwei Jahrzehnten vernachlässigt wurden. Jetzt gilt es mit Mut, Weitsicht und Tatkraft unsere Gesellschaft so zu gestalten, dass sie demografisch gerecht, also zukunftsfest wird.
Das eigene individuelle Glück und Wohlbefinden hängt auch immer an der Wohlfahrt aller Bürger. Handeln wir nach dem Prinzip: „Mehr Demografie wagen!"