1. Okt 2020
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Gesellschaft
Es ist dringend Zeit, dem Einweg-Wahnsinn ein Ende zu setzen. Intelligente Mehrweg- und Pfandleihsysteme sind auf dem Vormarsch, auch weil ab 2023 Mehrwegpflicht gilt.
Es ist ja so bequem, einen Coffee-to-go oder die Frühstücksbowl am Bahnhof zu kaufen und noch schnell vor Arbeitsbeginn in der U-Bahn zu genießen. Wären da nur nicht die Berge von Müll, die diese gern gewählte Art des Verzehrs mit Einwegbechern und -schalen erzeugen würde. In Deutschland werden jährlich 2,8 Milliarden Heißgetränkebecher verbraucht und weggeschmissen. Das sind 320.000 Becher pro Stunde und dazu kommen 280.000 Tonnen Müll an Einwegverpackungen, die jährlich auf den Deponien landen.
Die Pandemie hat den To-go- bzw. Take-away-Konsum noch angetrieben. Dass das so nicht weitergehen kann, hat auch die Politik erkannt und schreibt ab 2023 Mehrwegverpackungen verpflichtend vor. Dafür ist es dringend Zeit, obwohl die Branche der Mehrwegverpackungen schon jetzt gut vorbereitet ist und pfiffige Konzepte im Programm hat. Es ist für diese Branche aber nach wie vor schwierig, die Gastronomie mitzunehmen, weshalb der nun gesteckte politische Rahmen mehr als begrüßt wird. Fabian Eckert, Geschäftsführer der Münchner reCup GmbH, meint, dass das Mehrweg-Pfandsystem durch immer mehr Partner:innen stärker verdichtet und ausgebaut werden muss. „Wir setzen auf Mehrwegbehälter, die vielseitig einsetzbar sind und wollen keine Spezialprodukte, die nur selten zum Einsatz kämen“, sagt er. „Unsere Vision ist klar: Einweg abschaffen! Darauf fokussieren wir uns.“
Die größte Hürde stellt nach wie vor der Aufbau eines flächendeckenden Mehrweg-Pfandnetzes dar. Um im Alltag praktikabel zu sein, muss es genügend Ausgabe- und Rückgabestellen in unmittelbarer Nähe zu Konsument:innen geben. Zusätzliche Wege und umständliche Rückgabemodalitäten schrecken nur ab. „Seitens der Gastronom:innen sind die Sorgen vor steigenden Kosten durch Mehrweg groß“, meint Fabian Eckert. „Wir haben uns bewusst für eine fixe monatliche Systemgebühr entschieden und machen damit die Kosten planbar und transparent. Unabhängig davon, wie viele To-go-Getränke oder Take-away-Essen verkauft werden, die Gastronom:innen wissen genau, mit welchen Kosten sie rechnen können.“
Für die Mehrweg- und Pfandsystem-Branche gilt es, die Einstiegshürden für die Gastronomie so niedrig wie möglich zu halten. Darum haben sich Anbieter wie die reCup GmbH dazu entschlossen, sich am gut vertrauten Flaschenpfandsystem zu orientieren. „Die Gastronom:innen leihen sich RECUPs und REBOWLs bei uns genauso wie ihre Kund:innen und haben dadurch einen durchlaufenden Posten bei der Investition in Mehrweg“, erklärt Eckert.
Im Alltag lässt sich die Haltbarkeit von Pfandbehältern durch eine sachgemäße Nutzung erhöhen. Dafür helfen spezielle Spülanleitungen und eine Herstellung etwa aus 100 % recyclebarem Polypropylen (PP). Das Innovations-Team der reCup GmbH arbeitet darüber hinaus gemeinsam mit dem Produktionspartner Crafting Future und im Austausch mit dem IfBB der Universität Hannover daran, ein Material zu finden, das die gleichen Anforderungen bzgl. Langlebigkeit und Handling erfüllt, wie das bisher verwendete Material, jedoch auf nachwachsenden Rohstoffen oder Rezyklaten basiert. „Wir zeigen“, so Eckert, „mit bereits über 8.200 Partner:innen, dass der Umstieg auf Mehrweg funktioniert und bieten Gastronom:innen damit die Lösung zur Mehrwegpflicht.“