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14. Dez 2023

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Gesellschaft

Der Flaschenhals der Energiewende

Journalist: Armin Fuhrer

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Foto: Los Muertos Crew/pexels

Der Mangel an zehntausenden Fachkräften gefährdet in Deutschland das Erreichen der Klimaziele. Vor allem Handwerkerinnen und Handwerker fehlen.

Deutschlands Klimaziele sind ambitioniert, zumindest, was die handwerkliche Umsetzung betrifft. Bis 2030 sollen 80 Prozent des Stroms hierzulande aus Erneuerbaren Energiequellen stammen, also vor allem mit Sonne und Wind produziert werden. Die Energiewende ist eines der obersten Ziele der Politik. Doch was lange Zeit nicht ausreichend beachtet wurde: Zur Umsetzung braucht es Fachkräfte. Die Energiewende wird zwar auch durch andere Probleme wie eine lähmende Bürokratie verzögert, aber ohne Fachkräfte, die die politischen Pläne in die Praxis umsetzen, ist sie unmöglich.

Der Befund gilt insbesondere für die Handwerker, doch ausgerechnet daran mangelt es in Deutschland massiv.

Der Handwerkermangel ist eine Herausforderung, der die Politik lange zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet hat. Im Gegenteil hat sie durch eine Propagierung der Forderung, dass möglichst viele junge Menschen studieren sollen, massiv dazu beigetragen, das Interesse von Schulabgängern, einen handwerklichen Beruf zu ergreifen, herunterzusetzen. In Verbindung mit einem starken Rückgang der Geburten ist die Folge schon heute ein gravierender Mangel an Handwerkern. Laut einer Studie des Kölner Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) von Ende vergangenen Jahres fehlen schon jetzt rund 216.000 Fachkräfte, vor allem aus den Bereichen Bauelektrik sowie Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Experten sind sich darüber einig, dass die Zahl fehlender Fachkräfte in den kommenden Jahren weiter stark ansteigen wird, wenn nicht gegengesteuert wird.

Das ist eine fatale Entwicklung, denn Handwerker installieren und warten Solaranlagen, Wärmepumpen und andere Erneuerbare Energiesysteme. Sie tragen auch dazu bei, Gebäude energetisch zu optimieren, indem sie Dämmungen verbessern und energieeffiziente Heizungs- und Lüftungssysteme einbauen. Ebenso müssen zahlreiche alte Gasheizungen durch Wärmepumpen ausgetauscht werden, auch wenn die ursprünglichen Pläne aus dem Bundeswirtschaftsministerium begrenzt wurden. Die Tatsache, dass rund ein Drittel des Energieverbrauchs in Deutschland auf den Gebäudebereich entfällt, zeigt die große Bedeutung der Fachkräfte bei der Sanierung hunderttausender Wohnungen und Häuser für das Erreichen der Klimaziele.

Alarm hat längst auch die Solarbranche geschlagen. In Deutschland fehlen derzeit rund 96.000 Bauhandwerker für die Montage. Experten erwarten einen stark wachsenden Bedarf bis auf 210.000 Vollzeitstellen im Jahr 2027, der derzeit nicht gedeckt werden kann. Die handwerkliche Umsetzung droht somit zum Flaschenhals der Energiewende zu werden.

Fachleute fordern daher verschiedene Maßnahmen, um den Mangel wenigstens zum Teil beheben zu können. Dazu gehören unter anderem Zuwanderung ausländischer Kräfte, eine stärkere Werbung unter Schülerinnen und Schülern für handwerkliche Berufe und attraktivere Rahmenbedingungen im Vergleich zu anderen Berufszweigen.

 

Vom Fachkräftemangel in der Solarbranche ist nicht nur Deutschland betroffen, sondern die ganze EU. Bis Ende 2022 wurden insgesamt rund 648.000 Vollzeitstellen geschaffen, davon mit 147.000 die meisten in Polen. In Deutschland wird der Bedarf von 96.000 auf 210.000 bis 2027 stark ansteigen. Europaweit werden dann 1,2 Millionen Fachkräfte benötigt.

11. Sep 2024

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Wirtschaft

4 Gütesiegel in der Landwirtschaft

**AMA-Siegel – staatlich geprüft** Das AMA-Gütesiegel ist das bekannteste österreichische Gütesiegel, dessen Grundlage das österreichische AMA-Gesetz von 1992 ist. Es zeichnet konventionell erzeugte Lebensmittel aus, die nach strengen Kriterien in Bezug auf Qualität, Herkunft und Sicherheit produziert wurden. Neben nachvollziehbarer österreichischer Herkunft gehören dazu Anforderungen an die Tierhaltung, den Einsatz von Futtermitteln und die Hygiene in den Verarbeitungsbetrieben. Das ganzheitliche Qualitätssicherungsprogramm basiert auf strengen Kontrollen entlang der gesamten Produktionskette – vom Bauernhof bis zur Theke. So werden sämtliche AMA-Produkte in einem dreistufigen Kontrollprozess aus Eigenkontrolle, externer Kontrolle und stichprobenartiger Überkontrolle geprüft. Die Anforderungen an die Produkte gehen über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus, welche in den jeweiligen Richtlinien geregelt sind. Bei den Tierschutzstandards gibt es freiwillige Zusatzmodule. Vergeben wird das Gütesiegel von der Marktordnungsstelle Agrarmarkt Austria (AMA) im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags. Weiterführende Informationen unter: amainfo.at ![artem-beliaikin-8wtuWVzQbpE-unsplash.jpg](https://fra1.digitaloceanspaces.com/cwbucket/artem_beliaikin_8wtu_W_Vz_Qbp_E_unsplash_ec4014f31a.jpg) (c) Artem Beliaikin/unsplash **Bio Austria – mehr Bio geht kaum** Das Bio Austria-Gütesiegel kennzeichnet eine breite Palette von pflanzlichen und tierischen Bio-Lebensmitteln und steht für höchste Qualität, umfassende Nachhaltigkeit und ethische Verantwortung. So geht das vom Anbauverband österreichischer Biobauern herausgegebene Label deutlich über die Mindestanforderungen des EU-Bio-Siegels hinaus. Der gesamte Betrieb muss biologisch bewirtschaftet werden und es gelten strengere Kriterien bei Art, Ausmaß und Zeitpunkt des Einsatzes von biologischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie für Futtermittelimporte. Hierzu gehört beispielsweise der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel, die Förderung von Biodiversität sowie der Einsatz von gentechnikfreiem Saatgut und Futtermitteln. Im Bereich der Tierhaltung legt das Siegel besonderen Wert auf artgerechte Bedingungen, wie ausreichend Platz und Bewegung sowie Zugang zu Freiland. Die Futtermittel stammen primär aus Österreich, Rinder bekommen im Vergleich zu gewöhnlichem Bio deutlich weniger Kraftfutter. Zu finden ist das Siegel hauptsächlich auf direkt vermarkteten Bio-Produkten in Hofläden, Bauernmärkten aber auch in Supermärkten. Weiterführende Informationen unter: www.bio-austria.at ![pexels-pixabay-164504.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_pixabay_164504_c2df8ec61d.jpg) (c) Pixabay/pexels **Tierwohl kontrolliert - Haken dran** Die Gütezeichen “Tierwohl kontrolliert” steht für biologische Tierhaltung, welche über die EU-Bio-Verordnung hinausgeht. Es kennzeichnet Lebensmittel bei deren Herstellung das Wohl der Tiere im Mittelpunkt steht. Dazu gehören artgerechte Haltung, wiederkäuergerechte Fütterung und der Ausschluss von qualgezüchteten Rassen. Es gibt zwei Varianten des Siegels. “Tierwohl kontrolliert 2 Häkchen“ kennzeichnet diverse Verbesserungen im Tierhaltungs-Standard des biologischen Landbaus aber erreicht noch nicht den höchsten möglichen Standard. Es werden konkrete Richtlinien für Mast- und Milchrinder sowie Mastschweine definiert. Das Siegel “Tierwohl kontrolliert 3 Häkchen“ steht für noch strengere Anforderungen und bietet den Tieren erheblich mehr Platz und noch bessere Lebens- und Schlachtbedingungen. Neben Richtlinien für Mastschweine, Mast- und Milchrinder gibt es weitere für Legehennen, Masthühner und -enten sowie Milchschafe und -ziegen. Jede Richtlinie unterliegt einer permanenten Evaluierung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie Kontrollergebnissen aus Tierhaltung, Landwirtschaft und Verarbeitung. Siegel-Herausgeber ist die Gesellschaft !Zukunft Tierwohl! Weiterführende Informationen unter: www.zukunfttierwohl.at ![daniel-leone-LXQx98FPPQ4-unsplash.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/daniel_leone_LX_Qx98_FPPQ_4_unsplash_7a422f1f60.jpg) (c) Daniel Leone/unsplash **Geschützte Ursprungsbezeichnung – sicher vermarktet** Das EU-Kennzeichen "geschützte Ursprungsbezeichnung" (g.U.) garantiert, dass die Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung von Erzeugnissen in einem bestimmten geografischen Gebiet nach festgelegten Herstellungsverfahren erfolgt ist. Die Lebensmittel, Weine und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnisse weisen somit aufgrund ihrer Herkunft und spezieller Produktionsverfahren besondere Eigenschaften und Qualitäten auf. So dürfen beispielsweise der Tiroler Graukäse (g.U.), die Pöllauer Hirschbirne (g.U.) oder die Steirische Käferbohne (g.U.) mit dem geschützten geografischen Namen bezeichnet und vermarktet werden. Jeder Verarbeitungsschritt – also Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung – muss dabei in der jeweiligen Region erfolgen. Gebiet und Herstellungsverfahren sind in einer Produktspezifikation festgelegt. Das Siegel zielt darauf ab, traditionelle Herstellungsverfahren zu bewahren, die Produzenten vor Nachahmung zu schützen und ihnen einen Marktvorteil bei der EU-weiten Vermarktung zu verschaffen. Vergeben wird das Siegel von der Europäischen Kommission in Zusammenarbeit mit einer nationalen Behörde. Weiterführende Informationen unter: www.svgh.at ![alexander-maasch-KaK2jp8ie8s-unsplash.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/alexander_maasch_Ka_K2jp8ie8s_unsplash_59dbc11c7a.jpg) (c) Alexander Maasch/unsplash