23. Dez 2020
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Gesellschaft
Journalist: Jörg Wernien
Alexander Herrmann hat als Sternekoch schon viel erreicht. Er schreibt Bücher (gerade ist seine Biografie „… und eine Prise Wahnsinn“ er-schienen), ist Juror in Kochsendungen und leitet seine Restaurants. Doch wie lebt er privat und hat er sein Traumheim schon gefunden?
Wie lebt der Sternekoch Alexander Herrmann? Im Bungalow oder in einer Eigentumswohnung oder vielleicht in seinem Hotel? Er hat es uns im Interview verraten.
Ja ohne Wenn und Aber. Ich wohne in einem besonderen Objekt. Das wurde 1938 am Rande eines Industriegebietes errichtet und ist ein oberirdischer Luftschutzbunker. Es gibt nur zwei Räume auf 400 Quadratmetern Wohnfläche. Der Hauptraum hat 250 Quadratmeter und fünf Meter Decken-höhe mit ganz vielen Fenstern, die bis unter die Decke gehen. Etwas erhöht, auf einer Art Empore, ist der Schlafbereich. Unten sind Küche, Bad und der Wohnbereich, alles auf einer Ebene. Der Vorvorbesitzer wollte hier auf dem Grundstück Geparden halten. Das Grundstück ist 8.000 Quadratmeter groß und mit einem Stahlzaun wie in Wackersdorf gesichert. Hier haben immer nur Mischungen von Künstlern und Wahnsinnigen gelebt und das ist jetzt mein Traumhaus. Ich kann auch auf 40 Quadratmetern leben, das habe ich viele Jahre gemacht. Aber das hier ist Raum pur und das genieße ich total.
Ich wohne hier mit meinem Sohn zusammen und du musst dich schon lieben, wenn du da zu zweit wohnst, du bist ja nie allein. Du brauchst hier einen gemeinsamen Rhythmus. Ich habe da viel geändert. Meine Lebensgefährtin muss früh raus, ich stehe dann mit auf, mache einen Kaffee. Meine Mitarbeiter waren am Anfang sehr verwundert, da gab es schon um 8 Uhr oder 8:30 Uhr die ersten Nachrichten per WhatsApp.
Ich habe eine sehr schöne Küche. Aber jetzt nicht das, was alle denken. Ich habe eine große Gasflamme und einen Vier-Platten-Induktionsherd. Und natürlich habe ich auch einen Backofen und dann habe ich, das wollte ich unbedingt haben, eine Vakuumier-Schublade, für das Sous-Vide-Garen. Und deswegen habe ich auch eine Mikrowelle mit einer Dampfgarfunktion. Die Mikrowelle habe ich jetzt ein Jahr und jeden Morgen mache ich damit die Milch für meine Partnerin warm. Dann habe ich noch einen Toaster und einen Pürierstab. Das war es mit technischen Geräten, keine große Küchenmaschine, keine Fritteuse oder Ähnliches.
Also, mein Backofen kann das. Da kann ich auf dem Handy schauen, wie es drinnen ausschaut im Garraum. Das ist ein großartiges Gerät. Aber ich habe mich in der Küche für eine gewisse Normalität entschieden. Das reduziert das Arbeiten auf das Wesentliche. Ich wollte da ganz bewusst ein wenig down to Earth sein. Diese Einfachheit genieße ich. In meiner Restaurantküche muss ich mich mit High-End-Technik und Computern auseinandersetzen. Ich bin da etwas altmodisch zu Hause, wenn ich das Licht anmachen will, drücke ich auf den Schalter und fertig. Was Smart Home angeht, da hapert es bei mir. Keine Frage.
Ich liebe den Gegensatz, habe aber festgestellt, dass es bei mir eher clean ist. Mir ist aufgefallen, wenn du zu viel rein-stellst, dann machst du den Raum kaputt. Ich habe einen großen Esstisch für zehn Personen, der ist aus Beton und wurde von einem „Betonschreiner“ gefertigt. Ich mag keine Glastische, liebe dafür Holztische. Mir ist die Haptik bei den Möbeln immer sehr wichtig. Du musst etwas fühlen können, wenn du mit deinen Fingern darüberstreichst. Deswegen habe ich auch überall im Haus sehr gerade Linien.
Ich habe eigentlich immer an Weih-nachten gearbeitet, ob damals im Hotel meinen Eltern oder auch in meinen Restaurants. Dieses Jahr ist es alles anders. Wir werden in aller Ruhe mit der Familie feiern, es gibt ein Fondue mit Brühe und ganz viel Zeit für den Abend. Das wird für mich eine ganz neue Erfahrung werden.