Diesen Artikel teilen:

15. Mär 2023

|

Business

Cyber-Resilienz als Pflichtprogramm

Journalist: Julia Butz

|

Foto: Dan Nelson/unsplash, AISEC

Securityspezialistin und Institutsleiterin Prof. Dr. Claudia Eckert, Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC im Gespräch.

unbenannt-4-online.png
Prof. Dr. Claudia Eckert, Securityspezialistin und Institutsleiterin am Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC

Je stärker Digitalisierung und Vernetzung voranschreiten, desto größer sind die Angriffsflächen für Cyberkriminelle. Frau Prof. Dr. Eckert: Wie sieht die aktuelle Bedrohungslage für den deutschen Mittelstand aus?
Phishing-Attacken, Identitäts- und Passwortdiebstahl sind nach wie vor ein wichtiges Thema. Auch Ransomware, die häufig mit gestohlenen Identitäten eingebracht wird, und die Kunden- oder Produktionsdaten auf der eigenen Festplatte verschlüsselt, um sie erst gegen Zahlung wieder freizugeben. Wenn so ein Angriff erfolgreich ist, kann alles zum Erliegen kommen. Und dagegen muss man sich wehren. Social Engineering spielt bei den Bedrohungen auch für den Mittelstand eine große Rolle, denn der Mensch ist ein schwaches Glied in der Sicherheitskette und wird leichtes Einfallstor für Angriffe.

Remote Work und Homeoffice scheinen diese Problematik verschärft zu haben.
Wenn Geräte nicht innerhalb der Unternehmensschranken, sondern von außen genutzt werden, fließen Daten ungeschützt, es sei denn, der Zugriff erfolgt über eine gesicherte VPN-Verbindung. Regelmäßige Back-ups werden in diesem Bereich leider häufig übersehen. Zudem wachsen Business-IT und OT zusammen. Wenn keine natürlichen Grenzen mehr da sind, wenn alle Unternehmensbereiche durch eine Vernetzung nach außen geöffnet werden, wird immer auch ein Zugang erschaffen. Dann ist nicht mehr nur die Vertraulichkeit von Daten gefährdet, sondern auch die Verfügbarkeit physischer Prozesse.

Wie kann ich meinen Betrieb sinnvoll schützen?
Zugang sichern, Daten sichern, Virenschutz und einen regelmäßigen Update-Zyklus für alle Geräte – auch für die mobilen und externen im Homeoffice - einbringen. Die 2-Faktor-Authentifizierung aus Passwort und zusätzlicher Smart Card oder Token ist das Mittel der Wahl, um Identitätsdiebstahl durch Phishing in den Griff zu bekommen.

Bevor man aber anfängt, eine neue Technik einzukaufen, sollte man sich zunächst klar machen: Was habe ich an IT im Einsatz, welches sind die schützenswerten Güter? Um dann daraus abzuleiten, wo und wie hoch der Schutzbedarf je Bereich ist. Eine Analyse* ist die Basis, um zu erkennen, was für den eigenen Betrieb das Richtige ist und woran sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis orientieren sollte. Nicht jeder Mittelständler ist ein Hochsicherheitsunternehmen. Abwägen, gut durchdenken und gemeinsam mit Expertinnen und Experten so konfigurieren, dass es für die Mitarbeitenden im Arbeitsalltag praktikabel ist und akzeptiert wird.

Wo sehen Sie die Politik in der Pflicht?
Nicht so sehr in Gesetzesvorgaben oder Regularien, eher im Sinne einer Fürsorgepflicht und als Impulsgeber. Die Einkaufspolitik der öffentlichen Hand ist z. B. ein großer Bedarfsträger von IT. Hier würde ich mir wünschen, dass bestimmte Mindeststandards eingefordert werden, die Hersteller zur Entwicklung besserer Systeme motivieren, die so leichter zum Standard für den Massenmarkt werden. Zudem sollten Qualifizierungsangebote besser auf den Bedarf des Mittelstands zugeschnitten sein; Zertifizierungen oder Labels für eine leichtere Orientierung eingeführt oder auch die Kosten für eine Sicherheitsbasis-Analyse übernommen werden. Es müssen mehr Angebote geschaffen werden, um die Hürde für KMU so gering wie möglich zu machen.
*In diesem Zusammenhang empfiehlt das Fraunhofer AISEC den „Leitfaden zur Basis-Absicherung nach IT-Grundschutz“ des Bundesamtes für Sicherheit und Informationstechnik (BSI), der Betriebe für eine erste Eigen-Analyse systematisch durch einen Fragenkatalog leitet.

Das Fraunhofer AISEC ist wichtiger Innovationstreiber für digitale Transformationsprozesse. Über 120 Mitarbeiter arbeiten an Sicherheitskonzepten und -Lösungen für Wirtschaftsunternehmen und den öffentlichen Sektor, insbesondere um Organisationen in ihrer Beurteilungsfähigkeit zu unterstützen.

23. Okt 2025

|

Wirtschaft

Auf dem richtigen Weg – Ein Beitrag von Felix Falk, Geschäftsführer des game – Verband der deutschen Games-Branche

Ende August schlug das Herz der gesamten Games-Welt wieder in Deutschland: Die gamescom, das weltweit größte Games-Event, schloss mit beeindruckenden Rekorden. Damit ging von der gamescom 2025 ein besonders positives Signal für die Games-Branche in Deutschland und weltweit aus. Nach zwei herausfordernden Jahren für die Branche inmitten einer globalen Konsolidierungswelle und angespannter Weltwirtschaftslage konnte man regelrecht spüren, wie sich die Stimmung verbessert. Der große Erfolg der gamescom unterstreicht den lang erwarteten Aufwärtstrend. Auch mit Blick auf die deutsche Games-Branche stimmen mehrere Entwicklungen der vergangenen Monate positiv: Nachdem die Games-Unternehmen viele Jahre unterschätzt wurden und durch schlechte Rahmenbedingungen im internationalen Vergleich bis zu 30 Prozent Kostennachteile hatten, ging es seit 2020 in diesen Punkten zwar endlich aufwärts. Die anhaltenden Probleme und Antragsstopps bei der Games-Förderung des Bundes hatten jedoch zuletzt zahlreiche Games-Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt und Deutschland im internationalen Vergleich wieder aus dem Rennen um die besten Games-Standorte geworfen. Die Folge war nach vielen Jahren des Wachstums ein Rückgang bei der Anzahl der Games-Unternehmen und -Beschäftigten. Doch mit dem Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD kam endlich wieder ein wichtiger Impuls. Die schwarz-rote Koalition würdigt darin nicht nur die umfassenden Potenziale und Vorreiterrolle der Games-Branche. Sie schreibt die Notwendigkeit fest, die internationale Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Games-Standortes zu erhöhen. Keine 100 Tage nach Amtsantritt lässt die neue Bundesregierung, allen voran Games-Ministerin Dorothee Bär, Taten folgen: So sollen die Mittel der Games-Förderung für 2025 auf insgesamt 88 Millionen Euro erhöht werden – ab 2026 jährlich sogar auf 125 Millionen Euro. Diese Erhöhung orientiert sich endlich viel stärker am tatsächlichen Förderbedarf als die bisherige Summe von 50 Millionen Euro, bei der es wiederholt zu mehrmonatigen Antragsstopps gekommen war. Anfang August wurde zudem endlich auch der letzte Förderantragsstopp wieder aufgehoben und damit der Start von mehr neuen Spieleentwicklungen ermöglicht. Der angekündigte Aufbau eines eigenständigen Games-Referats im Forschungsministerium von Dorothee Bär soll zudem wieder die notwendige Handlungsfähigkeit für Games-Projekte innerhalb der Regierung stärken. >Der Games-Markt bleibt wirtschaftlich dynamisch. Investitionen sind daher auch nach einigen holprigen Jahren langfristig attraktiv – zumal weltweit bislang erst etwas mehr als 3 Milliarden Menschen spielen. Auch beim E-Sport wurden wichtige Knoten nach jahrelangem Hin und Her durchschlagen: Ab Anfang 2026 sollen E-Sport-Vereine endlich als gemeinnützig behandelt werden. Vor dem Hintergrund der enormen Popularität von E-Sport und der angekündigten Olympischen E-Sport-Spiele ist diese gesellschaftspolitische Würdigung ein wichtiges Signal für den deutschen E-Sport und die vielen Menschen, die sich bisher schon in diesem Bereich engagiert haben. Der Games-Standort Deutschland ist also wieder auf der richtigen Spur. Die vielen positiven Schritte der vergangenen Wochen und Monate ebnen den Weg bis zur Umsetzung der zusätzlichen steuerlichen Games-Förderung, die den weltweiten Standard darstellt und im internationalen Wettbewerb erfolgsentscheidend ist. Nicht nur wird diese den deutschen Games-Unternehmen mehr Planungssicherheit geben und für sie endlich konkurrenzfähige Rahmenbedingungen wie in erfolgreichen Ländern wie Kanada oder Frankreich schaffen. Wichtig ist die steuerliche Förderung auch für den gesamten Wirtschaftsstandort und sogar den Fiskus. Denn für jeden Förder-Euro entstehen zusätzliche 3,40 Euro an Steuern und Sozialabgaben, 4,80 Euro an zusätzlichen Investitionen sowie 8,70 Euro an Bruttowertschöpfung. Jeder Euro, der in die Games-Förderung fließt, sorgt also für zusätzliche Einnahmen für Deutschland. Jetzt muss es nur noch schnell in die Umsetzung gehen, damit wir dieses enorme Potenzial der Games-Branche auch am Digital- und Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig nutzen können und den positiven Zukunftsaussichten für Games auch hierzulande nachkommen. Die Rekorde der gamescom, die positiven Weichenstellungen in der deutschen Games-Politik und viele optimistische Wachstumsprognosen zeigen: Der Games-Markt bleibt wirtschaftlich dynamisch. Investitionen sind daher auch nach einigen holprigen Jahren langfristig attraktiv – zumal weltweit bislang erst etwas mehr als 3 Milliarden Menschen spielen. Das wirtschaftliche Potenzial der Games-Branche ist daher noch längst nicht ausgeschöpft, wie wir insbesondere in wachstumsstarken Regionen wie Südostasien und Südamerika mit unseren Formaten gamescom asia und gamescom latam selbst Jahr für Jahr sehen.