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5. Jul 2024

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Gesundheit

«Das Alter» oder: Der dritte Lebensabschnitt – Ein Beitrag von Rudolf Joder

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Foto: Ruben Ung

Rudolf Joder, Präsident SVS

«Das Alter» gibt es nicht. Alter ist keine klar definierbare Kategorie – ausser als Altersangabe in Jahren. Die Leute altern individuell und unterschiedlich. Wann beginnt dieser Lebensabschnitt überhaupt? Sozialpolitisch gesehen fängt der dritte Lebensabschnitt mit der Pensionierung an und dauert bis zum Lebensende. In jedem Fall ist es eine lange Lebensphase, die mehrere Jahrzehnte umfassen kann und nicht selten eine Herausforderung darstellt.

Mittelfristig wird ein Viertel der Schweizer Bevölkerung über 65 Jahre alt sein. Eine Gruppe mit Erfahrung und Wissen und damit grossem Potenzial für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Nicht nur bringt das von Seniorinnen und Senioren lebenslang erwirtschaftete Vermögen dem Staat ansehnliche Steuererträge, auch aufgrund der von ihnen geleisteten Millionen Stunden Freiwilligenarbeit sind sie eine unentbehrliche Stütze für das gesellschaftliche Zusammenleben. Den Freiwilligen bietet ihr Engagement die Chance, am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilzunehmen, sich zu integrieren und soziale Bindungen einzugehen. Freiwilliges Engagement hilft, länger gesund zu bleiben und wirkt der Vereinsamung entgegen.

Die Seniorinnen und Senioren von heute sind in der Regel aktiv und halten sich fit; sie sind gut informiert, profitieren von ihrer Lebenserfahrung und geben sie gerne weiter. Viele von ihnen sind kreativ und haben vielerlei Interessen. Sie finden neue Wohnformen, um lange – oft bis ins hohe Alter – im eigenen Haushalt leben zu können. Und dennoch werden ältere Menschen oft diskriminiert. Sei es beim Abschluss von privaten Versicherungen oder bei Finanz- und Bankgeschäften. Einem Teil der älteren Menschen fällt es schwer, mit der digitalen Welt Schritt zu halten oder sie ziehen es ganz einfach vor, weiterhin analog zu funktionieren. So bedeutet beispielsweise die aktuell diskutierte Abschaffung der Mehrfahrtenkarte in Papierform, dass diese Menschen in ihrer Mobilität eingeschränkt und gesellschaftlich ausgegrenzt würden. Insbesondere der Zugang zum öffentlichen Verkehr muss weiterhin analog, anonym und diskriminierungsfrei möglich sein.

Seniorinnen und Senioren sind ein tragender Pfeiler unserer Gesellschaft. Um ihnen zu ermöglichen, selbstbestimmt, finanziell abgesichert und in Würde alt zu werden, sowie als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft mit Wertschätzung behandelt zu werden, braucht es die aktive Beteiligung von uns allen: Von den Betroffenen selbst, indem sie ihre Erfahrungen und ihre Wünsche und Anliegen einbringen, von Verbänden wie dem Schweizerischen Verband für Seniorenfragen SVS, der sich mit anderen Altersorganisationen vernetzt und auf politischer Ebene für Alterspolitik stark macht. Gefordert sind zudem Altersforschung, Gemeinwesen, Politik und Wirtschaft. Ein konstruktives Zusammenwirken der verschiedenen Generationen ist fundamental für eine erfolgreiche Zukunft unseres Landes. Dieser Aufgabe sind wir alle verpflichtet.

4. Jul 2025

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Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.