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11. Dez 2019

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Gesellschaft

Besserer Überblick mit BIM

Journalist: Armin Fuhrer

Building Information Modelling hat viele Vorteile – nicht nur beim Bauen, sondern auch in der Nutzungsphase, sagt Experte Rasso Steinmann

Kann BIM schon während der Planungsphase Fehler bei der Zusammenarbeit der Beteiligten und andere Mängel vermeiden?

Ein klares Ja. Die Möglichkeiten in dieser Phase werden von Unternehmen, die damit Erfahrung gesammelt haben, auch als „Low Hanging Fruits” erkannt, die man relativ leicht erreichen kann, und die unmittelbaren Nutzen bringen. Hier einige Beispiele:

Die Koordination der Fachplanungen mit Hilfe eines Koordinationsmodells ist heute mit allen BIM-Software-Systemen möglich, deren IFC-Datenschnittstelle von buildingSMART zertifiziert wurden. Dazu gehören BIM-CAD-Systeme, Programme für Tragwerksplanung, Kostenmanagement, Energiesimulation usw., aber auch CDEs (Common Data Environments), die die fachliche Abstimmung mit Hilfe eines Koordinationsmodells Cloud-basiert unterstützen. Modelchecking-Programme helfen frühzeitig Kollisionen und Planungsfehler aufzudecken. Und sie dienen einem begleitenden Qualitätsmanagement während der Planung. Durch eine modellbasierte Arbeitsweise kann auch die Entwicklung der Mengen während der Änderungen in den Planungs- und Ausführungsphasen transparent nachgehalten werden.

Welche Rolle spielt BIM für den Bauherren – hilft es ihm, den Überblick besser zu bewahren?

Wenn der Bauherr bereit ist, sich in die BIM-Methodik einbinden zu lassen, und die damit verbundenen Technologien zu nutzen, hat er entscheidungsrelevante Informationen wesentlich frühzeitiger, transparenter und auf einem höheren Qualitätsniveau zur Verfügung, als bisher. Auch kann er seine Informationsanforderungen für den Betrieb des Bauwerks frühzeitig in das Projekt einbringen, idealerweise bereits bei der Ausschreibung in Form einer AIA (Auftraggeber-Informations-Anforderung), sodass ihm entsprechende Daten bei der Übergabe zur Verfügung stehen.

Kosten entstehen nicht nur während der Bauphase, sondern vor allem während der Betriebs- bzw. Lebensphase des Bauprojekts. Können durch den Einsatz von BIM auch noch in dieser Phase Kosten gespart werden?

Auch in der Nutzungsphase helfen digital unterstützte Methoden erheblich, finanzielle Risiken zu mindern und Abläufe zu optimieren. Die BIM-Methoden und Datenmodelle während des Betriebs unterscheiden sich von denen während der Planungs- und Ausführungsphase. Bei Umbaumaßnahmen sind sie wieder fast identisch. Im Betrieb können mit sogenannten digitalen Zwillingen die alltäglichen Prozesse des Facility Managements unterstützt werden, zum Beispiel im Flächenmanagement, der Wartung usw. Fristen im Rahmen der Betreiberhaftung können nachgehalten werden, und die damit verbundene Dokumentationspflicht kann automatisiert erfolgen. Ticketsysteme in Verbindung mit einem digitalen Gebäudemodell helfen Störungen effizient abzuwickeln, inklusive der automatisierten Beauftragung und Bezahlung der Handwerker.

BIM wird nicht nur bei privaten Bauprojekten eingesetzt, sondern auch bei Projekten mit öffentlichen Bauherren. Bei solchen Projekten wird die Bürgerbeteiligung immer wichtiger. Kann BIM auch helfen, interessierten Bürgern einen besseren Überblick zu geben?

Ein wichtiges Ziel von BIM ist ja, Informationen eines Bauvorhabens den Beteiligten transparent und verständlich zur Verfügung zu stellen, dazu gehören auch unmittelbar Betroffene, wie interessierte Bürger. Man kann aus BIM-Bauwerksmodellen relativ einfach Modelle zur 3D-Visualisierung ableiten. Auf diese Weise können interessierten Bürgern frühzeitig der geplante Endzustand und auch Zwischenstände der einzelnen Bauphasen visuell dargestellt und verständlich kommuniziert werden, was häufig zu einer besseren Akzeptanz des Bauvorhabens und der belästigenden Begleitumstände beiträgt.

Der Stufenplan „Digitales Bauen" der Bundesregierung empfiehlt BIM bei öffentlich-privaten Projekten. Kann das Ziel, durch BIM zu einem fundierten Risikomanagement zu kommen, erreicht werden?

Auch hier ein klares Ja. Die Pilotprojekte, die in den letzten Jahren zur Umsetzung des Stufenplanes gelaufen sind, haben das bereits gezeigt. In der Dokumentation der Begleitforschung „bim4infra“ kann man das nachlesen. Und ein Blick auf die Erfahrung anderer Länder, wo die öffentliche Hand in der Einführung von BIM schon weiter ist, wie z. B. Norwegen, Holland oder Großbritannien, bestätigt das ebenfalls.

23. Okt 2025

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Gesellschaft

„Bewusst Anlegen!“ – Ein Beitrag von Margarethe Honisch, Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Speakerin, Spiegel-Bestseller-Autorin und Finanzkomlumnistin

Die deutsche Anlagekultur könnte kaum vielfältiger sein. Während die Frage nach finanzieller Vorsorge drängender wird als je zuvor, klaffen die Herangehensweisen der Generationen weit auseinander. Generation Z zeigt sich offen, neugierig und digital. Sie informiert sich auf Social Media, tauscht sich auf Plattformen aus und wagt mutig erste Schritte in Richtung Investments, allerdings oft spontan und ohne langfristige Strategie. Die Boomer-Generation hingegen bleibt zögerlich. Viele scheuen das Risiko, vertrauen weiterhin auf altbewährte Sparmodelle oder haben Berührungsängste mit modernen Finanzthemen. Was jetzt zählt, ist ein neues, generationenübergreifendes Money Mindset. Ein Mindset, das nicht nur den Weg zur bewussten Geldanlage ebnet, sondern das Investieren selbst zur Normalität macht. Gerade junge Menschen zeigen dabei, dass Interessen und Hobbys auch ein Schlüssel zu klugen Investitionen sein können. E-Sports und Gaming sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein globaler Wachstumsmarkt. Wer ohnehin Zeit mit Spielen, Streams oder Turnieren verbringt, kennt die großen Player, die Trends und die Dynamik. Dieses Wissen lässt sich nutzen, um bewusst zu investieren: Welche Hersteller haben die Marktmacht? Wo entwickelt sich der Markt hin? Wer hier reflektiert Entscheidungen trifft, verbindet Freizeit mit Vermögensaufbau und zeigt, dass Investieren dort beginnt, wo man sich auskennt. >Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Doch das ist nur ein Beispiel. Die Realität ist: Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Denn nur wer lernt, mit Geld reflektiert und strategisch umzugehen, kann echte finanzielle Unabhängigkeit erreichen – bewusst, nachhaltig und generationenübergreifend. Genau gilt es, Wissen zu teilen, Ängste abzubauen und Mut zu machen, den ersten Schritt zu gehen. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist kein unerreichbares Ideal, sondern das Ergebnis vieler kleiner, bewusster Entscheidungen. Jede und jeder kann lernen, Verantwortung zu übernehmen für die eigene Zukunft und für die Gestaltung einer neuen, offenen Anlagekultur. Finanzen dürfen kein Tabuthema mehr sein. Wer heute beginnt, bewusst anzulegen, verändert nicht nur das eigene Leben, sondern auch die Perspektiven der nächsten Generation.

2. Okt 2025

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Gesellschaft

Lebensmittel sind weit mehr als bloße Konsumgüter – Ein Beitrag von René Püchner, Präsident Lebensmittelverband Deutschland

Sie sind Kultur, Identität, Genuss und Spiegel gesellschaftlicher Vielfalt. Sie vereinen jahrhundertealtes Handwerk mit modernster Technik, globale Lieferketten mit regionalem Bewusstsein, individuelle Lebensstile mit kollektiver Verantwortung. Wer über Lebensmittel spricht, spricht über auch über die Art und Weise, wie wir leben, genießen und gestalten wollen. Unsere aktuellen Umfragedaten zeigen eindrücklich: Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung hält Lebensmittelvielfalt für wichtig. Zwischen dem 15. und 18. Juli 2025 befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag unseres Verbandes 1.037 Menschen bundesweit. Das Ergebnis: 76 Prozent beurteilen Vielfalt als „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Besonders deutlich ist die Haltung bei Jüngeren: 94 Prozent der 18- bis 29-Jährigen betonen, wie essenziell Vielfalt für sie ist. Für 81 Prozent ist sie Ausdruck kultureller Vielfalt, für 78 Prozent integraler Bestandteil moderner Ernährung. Und 77 Prozent probieren gern Gerichte aus anderen Kulturen – ein Ausdruck von Neugier und kulinarischer Offenheit. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll: Vielfalt ist kein Luxus, sondern eine Erwartung. Ein Grundbedürfnis in einer dynamischen, global vernetzten Gesellschaft. Die Lebensmittelwirtschaft trägt Verantwortung, diese Erwartungen nicht nur zu erfüllen, sondern aktiv zu gestalten – durch Transparenz, Qualität und Innovation. >Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Mit Blick auf soziale Teilhabe und Integration richtet sich unser Blick auch auf strukturelle Vielfalt. So hat der Lebensmittelverband gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie das „What the Food“-Forum: Diversity in the Food Industry initiiert, das am 18. September 2025 in Berlin stattfand. Unter anderem unter dem Motto „Migration als Erfolgsfaktor in der Lebensmittelbranche“ beleuchteten wir Beiträge von Menschen mit Migrationsgeschichte, diskutierten Chancengleichheit und kulturelle Sensibilität und zeigten, wie Vielfalt gelebt wird und Mehrwert schafft. Die Herausforderungen, vor denen wir in der Lebensmittelwirtschaft stehen, sind durchaus komplex: Klimawandel und Ressourcenschutz erfordern neue Wege in Produktion, Logistik und Verpackung. Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten Transparenz, verlässliche Qualität, klare Informationen. Zugleich wünschen sie Vielfalt, Inspiration und genussvolle Erfahrungen. Diesen hohen Anspruch erfüllen wir. Wir setzen in Produktion, Entwicklung und Kommunikation auf qualitativ hochwertige Zutaten, klimafreundliche Verfahren, ressourcenschonende Verpackungen und kultursensible Ansätze. Als Lebensmittelverband Deutschland verstehen wir uns als Brücke: Zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Wir bieten Orientierung durch fundiertes Wissen, begleiten Trends faktenbasiert und fördern den Dialog über die Ernährung von morgen.