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5. Sep 2024

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Gesellschaft

"Dem Klima ist es egal, wie es uns geht" – mit Luisa Neubauer

Journalist: Julia Butz

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Foto: Markus Spiske / unsplash, Lena Faye

Im Gespräch mit der deutschen Klimaschützerin und Aktivistin Luisa Maria Neubauer.

Neubauer_credit_Lena faye_online.jpg Luisa Neubauer, Klimaschutzaktivistin

Der Klimawandel ist menschengemacht und alle sind daran kollektiv beteiligt. Die Verbrauchenden, die Unternehmen; alle, die auf der Welt in irgendeiner Form handeln. Dass die Erderwärmung maßgeblich durch den Anstieg des klimaschädlichen Kohlendioxids verursacht worden ist, darüber herrscht wissenschaftlicher Konsens. Zudem „ist die Klimakrise massiv durch die klimazerstörenden Wirtschaftsweisen und einer fossilen Politik vorangetrieben worden“, sagt Luisa Maria Neubauer: „Wir wissen aber auch, dass nicht nur die fossilen Industrien CO2 produzieren und die Umwelt zerstört haben, sondern auch, dass in der Vergangenheit unglaubliche Budgets dafür verbraucht wurden, um von der Klimakrise abzulenken, Verbrauchende zu täuschen und Greenwashing zu betreiben. Schaut man z. B. auf den Dieselskandal oder auf das, was sich die Kohleindustrie in der Vergangenheit geleistet hat.“ Greenwashing sei ethisch am untersten Rand einzuordnen. Denn es solle „eigentlich als absolutes Basic gelten, die Regel einer öffentlichen Kommunikation einzuhalten, nämlich nicht zu lügen.“ Allein, dass man Richtlinien wie das Anti-Greenwashing Gesetz überhaupt brauche und die EU einschalten müsse, um „dieses Kindertheater im Sinne der eigenen Profite zu beenden“, sollte allen Beteiligten bereits unangenehm sein, sagt Luisa Neubauer. Da es Menschen in einer Sicherheit wiege, die nicht da ist – und umso mehr noch, dazu ermutige, etwas zu kaufen, bei dem man glaubt, etwas Gutes getan zu haben.

Dass sich die fossilen Interessen bei der letzten EU-Wahl verschoben haben, war für die Klimaaktivistin kaum überraschend: „Das macht den Erfolg der Klimabewegung aus der Vergangenheit deutlich. Wir sehen die Wende, wir gehen in weiten Teilen bereits weg von fossilen Energien. Aber einige fossile Parteien, Konzerne und Lobbys versuchen noch mit letzter Kraft daran zu rütteln. Wirklich aufhalten aber lässt sich die grüne Wende nicht. Die Frage ist nur, kommt sie schnell genug und kommt sie gerecht genug.“ Für die Ängste vor weiterem Verlust und sozialem Abstieg, die als mögliche Gründe hinter einer der arten Wahl stehen, hat die 28-Jährige größtes Verständnis: „Wir leben in einem der ungleichsten Länder Europas und die Schere geht weiter auseinander. Diese Ängste sind nicht aus der Luft gegriffen. Denn wir wissen, dass Krisen in der Regel am meisten die Ärmsten treffen. Wofür ich kein Verständnis habe, ist eine politische Rhetorik, die diese Ängste kapitalisiert und mit ihnen Hass gegen Minderheiten und Klimaschutz schürt. Damit werden die Dinge ganz bestimmt nicht zum besseren vorangetrieben.“

Auf die Frage, wie sie die Chancen einschätzt, dass Menschen wieder mehr auf die Seite des Klimas gezogen werden können, antwortet sie: „Dem Klima ist es egal, was wir anrichten. Es geht ja um uns und wie wir demokratisch, gesund, frei und sicher miteinander leben wollen. Es geht nicht darum, wie es der Umwelt geht, sondern wir es uns geht. Es geht darum, dass das Leben auf einem kaputten Planeten krank und unglücklich macht und einsam. Aber es wäre doch absurd, würden wir die guten Konzepte und Lösungen, die wir haben, nicht nutzen. Nur weil man einknickt vor Leuten, die immer nur polarisieren.“

Über Luisa Neubauer:

Luisa Maria Neubauer gilt als Deutschlands bekannteste Klimaaktivistin. Als Friday for Future-Organisatorin und Anführerin zahlreicher weiterer Klimastreiks setzt sich als Publizistin, Podcasterin und Mitglied der Grünen u. a. für Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit ein.

11. Sep 2024

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Wirtschaft

4 Gütesiegel in der Landwirtschaft

**AMA-Siegel – staatlich geprüft** Das AMA-Gütesiegel ist das bekannteste österreichische Gütesiegel, dessen Grundlage das österreichische AMA-Gesetz von 1992 ist. Es zeichnet konventionell erzeugte Lebensmittel aus, die nach strengen Kriterien in Bezug auf Qualität, Herkunft und Sicherheit produziert wurden. Neben nachvollziehbarer österreichischer Herkunft gehören dazu Anforderungen an die Tierhaltung, den Einsatz von Futtermitteln und die Hygiene in den Verarbeitungsbetrieben. Das ganzheitliche Qualitätssicherungsprogramm basiert auf strengen Kontrollen entlang der gesamten Produktionskette – vom Bauernhof bis zur Theke. So werden sämtliche AMA-Produkte in einem dreistufigen Kontrollprozess aus Eigenkontrolle, externer Kontrolle und stichprobenartiger Überkontrolle geprüft. Die Anforderungen an die Produkte gehen über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus, welche in den jeweiligen Richtlinien geregelt sind. Bei den Tierschutzstandards gibt es freiwillige Zusatzmodule. Vergeben wird das Gütesiegel von der Marktordnungsstelle Agrarmarkt Austria (AMA) im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags. Weiterführende Informationen unter: amainfo.at ![artem-beliaikin-8wtuWVzQbpE-unsplash.jpg](https://fra1.digitaloceanspaces.com/cwbucket/artem_beliaikin_8wtu_W_Vz_Qbp_E_unsplash_ec4014f31a.jpg) (c) Artem Beliaikin/unsplash **Bio Austria – mehr Bio geht kaum** Das Bio Austria-Gütesiegel kennzeichnet eine breite Palette von pflanzlichen und tierischen Bio-Lebensmitteln und steht für höchste Qualität, umfassende Nachhaltigkeit und ethische Verantwortung. So geht das vom Anbauverband österreichischer Biobauern herausgegebene Label deutlich über die Mindestanforderungen des EU-Bio-Siegels hinaus. Der gesamte Betrieb muss biologisch bewirtschaftet werden und es gelten strengere Kriterien bei Art, Ausmaß und Zeitpunkt des Einsatzes von biologischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie für Futtermittelimporte. Hierzu gehört beispielsweise der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel, die Förderung von Biodiversität sowie der Einsatz von gentechnikfreiem Saatgut und Futtermitteln. Im Bereich der Tierhaltung legt das Siegel besonderen Wert auf artgerechte Bedingungen, wie ausreichend Platz und Bewegung sowie Zugang zu Freiland. Die Futtermittel stammen primär aus Österreich, Rinder bekommen im Vergleich zu gewöhnlichem Bio deutlich weniger Kraftfutter. Zu finden ist das Siegel hauptsächlich auf direkt vermarkteten Bio-Produkten in Hofläden, Bauernmärkten aber auch in Supermärkten. Weiterführende Informationen unter: www.bio-austria.at ![pexels-pixabay-164504.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_pixabay_164504_c2df8ec61d.jpg) (c) Pixabay/pexels **Tierwohl kontrolliert - Haken dran** Die Gütezeichen “Tierwohl kontrolliert” steht für biologische Tierhaltung, welche über die EU-Bio-Verordnung hinausgeht. Es kennzeichnet Lebensmittel bei deren Herstellung das Wohl der Tiere im Mittelpunkt steht. Dazu gehören artgerechte Haltung, wiederkäuergerechte Fütterung und der Ausschluss von qualgezüchteten Rassen. Es gibt zwei Varianten des Siegels. “Tierwohl kontrolliert 2 Häkchen“ kennzeichnet diverse Verbesserungen im Tierhaltungs-Standard des biologischen Landbaus aber erreicht noch nicht den höchsten möglichen Standard. Es werden konkrete Richtlinien für Mast- und Milchrinder sowie Mastschweine definiert. Das Siegel “Tierwohl kontrolliert 3 Häkchen“ steht für noch strengere Anforderungen und bietet den Tieren erheblich mehr Platz und noch bessere Lebens- und Schlachtbedingungen. Neben Richtlinien für Mastschweine, Mast- und Milchrinder gibt es weitere für Legehennen, Masthühner und -enten sowie Milchschafe und -ziegen. Jede Richtlinie unterliegt einer permanenten Evaluierung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie Kontrollergebnissen aus Tierhaltung, Landwirtschaft und Verarbeitung. Siegel-Herausgeber ist die Gesellschaft !Zukunft Tierwohl! Weiterführende Informationen unter: www.zukunfttierwohl.at ![daniel-leone-LXQx98FPPQ4-unsplash.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/daniel_leone_LX_Qx98_FPPQ_4_unsplash_7a422f1f60.jpg) (c) Daniel Leone/unsplash **Geschützte Ursprungsbezeichnung – sicher vermarktet** Das EU-Kennzeichen "geschützte Ursprungsbezeichnung" (g.U.) garantiert, dass die Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung von Erzeugnissen in einem bestimmten geografischen Gebiet nach festgelegten Herstellungsverfahren erfolgt ist. Die Lebensmittel, Weine und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnisse weisen somit aufgrund ihrer Herkunft und spezieller Produktionsverfahren besondere Eigenschaften und Qualitäten auf. So dürfen beispielsweise der Tiroler Graukäse (g.U.), die Pöllauer Hirschbirne (g.U.) oder die Steirische Käferbohne (g.U.) mit dem geschützten geografischen Namen bezeichnet und vermarktet werden. Jeder Verarbeitungsschritt – also Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung – muss dabei in der jeweiligen Region erfolgen. Gebiet und Herstellungsverfahren sind in einer Produktspezifikation festgelegt. Das Siegel zielt darauf ab, traditionelle Herstellungsverfahren zu bewahren, die Produzenten vor Nachahmung zu schützen und ihnen einen Marktvorteil bei der EU-weiten Vermarktung zu verschaffen. Vergeben wird das Siegel von der Europäischen Kommission in Zusammenarbeit mit einer nationalen Behörde. Weiterführende Informationen unter: www.svgh.at ![alexander-maasch-KaK2jp8ie8s-unsplash.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/alexander_maasch_Ka_K2jp8ie8s_unsplash_59dbc11c7a.jpg) (c) Alexander Maasch/unsplash