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25. Mai 2022

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Gesellschaft

„Die digitale Reise macht keinen Halt“

Journalist: Armin Fuhrer

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Foto: Henkel

Dirk Holbach, Chief Supply Chain Officer Henkel Laundry & Home Care

Digitalisierung ist ohne Synchronisation von Technologie und Mitarbeitern unmöglich, so Dirk Holbach, Chief Supply Chain Officer Henkel Laundry & Home Care.

Herr Holbach, Daten sind das A und O erfolgreichen Wirtschaftens. Welche Chancen sind mit einer umfassenden Daten-Erhebung verbunden?

Wir haben uns 2013 auf unsere „digitale Reise“ begeben, ohne zu wissen, wo sie uns hinführen wird. Heute wissen wir, dass diese Reise, ebenso wie die Digitalisierung, nicht endet. Damals haben wir angefangen mit Sensoren unsere Energieverbräuche zu messen. Das Ziel war, an dieser Stelle effizienter zu werden, um sowohl den CO2-Ausstoß als auch die Kosten zu senken. Dieses erste Beispiel von damals zeigt, dass der Nutzen bei der Datenerhebung im Vordergrund steht. Besonders durch die Pandemie ist die Erhebung von Daten entlang der Wertschöpfungskette und in den Supply Chains immer wichtiger geworden. Unsere Erfahrung ist: Auf die zunehmend schnellen Veränderungen kann man nur noch mit einer breit angelegten Visibilität reagieren. Sie ist zu einer sehr wichtigen Stütze für rasche Entscheidungen geworden. Unser „digitales Rückgrat“ – eine vor neun Jahren entwickelte cloudbasierte Datenplattform, mit der wir immer mehr Applikationen aus verschiedenen Bereichen integrieren und Produktionsdaten erheben können – hilft uns dabei. Dadurch wurde und wird die Visibilität immer größer und wir bewegen uns immer mehr in Richtung der Industrie 4.0. Dazu gehört auch, dass wir unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen darin schulen, mit Daten und digitalen Tools zu arbeiten, damit sie einerseits ihren Job noch besser machen und andererseits den digitalen Wandel aktiv mitgestalten können.

Haben Sie bestimmte Unternehmensstandorte besonders ausgebaut?

Nein, eine Art Lighthouse haben wir nicht. Bei der Implementierung digitaler Innovationen in den Fabriken erfolgt der Aufbau „scheibchenweise“. Wenn wir neue Applikationen entwickeln, spielt die Skalierbarkeit eine wichtige Rolle, damit wir die Technologie zügig auch global an allen Standorten ausrollen können.

Würden Sie die bisherige Entwicklung als erfolgreich betrachten?

Auf jeden Fall. Das bedeutet nicht, dass alles, was wir umsetzten möchten, immer funktioniert. Wir probieren oft aus und schauen, was ein Pilotprojekt ergibt. Wenn es funktioniert, rollen wir es global an weiteren Standorten aus. Wenn ein Versuch jedoch nicht den erhofften Nutzen erbringt, brechen wir ihn ab und lernen aus den Fehlern. Mit diesem Test-and-Learn-Ansatz machen wir sehr gute Erfahrungen.

Im Mittelpunkt stehen die Daten. Wie wichtig ist eine Datenkultur und was verstehen Sie überhaupt darunter?

Das wichtigste ist eine Art Demokratisierung der Daten. Für uns bedeutet das, dass alle Mitarbeiter an jedem Standort und in jeder Fabrik auf unseren Datenpool Zugriff haben. Egal, wo der- oder diejenige global arbeitet. Neben unserem „Digital Backbone“ haben wir auch noch den Bereich Data Analytics, für den das ebenfalls gilt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Thema Weiterbildung. Denn bei der Digitalisierung der Produktion geht es nicht nur um die Einführung neuer Technologien und Plattformen, sondern das Thema „Upskilling“ spielt eine ganz zentrale Rolle. Mitarbeiter müssen lernen, mit den Daten umzugehen. Deswegen ist das lebenslange Lernen für alle so wichtig. Nur so können wir mit den schnellen technologischen Entwicklungen Stand halten und diese auch sinnvoll für uns nutzen. In diesem Zusammenhang ist auch wichtig, dass der Zugang zu den Daten sinnhaft und attraktiv gestaltet wird. Auf diese Weise nimmt man die Mitarbeiter mit auf die Reise, lässt sie aktiv mitgestalten und partizipieren. Das Change-Management ist ein sehr wichtiger Aspekt – ohne unsere Mitarbeiter funktioniert die Transformation nicht, denn die Daten sind nur so gut wie sie auch verstanden und genutzt werden. Kollegen können deshalb zum Beispiel digitale Applikationen in den Produktionen mitgestalten. Ein wichtiges Credo ist für mich, Technologie und Mitarbeiter zu „synchronisieren“.

Sollte die gesamte Wertschöpfungskette einbezogen werden oder reichen Insellösungen?

Wir arbeiten mit Insellösungen, denn natürlich sind wir noch lange nicht so weit, dass wir bereits die gesamte Wertschöpfungskette vollständig transformiert haben. Das benötigt Zeit, aber wir machen sehr gute Fortschritte. So haben wir beispielsweise vor kurzem gemeinsam mit einem Drittanbieter begonnen, die gesamte Wertschöpfungskette einer bestimmten Materialgruppe als „digitalen Zwilling“ abzubilden. Im Laufe der Zeit vernetzen wir dann diese einzelnen Lösungen zu einem großen Ganzen, zu einem einzigen „Digital Twin“, der alle Abläufe abbildet.

Können Sie definieren, welche Wegstrecke auf der digital Journey schon zurückgelegt wurde?

Das ist schwer zu sagen, weil wir heute das Ziel noch gar nicht kennen. Der digitale Fortschritt macht keinen Halt und wir müssen uns kontinuierlich mit entwickeln. Wir stehen trotz vieler Meilensteine immer noch am Anfang unserer Reise. Wichtig ist, dass wir nicht aufhören, jeden Tag dazulernen.

 

11. Sep 2024

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Wirtschaft

4 Gütesiegel in der Landwirtschaft

**AMA-Siegel – staatlich geprüft** Das AMA-Gütesiegel ist das bekannteste österreichische Gütesiegel, dessen Grundlage das österreichische AMA-Gesetz von 1992 ist. Es zeichnet konventionell erzeugte Lebensmittel aus, die nach strengen Kriterien in Bezug auf Qualität, Herkunft und Sicherheit produziert wurden. Neben nachvollziehbarer österreichischer Herkunft gehören dazu Anforderungen an die Tierhaltung, den Einsatz von Futtermitteln und die Hygiene in den Verarbeitungsbetrieben. Das ganzheitliche Qualitätssicherungsprogramm basiert auf strengen Kontrollen entlang der gesamten Produktionskette – vom Bauernhof bis zur Theke. So werden sämtliche AMA-Produkte in einem dreistufigen Kontrollprozess aus Eigenkontrolle, externer Kontrolle und stichprobenartiger Überkontrolle geprüft. Die Anforderungen an die Produkte gehen über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus, welche in den jeweiligen Richtlinien geregelt sind. Bei den Tierschutzstandards gibt es freiwillige Zusatzmodule. Vergeben wird das Gütesiegel von der Marktordnungsstelle Agrarmarkt Austria (AMA) im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags. Weiterführende Informationen unter: amainfo.at ![artem-beliaikin-8wtuWVzQbpE-unsplash.jpg](https://fra1.digitaloceanspaces.com/cwbucket/artem_beliaikin_8wtu_W_Vz_Qbp_E_unsplash_ec4014f31a.jpg) (c) Artem Beliaikin/unsplash **Bio Austria – mehr Bio geht kaum** Das Bio Austria-Gütesiegel kennzeichnet eine breite Palette von pflanzlichen und tierischen Bio-Lebensmitteln und steht für höchste Qualität, umfassende Nachhaltigkeit und ethische Verantwortung. So geht das vom Anbauverband österreichischer Biobauern herausgegebene Label deutlich über die Mindestanforderungen des EU-Bio-Siegels hinaus. Der gesamte Betrieb muss biologisch bewirtschaftet werden und es gelten strengere Kriterien bei Art, Ausmaß und Zeitpunkt des Einsatzes von biologischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie für Futtermittelimporte. Hierzu gehört beispielsweise der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel, die Förderung von Biodiversität sowie der Einsatz von gentechnikfreiem Saatgut und Futtermitteln. Im Bereich der Tierhaltung legt das Siegel besonderen Wert auf artgerechte Bedingungen, wie ausreichend Platz und Bewegung sowie Zugang zu Freiland. Die Futtermittel stammen primär aus Österreich, Rinder bekommen im Vergleich zu gewöhnlichem Bio deutlich weniger Kraftfutter. Zu finden ist das Siegel hauptsächlich auf direkt vermarkteten Bio-Produkten in Hofläden, Bauernmärkten aber auch in Supermärkten. Weiterführende Informationen unter: www.bio-austria.at ![pexels-pixabay-164504.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_pixabay_164504_c2df8ec61d.jpg) (c) Pixabay/pexels **Tierwohl kontrolliert - Haken dran** Die Gütezeichen “Tierwohl kontrolliert” steht für biologische Tierhaltung, welche über die EU-Bio-Verordnung hinausgeht. Es kennzeichnet Lebensmittel bei deren Herstellung das Wohl der Tiere im Mittelpunkt steht. Dazu gehören artgerechte Haltung, wiederkäuergerechte Fütterung und der Ausschluss von qualgezüchteten Rassen. Es gibt zwei Varianten des Siegels. “Tierwohl kontrolliert 2 Häkchen“ kennzeichnet diverse Verbesserungen im Tierhaltungs-Standard des biologischen Landbaus aber erreicht noch nicht den höchsten möglichen Standard. Es werden konkrete Richtlinien für Mast- und Milchrinder sowie Mastschweine definiert. Das Siegel “Tierwohl kontrolliert 3 Häkchen“ steht für noch strengere Anforderungen und bietet den Tieren erheblich mehr Platz und noch bessere Lebens- und Schlachtbedingungen. Neben Richtlinien für Mastschweine, Mast- und Milchrinder gibt es weitere für Legehennen, Masthühner und -enten sowie Milchschafe und -ziegen. Jede Richtlinie unterliegt einer permanenten Evaluierung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie Kontrollergebnissen aus Tierhaltung, Landwirtschaft und Verarbeitung. Siegel-Herausgeber ist die Gesellschaft !Zukunft Tierwohl! Weiterführende Informationen unter: www.zukunfttierwohl.at ![daniel-leone-LXQx98FPPQ4-unsplash.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/daniel_leone_LX_Qx98_FPPQ_4_unsplash_7a422f1f60.jpg) (c) Daniel Leone/unsplash **Geschützte Ursprungsbezeichnung – sicher vermarktet** Das EU-Kennzeichen "geschützte Ursprungsbezeichnung" (g.U.) garantiert, dass die Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung von Erzeugnissen in einem bestimmten geografischen Gebiet nach festgelegten Herstellungsverfahren erfolgt ist. Die Lebensmittel, Weine und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnisse weisen somit aufgrund ihrer Herkunft und spezieller Produktionsverfahren besondere Eigenschaften und Qualitäten auf. So dürfen beispielsweise der Tiroler Graukäse (g.U.), die Pöllauer Hirschbirne (g.U.) oder die Steirische Käferbohne (g.U.) mit dem geschützten geografischen Namen bezeichnet und vermarktet werden. Jeder Verarbeitungsschritt – also Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung – muss dabei in der jeweiligen Region erfolgen. Gebiet und Herstellungsverfahren sind in einer Produktspezifikation festgelegt. Das Siegel zielt darauf ab, traditionelle Herstellungsverfahren zu bewahren, die Produzenten vor Nachahmung zu schützen und ihnen einen Marktvorteil bei der EU-weiten Vermarktung zu verschaffen. Vergeben wird das Siegel von der Europäischen Kommission in Zusammenarbeit mit einer nationalen Behörde. Weiterführende Informationen unter: www.svgh.at ![alexander-maasch-KaK2jp8ie8s-unsplash.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/alexander_maasch_Ka_K2jp8ie8s_unsplash_59dbc11c7a.jpg) (c) Alexander Maasch/unsplash