Im Gespräch mit Martin Buchwitz, dem Geschäftsführer vom Packaging Valley Germany e.V., über die Branche des Verpackungsmaschinenbaus und den Einfluss der Digitalisierung.
Martin Buchwitz, Geschäftsführer Packaging Valley Germany e.V., Foto: Packaging Valley Technologiezentrum
Herr Buchwitz, wie ist der Verpackungsmaschinenbau in Deutschland aufgestellt?
Der deutsche Verpackungsmaschinenbau kann mit Fug und Recht als technologisch führend bezeichnet werden, auch wenn diese Beschreibung oft inflationär verwendet wird. Wir haben auf der einen Seite eine mehr als 150 Jahre alte Geschichte, gerade in der Region Stuttgart und Hohenlohe. Auf der anderen Seite haben es die Unter-nehmen geschafft, über viele Jahre eine technologische Führerschaft zu erhalten und sogar auszubauen. Die Unternehmen im Packaging Valley haben einen Exportanteil von über 70 Prozent, das allein spricht für sich.
Was sind derzeit die wesentlichen Herausforderungen in Ihrer Branche?
Zum einen natürlich die durch gesellschaftliche Entwicklungen und politische Vorgaben vorangetriebene Thematik der Nachhaltigkeit, zum anderen natürlich auch die Herausforderungen durch COVID-19. Interessant ist, dass Verpackungen vor neun Monaten noch ein extrem schlechtes Image hatten, in der Zwischenzeit aber aufgrund der Pandemie wieder als systemrelevant betrachtet werden, insbesondere in den Bereichen Food und Pharma. Alles, was die Verpackungstechnik betrifft, schlägt auch auf den Verpackungsmaschinenbau durch.
Einige unserer Mitglieder sind wichtige Lieferanten von Maschinen für die Herstellung von Masken, Hygieneartikeln und das Abfüllen von Impfstoffen. Eine weitere Herausforderung ist der zunehmende Wettbewerb aus China.
Wie ist der Stand der Dinge in puncto Digitalisierung?
Je komplexer die Maschinen und Anlagen sind, desto weiter ist die Digitalisierung fortgeschritten. Digitalisierung im Kontext des Verpackungsmaschinenbaus zu definieren würde hier den Rahmen sprengen. Im Wesentlichen geht es aber um Themen wie Virtual- und Augmented Reality, den digitalen Zwilling, Big Data im Maschinenbau, Künstliche Intelligenz und die Nutzung der IT- und Webtechnologien. Eine der Anwendungen ist die Onlineabnahme, FAT genannt, durch dieKunden der Maschinen. Bislang war es so, dass die Kunden zu unseren Mitgliedsunternehmen gereist sind, um die Maschine beim Hersteller abzunehmen. Jetzt ist das online mit komplexer Video- und Internettechnologie möglich. Ein anderes Beispiel ist die Nutzung von Virtual- oder Augmented Reality, sowohl im Verkaufsprozess, als auch bei der Konstruktion und der Platzierung der Maschine in die bestehende Produktionsumgebung.
Was muss geschehen, damit die Weltmarktführerschaft auch in Zukunft gehalten werden kann?
Die wesentlichen Innovationen im Maschinenbau kommen von Seiten der Elektronik, Automatisierungstechnik und Software. Daher ist es wichtig, in diesen Bereichen ganz vorn dran zu sein. Deutschland ist in der Automatisierungstechnik weltweit führend, sodass wir die Zulieferer direkt vor Ort haben. Das ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Wichtig ist auch, dass die Unternehmen gemeinsam mit ihren Kunden innovative Lösungen für nachhaltige Verpackungen und Strategien entwickeln, wie dem wachsenden Wettbewerb aus Asien begegnet werden kann.