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4. Mär 2022

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Gesellschaft

Die Digitalisierung ist die Grundvoraussetzung für die Dekarbonisierung

Journalist: Katja Deutsch

Digitalisierung und Dekarbonisierung sind die beiden großen Transformationsprozesse, vor denen die Welt heute steht. Beide Megatrends prägen die Wirtschaft des 21. Jahrhunderts und sind sowohl mit neuen Chancen als auch grundlegenden Veränderungen verbunden.

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Sebastian Schaule, Referent für Energie im Bitkom e.V.

Gleichzeitig ist die Digitalisierung aber auch eine wichtige Grundvoraussetzung für Dekarbonisierung und Klimaschutz“, sagt Sebastian Schaule, Referent für Energie im Bitkom. „Digitale Technologien ersetzen alte Muster, bringen neue Konzepte, Dienstleistungen und Lösungen hervor und machen so viele ressourcenintensive Abläufe und Arbeitsprozesse effizienter oder sogar überflüssig. So zeigt beispielsweise eine Bitkom-Studie, dass digitale Technologien über ein Drittel dazu beitragen können, dass Deutschland seine Klimaziele bis zum Jahr 2030 erfüllt.“

Letztendlich treibe die digitale Transformation das Erreichen der Klimaziele in allen Wirtschaftsbereichen voran – denn wirtschaftliches Handeln benötige immer auch Ressourcen und Energie, so Sebastian Schaule. „Die Einsparpotenziale sind dabei genauso vielfältig wie die Ökonomie selbst: In der industriellen Fertigung steigern digitale Lösungen die Produktivität durch vernetzte Entwicklungs- und Produktionszyklen, im Mobilitätsbereich werden durch intelligentes Verkehrsmanagement weniger Kilometer gefahren, im Energiebereich wird die Netzeffizienz verbessert und erneuerbarer Strom besser genutzt, im Gebäudesektor werden Heizungs- und Warmwasseranlagen automatisiert und die Bauwerke mit einem digitalen Zwilling ressourcenschonend geplant. Und wie sich nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie zeigt, können in allen Branchen etliche Fahrten und Dienstreisen eingespart werden, weil der Austausch auch über Videokonferenzen funktioniert.“

Der digitale Klimaschutz ist aber kein Selbstläufer, sondern muss aktiv betrieben und von Politik und Gesellschaft flankiert werden. Ohnehin zur Verfügung stehende Daten müssen dort eingesetzt werden können, wo sie ihre Potenziale für den Klimaschutz voll entfalten können. Dies betrifft etwa die Verwendung von Verbrauchs- und Messdaten für die Verbesserung der Energie- und Ressourceneffizienz von Gebäuden.

Wie andere Wirtschaftszweige benötigt auch die Digitalisierung selbst Ressourcenund Energie. Das CO2-Einsparpotenzial überwiegt den ökologischen Fußabdruck der Technik dabei deutlich. „Trotzdem ist es selbstredend wichtig, die digitalen Technologien selbst und deren Einsatz weiter zu dekarbonisieren“, sagt der Bitkom-Referent. Dazu kommen verschiedene Lösungen zum Einsatz, die von der direkten Beschaffung erneuerbarer Energien über die Nutzung der Abwärme von Rechenzentren bis hin zur kontinuierlichen Verbesserung von Soft- und Hardwarelösungen reichen.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.