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26. Sep 2023

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Gesellschaft

Der mühsame Weg zur Circular Economy lohnt sich

Journalist: Rebecca Tauer

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Foto: Presse

Rebecca Tauer, Senior Manager Sustainable Business & Markets bei WWF Deutschland

Wir brauchen eine Vision für eine nachhaltige Wirtschaft in Deutschland im Jahr 2045: eine Zukunft, in der Erneuerbare Energien und das intelligente Nutzen von Ressourcen ein Wirtschaftssystem ermöglichen, das Wohlstand ohne Ausbeutung des Planeten sichert. Die Lösung: die Circular Economy, die den Wert von Produkten und Ressourcen erhält und den Wandel vom linearen „Produzieren-Nutzen-Wegwerfen“ hin zum Erhalten und Wiederverwenden einleitet.

Diese Vision ist keine Science-Fiction. Sie basiert aber auf einem Weg, der politische und gesellschaftliche Anstrengungen fordert, denn heute wird Circular Economy noch vor allem als Recycling begriffen und umgesetzt. Es fehlen ambitionierte, verbindliche politische Rahmenbedingungen für eine Circular Economy, die eine Reduktion von Ressourceneinsatz durch langlebigere Produkte, verbesserte Produktionsprozesse, Wiederverwendung, Sharing oder Reparatur voranbringt.

Circular Economy bietet enorme Chancen, um den drängenden Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen: Die Klimakrise und den Verlust der biologischen Vielfalt. Dies hat der WWF zuletzt mit dem Öko-Institut, Fraunhofer ISI und der FU Berlin berechnet. Nach unserem „Modell Deutschland Circular Economy“ sparen wir mit einer umfassenden zirkulären Wirtschaft bis zum Jahr 2045 jeweils fast ein Drittel an Treibhausgasemissionen, Ressourcen und Landflächen ein.

Für ein rohstoffarmes Land wie Deutschland ist die Circular Economy entscheidend, um die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu sichern. Wir haben in unserem Modell eine deutliche Entspannung der Versorgungslage von kritischen Rohstoffen durch die Umsetzung zirkulärer Maßnahmen aufgezeigt. Eine effiziente Ressourcennutzung spart den Unternehmen Kosten, macht sie unabhängiger von logistischen Ausfällen und senkt ihr unternehmerisches Risiko, auch im Hinblick auf Umweltkatastrophen und die Klimakrise. Gleichzeitig schafft sie Anreize für Innovationen und neue Arbeitsplätze.

Für eine umfassende Circular Economy müssen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammenarbeiten und eine breite Auswahl von zirkulären Strategien in Prozesse, Geschäftsmodelle und Lebensweisen übernehmen. Dafür braucht es ambitionierte politische Maßnahmen, um verlässliche Rahmenbedingungen für Unternehmen zu schaffen und einen zirkulären Konsum und Lebensweise von uns Menschen zu unterstützen. 

Bei der Circular Economy fehlen politische Orientierungshilfen. Deutschland braucht ein Ressourcenschutzgesetz mit verbindlichen Zielwerten, analog zum Klimaschutzgesetz.

Im Gegensatz zu der Klimafrage haben wir für Ressourcen noch keine Zielmarke für das Jahr 2045. Beim Klimaschutz schaffen das Pariser 1,5-Grad-Limit, das deutsche Klimaschutzgesetz und die Ausbauziele für Erneuerbare eine Verbindlichkeit, an der sich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ausrichten können. Bei der Circular Economy fehlen politische Orientierungshilfen. Deutschland braucht ein Ressourcenschutzgesetz mit verbindlichen Zielwerten, analog zum Klimaschutzgesetz.

Eine Circular Economy in Deutschland ist machbar und bringt uns auf dem Weg von der Ressourcenverschwendung hin zu einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Wirtschaftsstruktur voran. Doch die Zeit drängt. Das lineare Wirtschaftssystem hat bereits großen Schaden angerichtet, aber mit dem richtigen Kurs können wir die Weichen für eine lebenswerte Zukunft stellen – für uns und für die nachfolgenden Generationen. Lassen Sie uns daher gemeinsam die Herausforderung annehmen und die Circular Economy als entscheidenden Hebel für eine nachhaltige Transformation der Wirtschaft nutzen.

23. Okt 2025

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Gesellschaft

„Bewusst Anlegen!“ – Ein Beitrag von Margarethe Honisch, Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Speakerin, Spiegel-Bestseller-Autorin und Finanzkomlumnistin

Die deutsche Anlagekultur könnte kaum vielfältiger sein. Während die Frage nach finanzieller Vorsorge drängender wird als je zuvor, klaffen die Herangehensweisen der Generationen weit auseinander. Generation Z zeigt sich offen, neugierig und digital. Sie informiert sich auf Social Media, tauscht sich auf Plattformen aus und wagt mutig erste Schritte in Richtung Investments, allerdings oft spontan und ohne langfristige Strategie. Die Boomer-Generation hingegen bleibt zögerlich. Viele scheuen das Risiko, vertrauen weiterhin auf altbewährte Sparmodelle oder haben Berührungsängste mit modernen Finanzthemen. Was jetzt zählt, ist ein neues, generationenübergreifendes Money Mindset. Ein Mindset, das nicht nur den Weg zur bewussten Geldanlage ebnet, sondern das Investieren selbst zur Normalität macht. Gerade junge Menschen zeigen dabei, dass Interessen und Hobbys auch ein Schlüssel zu klugen Investitionen sein können. E-Sports und Gaming sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein globaler Wachstumsmarkt. Wer ohnehin Zeit mit Spielen, Streams oder Turnieren verbringt, kennt die großen Player, die Trends und die Dynamik. Dieses Wissen lässt sich nutzen, um bewusst zu investieren: Welche Hersteller haben die Marktmacht? Wo entwickelt sich der Markt hin? Wer hier reflektiert Entscheidungen trifft, verbindet Freizeit mit Vermögensaufbau und zeigt, dass Investieren dort beginnt, wo man sich auskennt. >Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Doch das ist nur ein Beispiel. Die Realität ist: Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Denn nur wer lernt, mit Geld reflektiert und strategisch umzugehen, kann echte finanzielle Unabhängigkeit erreichen – bewusst, nachhaltig und generationenübergreifend. Genau gilt es, Wissen zu teilen, Ängste abzubauen und Mut zu machen, den ersten Schritt zu gehen. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist kein unerreichbares Ideal, sondern das Ergebnis vieler kleiner, bewusster Entscheidungen. Jede und jeder kann lernen, Verantwortung zu übernehmen für die eigene Zukunft und für die Gestaltung einer neuen, offenen Anlagekultur. Finanzen dürfen kein Tabuthema mehr sein. Wer heute beginnt, bewusst anzulegen, verändert nicht nur das eigene Leben, sondern auch die Perspektiven der nächsten Generation.

2. Okt 2025

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Gesellschaft

Lebensmittel sind weit mehr als bloße Konsumgüter – Ein Beitrag von René Püchner, Präsident Lebensmittelverband Deutschland

Sie sind Kultur, Identität, Genuss und Spiegel gesellschaftlicher Vielfalt. Sie vereinen jahrhundertealtes Handwerk mit modernster Technik, globale Lieferketten mit regionalem Bewusstsein, individuelle Lebensstile mit kollektiver Verantwortung. Wer über Lebensmittel spricht, spricht über auch über die Art und Weise, wie wir leben, genießen und gestalten wollen. Unsere aktuellen Umfragedaten zeigen eindrücklich: Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung hält Lebensmittelvielfalt für wichtig. Zwischen dem 15. und 18. Juli 2025 befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag unseres Verbandes 1.037 Menschen bundesweit. Das Ergebnis: 76 Prozent beurteilen Vielfalt als „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Besonders deutlich ist die Haltung bei Jüngeren: 94 Prozent der 18- bis 29-Jährigen betonen, wie essenziell Vielfalt für sie ist. Für 81 Prozent ist sie Ausdruck kultureller Vielfalt, für 78 Prozent integraler Bestandteil moderner Ernährung. Und 77 Prozent probieren gern Gerichte aus anderen Kulturen – ein Ausdruck von Neugier und kulinarischer Offenheit. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll: Vielfalt ist kein Luxus, sondern eine Erwartung. Ein Grundbedürfnis in einer dynamischen, global vernetzten Gesellschaft. Die Lebensmittelwirtschaft trägt Verantwortung, diese Erwartungen nicht nur zu erfüllen, sondern aktiv zu gestalten – durch Transparenz, Qualität und Innovation. >Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Mit Blick auf soziale Teilhabe und Integration richtet sich unser Blick auch auf strukturelle Vielfalt. So hat der Lebensmittelverband gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie das „What the Food“-Forum: Diversity in the Food Industry initiiert, das am 18. September 2025 in Berlin stattfand. Unter anderem unter dem Motto „Migration als Erfolgsfaktor in der Lebensmittelbranche“ beleuchteten wir Beiträge von Menschen mit Migrationsgeschichte, diskutierten Chancengleichheit und kulturelle Sensibilität und zeigten, wie Vielfalt gelebt wird und Mehrwert schafft. Die Herausforderungen, vor denen wir in der Lebensmittelwirtschaft stehen, sind durchaus komplex: Klimawandel und Ressourcenschutz erfordern neue Wege in Produktion, Logistik und Verpackung. Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten Transparenz, verlässliche Qualität, klare Informationen. Zugleich wünschen sie Vielfalt, Inspiration und genussvolle Erfahrungen. Diesen hohen Anspruch erfüllen wir. Wir setzen in Produktion, Entwicklung und Kommunikation auf qualitativ hochwertige Zutaten, klimafreundliche Verfahren, ressourcenschonende Verpackungen und kultursensible Ansätze. Als Lebensmittelverband Deutschland verstehen wir uns als Brücke: Zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Wir bieten Orientierung durch fundiertes Wissen, begleiten Trends faktenbasiert und fördern den Dialog über die Ernährung von morgen.