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8. Mär 2022

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Gesellschaft

Besondere Anforderungen an Lebensmittelverpackungen

Journalist: Julia Butz

Vier Experten sprechen über die Besonderheiten von Lebensmittelverpackungen.

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Benedikt Kauertz, Fachbereichsleiter Industrie und Produkte, ifeu - Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH, Foto: Presse

Die Anforderungen an Getränkeverpackungen sind heute ausgesprochen vielfältig. Neben klassischem Produktschutz und Marketingaspekten stehen auch die ökologischen Anforderungen zunehmend im Vordergrund. Insbesondere bei Produktneuentwicklungen suchen Produzenten heute gezielt nach Informationen zur Umweltbewertung eines Packmittels. Eine ökobilanziell optimierte Verpackung nutzt dabei nicht mehr Material als unbedingt nötig, basiert auf nachwachsenden oder sekundären Rohstoffen und ist vollständig recyclingfähig. Sie sollte zudem nicht weit distribuiert werden und im Falle von Mehrweggebinden stabil hohe Wiederbefüllraten erzielen. Bei der Abfüllung sollen darüber hinaus alle erdenklichen Effizienzpotenziale hinsichtlich des Energiebedarfs erfüllt werden. All diese Anforderungen gilt es an die Rahmenbedingungen des Produktes – von der Art des Getränks bis zur Weite des Transportweges etc. – anzupassen, um dann auf Basis wissenschaftlich valider Fakten das richtige Verpackungssystem zu wählen.

Viele Hersteller, die sich intensiv mit den Produktanforderungen und dazu notwendigen Verpackungen auseinandersetzen, setzen in der Praxis oft bereits auf nachhaltige Lösungen.

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Karsten Hunger, Geschäftsführer des Industrieverband Papier- und Folienverpackung e.V. (IPV), Foto: Presse

Zeitgemäße Verpackungen sind über den gesamten Lebenszyklus nachhaltig – von der Produktion über die Verwendung bis zum Recycling. Lebensmittelverpackungen werden dabei auf mehrere Ziele hin komplex optimiert. Neben der Praxistauglichkeit, je nach Produktanforderung und Marketingaspekten, erhält das Thema Nachhaltigkeit dabei zunehmend an Gewicht. So ist heute das fertige Verpackungsdesign oft ein Kompromiss verschiedener Faktoren. Auf Kundenanforderungen basierend auf neuen Erkenntnissen, Materialien und Produktionsmöglichkeiten zu reagieren und das Verpackungsdesign daraufhin beständig zu verbessen, ist bei uns eine kontinuierliche Aufgabe. Denn eines darf nicht vergessen werden: Verpackungen schützen Lebensmittel und garantieren den sicheren Transport.

Ohne eine geeignete Verpackung würden viele Lebensmittel nicht zum Kunden gelangen oder vorher verderben. Auch dienen Verpackungen dazu, unseren Lebensgewohnheiten gerecht zu werden, zum Beispiel mit bedarfsgerechten kleinen Verpackungseinheiten, die ungenutzte Lebensmittel verschlossen halten und eine längere Haltbarkeit ermöglichen. Verpackungen unterstützen somit die Nachhaltigkeit jedes einzelnen Lebensmittels.

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Matthias Potthast, Co-Founder & Geschäftsführer Relevo GmbH, Foto: Presse

Verpackungen in der Lebensmittelindustrie bedürfen immer größeren Ansprüchen, sowohl hinsichtlich Designs und Qualität, als auch bei der Ressourcenschonung und -minimierung. Insbesondere im Bereich der Verpackungen für Take-Away und Lieferservices ist das Thema Müllvermeidung in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt. Speisen zum Mitnehmen werden bisher überwiegend in Einwegverpackungen abgegeben.

Die Herstellung erfordert einen hohen Ressourceneinsatz und belastet unsere Umwelt. Diese negativen Auswirkungen verbinden auch Endkonsumenten bei der Nutzung von Einwegverpackungen. Wir bieten eine smarte „Kreislauf-Verpackung“ für die Gastronomie an: eine Mehrwegverpackung, die mittels eines digitalen Service bei teilnehmenden Restaurants zurückgegeben und dann wieder neu eingesetzt wird. Dies ist für den Gastronomen nicht nur wirtschaftlich interessant. Auch Verpackungsdesign und -qualität spielen beim Essenserlebnis eine Rolle. Und mit einer hochwertigen Verpackung wird gleichzeitig die Produktqualität gesteigert.

Durch unsere App sind einfaches Ausleihen und Zurückgeben des Mehrweggeschirrs möglich, aufgrund der Datentransparenz ist der geringe CO2-Fußabdruck auch messbar.

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Florian Pachaly, Gründer und Geschäftsführer reCup GmbH

Das Denken in Kreisläufen ist das Prinzip der Zukunft. Erst wenn die Wiederverwendung über dem Wegwerfen steht, hat unsere Umwelt die Chance, dass es rund läuft. Wir sind davon überzeugt, dass Coffee-to-go und Take-away nachhaltig, ohne Müll und ohne enorme Ressourcenverschwendung funktioniert. Durch das Verbot für viele Einwegplastikprodukte, der EU-Verordnung, die ab 2023 die Nutzung von Mehrwegbehältern als verpflichtende Alternative vorsieht oder einem Beispiel wie Tübingen, die jüngst die Plastiksteuer einführten, wird deutlich, dass auch die politischen Rahmenbedingungen längst da sind. Mit einem funktionierenden und auf den Bedarf der Gastronomen abgestimmten Pfandsystem, kann auch systemgerecht darauf reagiert werden: Mit Mehrweggeschirr, das leicht und bruchsicher ist, hitzebeständig, mikrowellentauglich und spülmaschinenfest. Mit Behältern die gut stapelbar und dadurch platzsparend sind, mit Fülllinien-Kennzeichnungen, die die Befüllung erleichtern. Unsere Becher sind zu 100 % recycelbar, schadstofffrei und so langlebig, dass sie mindestens tausendmal eingesetzt werden sollen. So kann Mehrweg zum neuen Standard in der Gastronomie werden.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.