Diesen Artikel teilen:

3. Apr 2021

|

Gesellschaft

Deutschland liegt weit zurück

Journalist: Armin Fuhrer

Schnelle Internetverbindungen sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Doch den Ausbau des Glasfasernetzes haben Politik und Anbieter verschlafen.

Wer in Lettland durch das Internet surft oder großen Daten verschicken möchte, hat Glück. 90 Prozent der Haushalte und Unternehmen in dem kleinen baltischen Land haben bereits einen Glasfaseranschluss. Damit ist das Versenden selbst großer Datenmengen in Echtzeit möglich – das kann zu einem sehr wichtigen Wirtschaftsfaktor werden. In Deutschland gucken Private und Unternehmen dagegen meistens in die Röhre, denn hierzulande verfügen nur knapp 14 Prozent über einen solchen Glasfaseranschluss. Deutschland, das wirtschaftlich wichtigste Land Europas, liegt damit im EU-Vergleich sehr weit hinten. Im EU-Durchschnitt lag der Ausbau Mitte 2020 immerhin bei 33,5 Prozent. 

Und wer dachte, wenigstens die drei Stadtstaaten stünden gut da, sieht sich nur bei Hamburg bestätigt, das im-merhin auf eine Quote von 71 Prozent kommt. Berlin und Bremen liegen mit 7,2 und drei Prozent weit zurück. Bei den Flächenländern führte im vergangenen Jahr Schleswig-Holstein mit 26,3 Prozent. Vor allem auf dem Land sieht es düster aus. Denn dort lohnt es sich für gewöhnlich für die Telekommunikationsunternehmen nicht, die aufwendige Verlegung der Glasfaserkabel zu organisieren. Für die lokale Wirtschaft hat das oft dramatische Folgen.

Welche Probleme lahmes Internet mit sich bringen kann, hat die Pandemie eindrucksvoll bewiesen. Als Millionen Schüler Homeschooling machen mussten und Millionen Arbeitnehmer ins Homeoffice umzogen, war das oftmals für die Netzverbindungen schlicht zu viel. Ein gut ausgebautes Glasfasernetz hätte die Situation erheblich erleichtert, aber der Stand des Ausbaus in Deutschland ist einer führenden Industrienation, die in vielen technischen Bereichen welt-weit mithalten will und muss, um ihren Lebensstandard zu sichern, unwürdig. 

Glasfaser ermöglichen beim Datenaustausch eine Mindestgeschwindigkeit von 1000 Mbit/s, doch damit sind die Möglichkeiten noch lange nicht ausgeschöpft. Diese rasanten Geschwindigkeiten werden in Zukunft, wenn Augmented Reality und die Smart City mehr und mehr Alltag werden und der Medizinbereich sich zunehmend digitalisieren wird, nicht nur für Wirtschaft, sondern auch im Alltag eines jeden Einzelnen immer wichtiger. Glasfaser können erheblich mehr Daten übertragen, als das selbst die aufwendigsten Programme und Anwendungen heute erfordern. Die Anforderungen steigen aber rasch, deshalb ist der Ausbau des Glasfasernetzes eine wichtige Investition in die Zukunft. Die Telefonleitungen, Kupfer- und Fernsehkabel, über die die meisten Haushalte heute an das Internet angeschlossen sind, reichen da bei Weitem nicht aus. Viel zu lange haben die Bundesregierungen in den vergangenen Jahrzehnten auch daraufgesetzt, die bestehende Infrastruktur aufzurüsten, ohne die Glasfaser auch in den Gebäuden zu ver-legen. Selbst in Gegenden, wo es Glasfaserkabel bereits gibt, bestehen daher die letzten Meter häufig noch aus den herkömmlichen Kabeln. Zwar gibt es jetzt Initiativen, den Ausbau endlich zu forcieren. Aber das ursprünglich von der Bundesregierung im Koalitionsvertrag von 2017 ausgegebene Ziel, den Ausbau deutschlandweit bis 2025 geschafft zu haben, wird deutlich gerissen. Inzwischen ist von 2030 die Rede – und das bedeutet fünf Jahre mehr, in denen viele deutsche Unternehmen an ihren lahmen Verbindungen verzweifeln.

30. Apr 2025

|

Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.