17. Mär 2023
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Gesellschaft
Journalist: Peter Hübner
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Foto: HDB/Stockberg
Peter Hübner, Präsident Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. (HDB)
Wasserstraßen- oder Wohnungsbau, Kabellegung oder Brückensanierung – Staub und Lärm sind wahrscheinlich die ersten Schlagworte, die viele Menschen mit der Bauindustrie verbinden. Zu Unrecht. Was die Branche leistet, nämlich die Errichtung unserer Arbeits- und Lebenswelten, wird oft zu wenig wahrgenommen. Dabei steht gerade das Bauen von Kitas, Schulen und Wohnhäusern, von Produktions- und Forschungseinrichtungen sowie von Mobilitätsinfrastrukturen für den Fortschritt unseres Landes und begleitet alle Menschen ein Leben lang.
Für die gewaltigen Bauaufgaben unserer Zeit muss auch die Bauwirtschaft als tragende Industrie unseres Landes durch einen gewaltigen und teilweise radikalen Transformationsprozess. So sind zum Beispiel die Innovationszyklen am Bau nicht mit denen anderer Branchen vergleichbar, Bauen fühlt sich für viele noch an wie vor 50 Jahren und disruptive Veränderungen gab es allenfalls in Teilbereichen. Nichtsdestotrotz hat die Branche immer wieder bewiesen, Lösungen für auch noch so diffizile Herausforderungen zu finden. Die vielen Bauwerke, ob Brücken in tausenden Metern Höhe, Tunnel unterhalb des Meeresgrundes oder gewaltige Monumente, sind der Beweis dafür.
Die Digitalisierung wird dabei ein wesentlicher Treiber dieses Prozesses sein. Sie zwingt uns nicht nur, Prozesse neu zu definieren, die Kooperation aller Projektpartner konsequent einzufordern und alle Projektdaten in einem Common Data Environment verfügbar zu machen. Immer mit dem Ziel, die Schnelligkeit durch digitale Prozesse, von der Genehmigung bis zum Betrieb, zu erhöhen, Fehler und Risiken frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden sowie die beste ingenieurstechnische und klimagerechteste Lösung in Zusammenarbeit zwischen Planern, Bauunternehmen und Auftraggebern zu identifizieren. Sie bringt uns regelrecht dazu, den Bau von Infrastrukturen komplett neu zu denken – über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks, klima- und umweltschonend, ressourcenoptimiert und vernetzt. Angesichts des enormen Fachkräftebedarfs hilft die Digitalisierung dabei, die Produktivität am Bau enorm zu steigern und die traditionsreiche Baubranche in die Zukunft zu führen.
Die Veränderungen der Branche zeigen sich gleichzeitig durch den Markteintritt neuer Akteure, die in Kooperation mit den etablierten Unternehmen Projekte umsetzen, oder auch in Konkurrenz treten. Doch eines ist klar: Die Start-Ups, die Vorreiter, die Vordenker sind dabei immens wichtig für unsere Branche. Sie sind ein Treiber für das Bauen der Zukunft! Durch ihre Arbeit, ihr neues Denken stärken wir die Fähigkeit der Branche, Potentiale zur Steigerung von Innovation und Produktivität zu heben und die Attraktivität der Branche zu steigern. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels.
Aktuell steht der Bau vor großen Herausforderungen: Der Wohnungsbau stockt besorgniserregend und die Modernisierung der Infrastruktur lahmt. Doch als Unternehmerinnen und Unternehmer lassen wir uns dadurch nicht entmutigen. Zu sehr wird die Bauindustrie, neben der eigenen Transformation, auch für die großen Transformationsthemen unserer Zeit gebraucht: Von der Energie- und Mobilitätswende, bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum oder zur Erreichung unserer Klima- und Umweltziele. Kurz: Wir sind eine Zukunftsbranche, die den Auftrag zur Modernisierung des Landes annimmt und gern in die Verantwortung genommen wird, ihre Leistungsfähigkeit voll auszuspielen.