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31. Mär 2025

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Gesellschaft

Das Personal von morgen rechtzeitig abholen

Journalist: Thomas Soltau

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Foto: Jeffrey Robb/pexels

Der Fachkräftemangel trifft die Bauindustrie besonders hart. Jetzt sind neue Lösungen gefragt, um die Zukunft nachhaltig zu gestalten.

Überall im Land bestimmen Baustellen das Stadtbild, Kräne wachsen schier unaufhaltsam in den Himmel, der Fortschritt scheint nicht zu stoppen. Doch der Eindruck täuscht, hinter den Kulissen ist die Lage angespannt: Neben dem Pflegebereich sind vor allem technische Berufe und die Bauindustrie vom Fachkräftemangel betroffen. So geraten nicht nur Bauprojekte ins Stocken, eine ganze Branche droht den Anschluss zu verlieren. Industrie 4.0 und Zukunftstechnologien wie digitale Bauplanung, Automatisierung, 3D-Druck oder smarte Baustoffe erfordern hochqualifiziertes Personal, das immer schwerer zu finden ist. Der demografische Wandel verschärft das Problem zusätzlich. Erfahrene Fachkräfte gehen in den Ruhestand, während zu wenige junge Menschen in technische Berufe nachrücken. Gleichzeitig hat die zunehmende Akademisierung dazu geführt, dass klassische Ausbildungsberufe an Attraktivität verlieren.

In der Baubranche fehlt es vor allem in der Bauelektrik sowie in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik an Fachpersonal, wie eine Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) ergab. Zusammen machen diese beiden Bereiche 45,5 Prozent der Fachkräftelücke aus. Sie sind jedoch wichtig für den Wohnungsbau und insbesondere für die energetische Gebäudesanierung – ein zentraler Baustein der Klimawende. Eine Umfrage der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers Deutschland unter Bauunternehmen und Planungsbüros ergab, dass sich die Branche in mehreren Technologiebereichen zunehmend abgehängt fühlt. Bürokratische Hürden und eine unzureichende digitale Infrastruktur bremsen die Transformation zusätzlich aus.

Flexible Arbeitszeitmodelle, Weiterbildungsmöglichkeiten und eine angemessene Vergütung können technische Berufe deutlich ansprechender gestalten.

Die Folgen sind dramatisch, nicht nur für Menschen, die ein Dach über dem Kopf suchen: Laut einer Berechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) werden sich die Kosten des Fachkräftemangels im Jahr 2027 bereits auf 74 Milliarden Euro belaufen. Wie kann Deutschland diese Lücke schließen und den Weg in eine zukunftsfähige Bauwirtschaft ebnen?

Der Schlüssel liegt in einer frühzeitigen Zusammenarbeit mit Hochschulen, um Studierende in den Berufsalltag einzubinden und ihnen attraktive Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Duale Studiengänge, praxisnahe Forschungsprojekte und enge Unternehmenspartnerschaften verknüpfen theoretisches Wissen mit praktischer Erfahrung. Durch Kooperationen mit Start-ups profitieren etablierte Firmen von frischen Ideen und positionieren sich zugleich als moderne, zukunftsorientierte Arbeitgebende.

Die Zeiten ändern sich, so auch die Wünsche der Mitarbeitenden: Flexible Arbeitszeitmodelle, Weiterbildungsmöglichkeiten und eine angemessene Vergütung können technische Berufe deutlich ansprechender gestalten. Gleichzeitig sollte Deutschland seine Einwanderungspolitik weiter optimieren, um qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland langfristig in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Ein weiterer Aspekt ist die Imageverbesserung technischer Berufe. Durch gezielte Werbekampagnen sollten junge Menschen früh für diese Berufsfelder begeistert werden. Und zwar am besten dort, wo sie sich täglich aufhalten: auf Plattformen wie Instagram, TikTok & Co. Wenn es gelingt, die Bauindustrie nicht nur als Arbeitsplatz zu präsentieren, sondern als Möglichkeit, eine nachhaltige und zukunftsfähige Welt zu gestalten, wird der Traum vom modernen, klimafreundlichen Deutschland realisierbar – ganz ohne Stillstand.

In der Baubranche fehlt es vor allem in der Bauelektrik sowie in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik an Fachpersonal, wie eine Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) ergab.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.