Diesen Artikel teilen:

4. Jun 2024

|

Gesellschaft

Comeback von „Made in Germany“

Journalist: Julia Butz

|

Foto: cottonbro/pexels

Die Zeichen stehen auf De-Globalisierung. Das verhilft dem Label „Made in Germany“ zum willkommenen Comeback, insbesondere in der Modeindustrie.

Deutschland gehört im internationalen Vergleich zu den beliebtesten Herkunftsländern bei Waren und Dienstleistungen. „Made in Germany“ steht als Qualitätssiegel weltweit für hochwertige Verarbeitung, höchste technische Standards, Ingenieurskunst, Sicherheit und Zuverlässigkeit. Das war nicht immer so. Vor rund 125 Jahren wurde die Bezeichnung „Made in Germany“ als Warnsignal von den Briten eingeführt, um englische Qualitätsware vor Billigkopien aus Deutschland zu schützen. Doch die deutsche Industrie holte schnell auf und setzte neue Qualitätsmaßstäbe. Erst so avancierte die Herkunft aus Deutschland zum Gütesiegel. „Made in China“ oder andere Waren aus Fernost hingegen gelten als Symbol für minderwertige Waren.

Gekauft werden sie trotzdem. Neben Elektronikgeräten gilt dies umso mehr für Bekleidung und Schuhe. Seit den 1980er-Jahren verzeichnet die deutsche Modeindustrie sinkende Zahlen. Auch, wenn Deutschland für globale Sportswear-Marken steht, High End Fashion, minimalistische Mode in bester Qualität und edle Strickwaren herstellt. Die internationale Fast Fashion von skandinavischen coolen Labels bis zu unschlagbar günstigem aus Irland haben Mode „Made in Germany“ in den letzten Jahrzehnten recht alt aussehen lassen.

Das sieht in Zeiten gefragter Nachhaltigkeit anders aus. Das Bewusstsein der Verbrauchenden für die unfaire Massenproduktion von Mode ist größer geworden. Wo wird mein T-Shirt produziert? Sind die Arbeitsbedingungen und sozialen Standards im Herstellungsprozesse fair? Welchen Weg musste das billig produzierte Shirt, gefärbt und genäht am anderen Ende Welt, bis zum deutschen Händler zurücklegen und welche Umweltbelastungen sind allein mit dem Transport verbunden? Zudem verfügt die sogenannte Billigware vielfach nicht über die nötige Langlebigkeit, um im Sinne der Kreislaufwirtschaft recycelt und wiederverwertet werden zu können.

Ein Grund mehr, wieder auf Qualitätsprodukte aus Deutschland zu setzen. Denn für die Herkunftsbezeichnung „Made in Germany“ wird grundsätzlich der überwiegende Teil des Herstellungsprozesses, also Design, Entwicklung, Produktion und Qualitätssicherung in Deutschland verlangt. Ihre Produkte erfüllen höchste Sicherheits- und Umweltstandards und unterliegen der ständigen Kontrolle durch unabhängige Prüforganisationen.

Was den internationalen Global Playern in der Transformation hin zu nachhaltigen Produktionsbedingungen und zirkulären Geschäftsmodellen noch schwerfällt, stellen junge deutsche Marken von Beginn an in den Mittelpunkt ihres Business – und lassen „Made in Germany“ als deutsches Gütesiegel wieder aufleben. Da werden Upcycling-Rucksäcke aus Airbags, Taschen aus Lkw-Planen, Brillen aus Naturmaterialien und Accessoires aus Vintagestoffen hergestellt, häufig mit echtem Handwerk. Handarbeit, die hohe Verarbeitungsqualität garantiert und dem Wunsch des Kunden entgegenkommt, weniger, aber hochwertigerer und langlebigerer Teile zu kaufen. „Made in Germany“ fördert die regionale Verbundenheit, auch durch die oftmals partnerschaftlichen Kontakte zu den Lieferanten, vermindert Transportwege und spart CO2, bringt ökologische Vorteile mit sich und sichert nicht zuletzt Arbeitsplätze in Deutschland.

Interessanter Fakt:

Bei der Frage, welche Gründe dafür sprechen würden, künftig häufiger nachhaltige Kleidung zu kaufen, gibt der überwiegende Teil der Befragte an: Nachhaltige Mode sollte klar als solche erkennbar sein und es solle ein attraktiveres Angebot mit breiterer Verfügbarkeit geben. *Quelle: Statista 4/24

30. Apr 2025

|

Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.