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25. Feb 2019

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Gesellschaft

Die digitale Baufinanzierung – alles in einer App

Journalist: Jörg Wernien

Der Markt für Immobilien in Deutschland ist angespannt. Die immer noch niedrigen Zinsen sorgen für einen Boom beim Kauf von Eigentum. Doch das Angebot ist rar, Schnelligkeit ist gefragt.

Über die großen Immobilienportale können sich Immobilieninteressierte ständig über neue Objekte informieren. Vorbei sind die Zeiten, wo monatelang nur die gleichen Anzeigen zu sehen und lesen waren.

Gerade in Ballungsgebieten ist aufgrund der hohen Nachfrage bei begehrten Immobilien oft eine schnelle Entscheidung bei der Finanzierung gefragt. Das Stichwort der Banken ist „time to credit“. „Langsamkeit ist ein Indikator für mangelndes Servicebewusstsein und bisweilen auch schlechte Servicequalität, besonders wenn die Grundbuchämter, die Notariate und andere Prozessbeteiligte künftig digital und schnell aufgestellt sind. Da dürfen die Banken nicht zum ‚Bottleneck‘ der Baufinanzierung werden“, sagt Dr. Matthias Sattler, Partner der Unternehmensberatung Berg Lund & Company aus Hamburg. Die Zeit, die eine Bank in der Zukunft für eine Baufinanzierung benötigen wird, kann die Entscheidung des Kunden maßgeblich beeinflussen. Schon jetzt können Verbraucherkredite bei unterschiedlichen Banken komplett über eine App auf dem Smartphone abgeschlossen werden.

„Für die Zukunft der Banken ist das Angebot der digitalen Baufinanzierung extrem wichtig. Dadurch wird der heutige Bearbeitungsprozess erheblich beschleunigt. Und im heiß umkämpften Immobilienmarkt ist die Schnelligkeit einer Finanzierungsbewilligung ein Vorteil für alle Kunden“, sagt Dieter Jurgeit, der Präsident des Verbandes der PSD Banken in Deutschland. „Gerade die jüngere Generation wird in der Zukunft über eine App oder im Web Baukredite abschließen wollen. Nach unserer Einschätzung sind etwa ein Viertel der Kunden Selbstentscheider, die dieses Angebot begrüßen. Aktuell werden bei den meisten Immobilienmaklern die Bauobjektunterlagen bereits digital an Interessenten versendet.“

 

Die Banken arbeiten mit Hochdruck am Produkt und klären die Fragen der Sicherheit der Verschlüsselung der Daten an den unterschiedlichen Schnittstellen. Die Datenbanken, so die Experten von Berg Lund & Company, müssen den allerhöchsten Ansprüchen bei der Sicherheit genügen, Kontrollkonzepte, IT-Rechte und Mitarbeiterschulungen müssen hierauf abgestimmt werden. Und die Banken werden in diesem Prozess auch verstärkt auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz setzen. „Durch KI können Banken selbstlernende Algorithmen aufsetzen, die die Kreditwürdigkeit anhand der über sichere Schnittstellen bereitgestellten Daten besser ermitteln – z. B. können die Einnahmen und Ausgaben im Onlinebanking von Bankkunden zielsicherer und genauer kategorisiert und entsprechend die Kapitaldienstfähigkeit der Kunden besser eingeschätzt werden“, sagt Fidelius Möst, Manager bei BLC.

Noch hat keine Bank so ein Produkt am Markt, doch aus Bankenkreisen ist zu hören: Die digitale Baufinanzierung wird in diesem Jahr noch auf den Markt kommen. Wer nicht dabei ist, verliert den Anschluss. „Die Kunden mit dem größten Potenzial (Kunden im erwerbsfähigen Alter, mit guter Ausbildung und gutem Einkommen) sind in der Regel anspruchsvoll, digital-affin und nicht loyal. Kommen Banken den Anforderungen nach Schnelligkeit und digitalen Lösungen dieser Potenzialkunden nicht nach, verlieren sie diese Kunden – was kurz-, mittel- und langfristig schlecht ist“, sagt Dr. Matthias Sattler von Berg Lund & Company. Die Kunden, und all jene, die noch in diesem Jahr den Erwerb einer Immobilie planen, können sich über erste digitale Antragsstrecken freuen. Möglicherweise sitzen sie schon beim Notar, während ihre Mitinteressenten noch auf einen Beratungstermin in der Filiale warten.

9. Jul 2025

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Gesellschaft

Die Herausforderungen des Wohnens heute und morgen – ein Beitrag vin Dr. Christine Lemaitre

Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell und emotional behaftet wie das Wohnen. Die Gestaltung des eigenen Zuhauses spiegelt unsere Persönlichkeit wider, zeigt, worauf wir Wert legen und was wir bereits erlebt haben. Die eigenen vier Wände bieten Sicherheit und sind Orte der Entspannung. Nun rückt das Thema Wohnen in der aktuellen Debatte immer wieder in den Fokus. Es herrscht ein Mangel insbesondere an bezahlbarem Wohnraum und das in allen Schichten der Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele, darunter der Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und gestiegene Baukosten. Lösungsansätze sind vorhanden, die nicht nur angesichts der politischen Klimaziele im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Die Baubranche steht als einer der Hauptverursacher klar in der Pflicht, Gebäude und Außenräume wieder für den Menschen zu planen und auf eine langfristige, qualitätsvolle Nutzung auszulegen. Das größte Potenzial, um Ressourcen und CO2 einzusparen, bieten der Erhalt und bei Bedarf die Umnutzung bestehender Gebäude, wodurch auch gleich die baukulturelle Identität des Ortes bewahrt wird. Gerade in Städten, wo der Wohnraum besonders knapp ist, stehen Flächen leer deren ursprünglich vorgesehene Nutzung nicht mehr benötigt wird. Durch Offenheit und Mut kann hier etwas ganz Besonderes entstehen. Nachhaltige Strategien wie Suffizienz und Lowtech bieten sowohl im Neubau als auch im Bestand reizvolles Innovationspotenzial. Mit dem Suffizienz-Gedanken geht die Frage einher, wie viel genug ist. Sie sollte immer wieder gestellt werden, um abzuwägen, was bezüglich Fläche, Material und Gebäudetechnik wirklich gebraucht wird. Wer hier einspart, übernimmt Verantwortung. Das gesparte Geld lässt sich an anderer Stelle beispielsweise zugunsten einer hohen Qualität und guter Gestaltung sinnvoll investieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Flexibilität, um auf sich ändernde Lebenssituationen reagieren zu können. Diese Ansätze sind wie geschaffen für einen neuen, zukunftsweisenden Trend beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden. Hilfestellung zur Umsetzung kann das speziell für kleine Wohngebäude entwickelte Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geben. Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Neben dem ganz eigenen, individuellen Rückzugsraum, bestückt mit liebgewonnenen Möbelstücken und Accessoires, entsteht dadurch ein besonderer Wert, nämlich der der körperlichen und geistigen Gesundheit. >Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Als Non-Profit-Verein setzen wir uns bei der DGNB für die nachhaltige Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Wir klären auf, leisten Hilfestellung und sensibilisieren für ein verantwortungs- und qualitätvolles Bauen und Betreiben von Gebäuden. Das DGNB-Zertifizierungssystem verhilft dabei allen am Bau Beteiligten zu einem gemeinsamen Verständnis darüber, welche Möglich- aber auch Notwendigkeiten das nachhaltige Bauen mit sich bringt, um einen positiven Beitrag für Mensch, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu leisten.