4. Apr 2019
|
Lifestyle
Journalist: Uwe-Matthias Müller
Best-Ager ist ein anglizistischer Begriff, der in den letzten Jahren immer mehr in Mode gekommen ist. Er wabert durch die Medien, seit unsere Gesellschaft sich mit dem Thema Demografie befasst. Und das ist noch nicht solange her. Best-Ager, so suggeriert uns die Werbe-Industrie, sind lebensfrohe Besserverdienende, die um die 50, 60 Jahre alt sind und fröhlich und unbeschwert durch das Leben schreiten, joggen, fliegen…
Dieses Bild ist richtig und es ist wieder auch nicht ganz richtig. Denn die Menschen der Generation 50Plus bilden natürlich keine homogene Gruppe und sie haben auch nicht nur hedonistische Interessen. Viele Bürger dieser Altersgruppe haben durchaus nicht nur Halli-Galli-Vergnügen im Kopf, sondern machen sich tiefgründige und nachhaltige Gedanken, wie sie den nachfolgenden Generationen eine Welt hinterlassen können, in der es Freude bereitet, gut und gern zu leben.
In Deutschland haben wir etwa 36 Millionen Menschen, die älter als 50 Jahre sind. Unsere Gesellschaft altert, denn einerseits leben Paare oft kinderlos und andererseits macht die Medizin ständig Fortschritte und erlaubt es vielen Bürgern, eine längere Lebenszeit zu erreichen.
Alle Beteiligten müssen daher umdenken und sich darauf einstellen, mit mehr etwas älteren Menschen umzugehen. Da geht es oft um scheinbar ganz triviale Dinge wie z.B. die ergonomische Gestaltung von Arbeitsplätzen und die Anpassung von Fortbildungs-Maßnahmen in Betrieben an die unterschiedlichen Lerngewohnheiten der arbeitenden Generationen, das „universelle Design“ von Produkten und Verpackungen, gute Lesbarkeit von Ausschilderungen, neue Konzepte zu Wohnformen… Die Liste ließe sich noch sehr verlängern.
Auch die jüngeren Generationen in unserem Land müssen dem demografischen Wandel Rechnung tragen. Der Erkenntnis, dass der „Jugendwahn“ nicht mehr trägt, sollten sich auch diejenigen nicht verschließen, die an den Generationen-Pakt glauben. Die Finanzierung des Lebensstandards im Alter wird sicher nicht mehr durch die staatliche Rente allein darzustellen sein. Innovative Konzepte und Anreize zur Förderung der privaten und betrieblichen Altersvorsorge sind dringend notwendig, wenn die Altersarmut in unserem eigentlich reichen Land nicht noch stärker ansteigen soll.
Große Aufgaben liegen also vor uns und viel Zeit bleibt nicht mehr, um den demografischen Wandel positiv zu gestalten. Es gilt jetzt die Chancen der Demografie zu erkennen und zu ergreifen sowie die damit verbundenen Herausforderungen anzugehen und dann erfolgreich zu meistern.
Wir brauchen unmittelbar einen demografischen Aufbruch. Daher muss der Appell an die Vertreter der Politik, an die Wirtschaft, an die Medien und an uns Bürger lauten: „Lasst uns mehr Demografie wagen!“
Uwe-Matthias Müller, Vorstand Bundesverband Initiative 50Plus