7. Apr 2021
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Gesellschaft
Journalist: Theo Hoffmann
Man sollte Österreichs Designlandschaft nicht nur aus der Perspektive regionaler Einflüsse betrachten, denn Design ist immer international.
Thomas Feichtner: Das sehe ich eigentlich als eine sehr positive Entwicklung. Es freut mich, wenn nicht wenige Trends unser Leben bestimmen. Wir werden vielfältiger, reflektierter und sicher auch emanzipierter. Gerade das letzte Jahrzehnt wird sicher nicht als ein expressives in die Designgeschichte eingehen. Das schlichte, auf Grundkörper reduzierte, teilweise skandinavische Retro-Design war oft ein Blick eher zurück als nach vorne. Ich erwarte eigentlich in der Post-Corona Zeit eine Gegenbewegung. Weg vom „Biedermeier“ hin zu mehr Experiment und Mut.
Ich denke Reisen ist nie ein Fehler. Ich bin zu Beginn der 00er Jahre durch China gereist. Ich hatte menschenverachtende Produktionsstätten und enorme Umweltverschmutzung gesehen und sofort beschlossen, meine Arbeit nur mit lokalen und nachhaltigen Unternehmen in meinem Umfeld fortzusetzen. Seit dieser Reise verstehe ich Design nicht als eine Dienstleistung in einer Wertschöpfungskette, sondern als Haltung, als Lebenseinstellung. Gerade in einer globalisierten Welt kann Design auch die Suche nach Alternativen, nach Autonomie und Identität bedeuten.
Trend wäre jetzt vielleicht das falsche Wort, aber ich denke eine der wichtigsten Herausforderungen im Design ist das Thema der Nachhaltigkeit. Nicht nur inwieweit wir mit nachhaltigen Materialien umgehen, sondern auch, wie sehr Produkte aus sozial nachhaltigen Prozessen entstehen und in einem Kreislauf gehalten werden können. Denn gerade die Komplexität sozialer und ökologischer Veränderungen fordert DesignerInnen, interdisziplinär zu denken und kritisch zu reflektieren.
Design ist so international, schwer es regional zu definieren. Österreich ist sicher kein Design-Land und Wien keine Designmetropole, alleine schon wegen der vergleichsweise geringen Industrie und dem stark entwickelten Tourismus. Dennoch hat Österreich, geographisch zwischen den starken Industriezonen von Süddeutschland und Norditalien, sich immer selbst neu erfinden müssen. Gerade der Mut zum Experiment ist eine Konstante in der österreichischen Designgeschichte. Deswegen ist es spannend hier zu arbeiten. DesignerInnen, ProduzentInnen, HerstellerInnen und Manufakturen. Gemeinsam sind wie eine kleine Designfamilie und teilen die Faszination am Entwicklen von etwas Neuem.
Erst einmal Mut. Denn in einer Welt, in der Wissen für jeden jederzeit verfügbar ist, ist Kreativität wichtiger denn je. Dann Authentizität. Denn Design ist keine Verkleidung, sondern gelebte Haltung. Und Fleiß. Denn in einer Welt, in der es tausende DesignabsolventInnen gibt, ist das Portfolio entscheidend.