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2. Sep 2024

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Business

Cybersicherheit wird in Deutschland gemacht

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: Ian Battaglia/unsplash

Viele Unternehmen beurteilen den Stand von Digitalisierung und Cybersicherheit in Deutschland als schlecht. Doch tatsächlich steht das größte Forschungszentrum für Cybersicherheit in Europa in Darmstadt.

Wir sind weitaus besser als gedacht: ATHENE, ehemals Center for Research in Security and Privacy (CRISP), ist das größte Forschungszentrum für Cybersicherheit in Europa. Es steht nicht etwa in Griechenland, sondern bei uns, in der Wissenschaftsstadt Darmstadt. ATHENE vereint die Expertise führender Fraunhofer-Institute und renommierter Hochschulen, darunter die Technische Universität Darmstadt, die Goethe-Universität Frankfurt und die Hochschule Darmstadt. Unter der Leitung von Prof. Michael Waidner wird in ATHENE an der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und anwendungsorientierter Entwicklung geforscht, um Sicherheitslösungen für die sich ständig verändernden Herausforderungen der Cybersicherheit zu entwickeln.

Seit seiner Gründung hat ATHENE nicht nur wesentliche Beiträge zur Forschung im Bereich der IT-Sicherheit geleistet, sondern auch aktiv an der Unterstützung von Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung mitgewirkt. Die enge Zusammenarbeit mit Firmengründern und Start-ups spiegelt den starken Praxisbezug des Zentrums wider. ATHENE ist nämlich nicht nur ein Forschungszentrum in stillen Räumen, sondern auch ein strategischer Partner, der seine Erkenntnisse und Innovationen in die digitale Transformation von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft einbringt.

Insgesamt soll ein einheitlicher Rechtsrahmen für Cybersicherheit in der gesamten EU geschaffen werden, um bestehende Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten zu beseitigen und den gesamten innereuropäischen Binnenmarkt zu stärken.

Die Geschichte von ATHENE ist tief verwurzelt in der Entwicklung der IT-Sicherheit in Deutschland und Europa. Von seinen Anfängen als Deutsches Rechenzentrum im Jahr 1961 bis zur heutigen Position als nationales Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit hat ATHENE einen weiten Weg zurückgelegt. Durch die Integration von Fachwissen aus verschiedenen Disziplinen und die kontinuierliche Weiterentwicklung neuer Technologien ist ATHENE ein Vorreiter in der globalen Cybersicherheitsforschung.

ATHENE unterstützt Unternehmen auch bei der Umsetzung der Vorgaben des Cyber Resilience Act (CRA), die fordert, dass vernetzte Produkte und Dienstleistungen EU-weit sicherer werden müssen. Das Whitepaper mit dem Titel „Der EU Cyber Resilience Act: Ein Überblick aus rechtlicher Sicht“ kann kostenfrei unter www.athene-center.de/cra heruntergeladen werden, auch als Kurzversion.

Das Whitepaper der EU-Verordnung, die voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft treten wird, fasst die wichtigsten Ziele des CRA zusammen: Neben der Verbesserung der Cybersicherheit und Resilienz von Produkten und Dienstleitungen verlangt der CRA von Unternehmen kontinuierliche Selbstüberwachung. Weiterhin müssen Unternehmen Transparenz und Informationspflicht erhöhen. Insgesamt soll ein einheitlicher Rechtsrahmen für Cybersicherheit in der gesamten EU geschaffen werden, um bestehende Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten zu beseitigen und den gesamten innereuropäischen Binnenmarkt zu stärken.

Als nationales Forschungszentrum nimmt ATHENE eine Sonderrolle in Deutschland für Europa ein. Damit Digitalisierung und Entwicklung und Anwendung von Künstlicher Intelligenz nicht nur in Asien und den USA, sondern auch bei uns gelingen können, brauchen wir funktionierende Cybersicherheit. ATHENE trägt durch seine anwendungsorientierte Forschung maßgeblich dazu bei, diese Voraussetzung zu schaffen. Von Darmstadt aus für ganz Europa.

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Nachhaltig, transparent und partnerschaftlich – Im Interview mit Barbara Frenkel, Vorstandsmitglied Porsche AG

**Warum bekommt die Beschaffung oft so wenig Aufmerksamkeit – obwohl so viel von ihr abhängt?** Weil Beschaffung meist im Hintergrund läuft – und erst dann in den Blickpunkt rückt, wenn etwas fehlt. Das kennt jeder aus dem Alltag: Fehlt beim Kochen eine Zutat oder beim Möbelaufbau eine Schraube, steht meist alles still. Im industriellen Maßstab kann das bedeuten: keine Teile, kein Auto. Unsere Lieferketten sind heute hochgradig komplex, global und auf Effizienz ausgelegt. Fällt ein einziges Teil aus, sei es durch eine Naturkatastrophe, einen Cyberangriff oder geopolitische Spannungen, kann dies die Produktion gefährden. Deshalb denken wir bei Porsche Beschaffung heute anders: vorausschauender, vernetzter und deutlich resilienter. **Welche Strategie verfolgen Sie, um Lieferketten auch in Krisenzeiten stabil und widerstandsfähig zu halten?** Entscheidend ist die Transparenz in der gesamten Lieferkette – also über unsere direkten Lieferanten hinaus. Uns interessiert: Wer sind die Partner dahinter? Wo haben sie ihre Standorte und welchen Risiken sind sie ausgesetzt? Dabei simulieren wir beispielsweise Wetterereignisse oder Cyberattacken. Wir bewerten globale Rohstoffverfügbarkeiten und identifizieren Single-Source-Situationen. Über allem steht die Frage: Wo könnte ein möglicher Ausfall besonders kritisch für uns sein? **Und welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie, um Risiken zu minimieren?** Hier braucht es ein ganzes Maßnahmenbündel. Als vergleichsweise kleiner Hersteller können wir nicht überall auf eine Zwei-Lieferanten-Strategie setzen. Stattdessen überlegen wir uns etwa, wo wir bei kritischen Materialien gezielt Lagerbestände in Werksnähe aufbauen. Oder wir beauftragen zusätzliche Werkzeugsätze, die bei Bedarf schnell aktiviert werden können. **Wie wählen Sie Lieferanten aus, welche Kriterien sind dabei besonders wichtig?** Die Auswahl unserer Lieferanten ist immer Teamwork. Beschaffung, Entwicklung und Produktion arbeiten eng zusammen. Häufig entwickeln wir die Lösungen gemeinsam mit unseren Lieferanten. Hierbei spielt die technische Bewertung in enger Abstimmung mit unserer Entwicklung eine wichtige Rolle. Die Produktion wiederum achtet sehr stark auf die Logistik. Jeder potenzielle Partner durchläuft ein umfassendes Auditverfahren. Dabei geht es um Qualitäts- und Machbarkeitsaudits. Aber auch um eine umfassende Risikoanalyse. Ein fester Bestandteil bei der Auswahl sind zudem Kriterien bei der Nachhaltigkeit. Also rechtliche, ethische und ökologische Standards. >Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpassungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. **Wie wichtig ist Ihnen die Einbindung mittelständischer Lieferanten in Ihrer Lieferkette?** Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpassungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. Vor allem, wenn sie sich in unmittelbarer Werksnähe befinden. Vorteile sind kurze Wege und schnelle Reaktionszeiten. Als in Deutschland verwurzeltes Unternehmen ist uns zudem daran gelegen, die heimische und europäische Lieferkette zu stärken. **Sie haben die Nachhaltigkeit bereits angesprochen. Nochmals konkret: Wie integrieren Sie diese Kriterien in den Beschaffungsprozess?** Wie gesagt, wir denken hier ganzheitlich und in drei Dimensionen: ökologisch, sozial und ethisch. Im ökologischen Bereich legen wir besonderen Wert auf den CO₂-Fußabdruck in der Lieferkette. Hier entscheiden der Energiemix, die verwendeten Rohstoffe und der Anteil an recyceltem Material. Auch der Wasserverbrauch wird immer wichtiger. Soziale und ethische Aspekte sind ebenfalls von Bedeutung. Wir erwarten, dass internationale Arbeitsstandards eingehalten und faire Löhne gezahlt werden. **Wie haben Sie Einkaufprozesse bzw. das Lieferantenmanagement erfolgreich verbessert?** Rund 80 Prozent der Wertschöpfung entsteht bei uns in der Lieferkette. Entsprechend hoch ist die Bedeutung eines effizienten und partnerschaftlich ausgerichteten Lieferantenmanagements. Deshalb setzen wir bewusst früh an: Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. Über diesen engen Austausch entstehen belastbare Partnerschaften – von Anfang an. **Wie reagieren Sie auf regionale Marktanforderungen?** Angesichts fragmentierter Märkte gewinnt die regionale Verankerung an Bedeu-tung. In China arbeiten wir beispielsweise gezielt mit starken lokalen Partnern zusammen. Mit dem Ziel, marktgerechte Lösungen zu entwickeln – etwa beim Infotainment. Auch regulatorische Anforderungen erfordern spezifische Lösungen, das Aufspüren innovativer Technologien und innovativer Partner. Immer mehr handelt es sich dabei auch um Start-ups aus branchenfremden Bereichen, etwa beim autonomen Fahren, der Konnektivität oder Software. >Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. ## Infos zur Person Barbara Frenkel: Als Kind wollte sie Astronautin werden. Heute leitet Barbara Frenkel das Vorstandsressort Beschaffung der Porsche AG. Frenkel war die erste Frau im Vorstand des Sportwagenherstellers. Sie blickt auf eine mehr als 20-jährige Managementkarriere bei Porsche zurück. Zuvor war sie bei verschiedenen Automobilzulieferern tätig. Barbara Frenkel (62) scheidet zum 19. August 2025 auf eigenen Wunsch aus dem Porsche-Vorstand aus und übergibt ihre Verantwortung an Joachim Schar-nagl (49), der ihre Nachfolge antritt. Privat genießt sie Ausfahrten mit ihrem Oldtimer, einem 911 G-Modell. Sie ist begeisterte Taucherin und unternimmt gerne Ausflüge mit ihrem Hund in die Natur.