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21. Feb 2019

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Gesellschaft

Die Digitalisierung kommt nicht – sie ist bereits da!

Journalist: Hans-Ullrich Kammeyer

An der Digitalisierung in der Baubranche führt kein Weg mehr vorbei. Von der Planung über das Bauen und Betreiben bis zum Rückbau – die Digitalisierung betrifft alle Bereiche der Baubranche. Das wird auch Auswirkungen auf nahezu alle heutigen Berufs- und Tätigkeitsbilder haben: vom Vergabewesen über die Vergütungsregelungen bis hin zu maßgeblich veränderten Ausbildungsrahmen und -profilen. Umso wichtiger ist es, alle Planerinnen und Planer – jetzige und zukünftige – auf dem digitalen Weg mitzunehmen, um die digitale Zukunft gemeinsam zu gestalten. Das gelingt jedoch nur mit einer qualitativen Ausbildung sowie mit entsprechenden Fort -und Weiterbildungen. Die Ingenieurkammern der Länder haben auf Basis der Richtlinie VDI/buildingSMART 2552-8.1 mit dem BIM-Standard Deutscher Architekten- und Ingenieurkammern ein gemeinsames Curriculum für Fort- und Weiterbildungen erarbeitet. Damit wollen wir den anstehenden Herausforderungen der Digitalisierung begegnen und den Berufsträgern die Möglichkeit geben, sich qualitativ hochwertig und damit zukunftssicher weiterzubilden. Denn wir brauchen auch weiterhin viele – und vor allem viele gut ausgebildete – Ingenieurinnen und Ingenieure.

Aber auch Hochschulen und Universitäten müssen ihre Studieninhalte daraufhin überprüfen, ob sie den Ingenieurnachwuchs wirklich zukunftsfähig ausbilden. BIM muss als Rüstzeug von Anfang an eine wesentliche Rolle spielen, ohne natürlich die klassische Ingenieurausbildung zu vernachlässigen. Dazu bedarf es aus Sicht der Ingenieurkammern einer breiten grundständigen Ausbildung, die auch BIM als essenziellen Bestandteil berücksichtigt. Denn die Potenziale von BIM können nur dann gehoben werden, wenn die gesamte Wertschöpfungskette damit umzugehen weiß. Entsprechend wichtig ist es daher auch, den digitalen Austausch und Zugang für alle zu gewährleisten, Stichwort „Open BIM“.

Ein „Open BIM“-Ansatz mit normierten, offenen Schnittstellen ist darüber hinaus die Voraussetzung, um die anstehenden Veränderungen durch BIM mittelstandsfreundlich zu gestalten und die bewährten Strukturen der kleinen und mittleren Unternehmen im Planungsbereich aufrechtzuerhalten. Deutschlands Stärke ist die mittelständische Wirtschaftsstruktur. Diese gilt es zu bewahren und zu fördern. Das hat sich einmal mehr während der Wirtschaftskrise gezeigt. Daher ist an dem qualitätssichernden Grundsatz der Aufgabenteilung zwischen unabhängiger Planung und der Bauausführung – auch aus Sicht des Verbraucherschutzes – festzuhalten.

Angestoßen vom Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur mit dem „Stufenplan Digitales Planen und Bauen“ engagieren sich heute erfreulicherweise auf der politischen Ebene weitere Ministerien für das Thema „BIM“. Unter dem Aspekt „Digitalisierung des Mittelstandes“ hat beispielsweise das Bundeswirtschaftsministerium mehrere Fördervorhaben initiiert, die die im Planungswesen vorrangig vertretenen kleinen und mittelständischen Büros in die Lage versetzen sollen, BIM und weitere digitale Instrumente gewinnbringend einzusetzen. Auch das Bundesbauministerium hat hierzu mehrere Pilotvorhaben vorgestellt und mit dem „Branchendialog Digitaler Hochbau“ unter der Leitung von Baustaatssekretär Adler eine effektive und zielgerichtet arbeitende Austauschplattform zum Thema Digitalisierung eingerichtet.

All dies sind Schritte in die richtige Richtung, die konsequent weiterverfolgt werden müssen. Dann sind wir auf dem richtigen Weg in die digitale Zukunft des Planens und Bauens.

Dipl.-Ing Hans-Ullrich Kammeyer, Präsident der Bundesingenieurkammer

9. Jul 2025

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Gesellschaft

Die Herausforderungen des Wohnens heute und morgen – ein Beitrag vin Dr. Christine Lemaitre

Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell und emotional behaftet wie das Wohnen. Die Gestaltung des eigenen Zuhauses spiegelt unsere Persönlichkeit wider, zeigt, worauf wir Wert legen und was wir bereits erlebt haben. Die eigenen vier Wände bieten Sicherheit und sind Orte der Entspannung. Nun rückt das Thema Wohnen in der aktuellen Debatte immer wieder in den Fokus. Es herrscht ein Mangel insbesondere an bezahlbarem Wohnraum und das in allen Schichten der Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele, darunter der Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und gestiegene Baukosten. Lösungsansätze sind vorhanden, die nicht nur angesichts der politischen Klimaziele im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Die Baubranche steht als einer der Hauptverursacher klar in der Pflicht, Gebäude und Außenräume wieder für den Menschen zu planen und auf eine langfristige, qualitätsvolle Nutzung auszulegen. Das größte Potenzial, um Ressourcen und CO2 einzusparen, bieten der Erhalt und bei Bedarf die Umnutzung bestehender Gebäude, wodurch auch gleich die baukulturelle Identität des Ortes bewahrt wird. Gerade in Städten, wo der Wohnraum besonders knapp ist, stehen Flächen leer deren ursprünglich vorgesehene Nutzung nicht mehr benötigt wird. Durch Offenheit und Mut kann hier etwas ganz Besonderes entstehen. Nachhaltige Strategien wie Suffizienz und Lowtech bieten sowohl im Neubau als auch im Bestand reizvolles Innovationspotenzial. Mit dem Suffizienz-Gedanken geht die Frage einher, wie viel genug ist. Sie sollte immer wieder gestellt werden, um abzuwägen, was bezüglich Fläche, Material und Gebäudetechnik wirklich gebraucht wird. Wer hier einspart, übernimmt Verantwortung. Das gesparte Geld lässt sich an anderer Stelle beispielsweise zugunsten einer hohen Qualität und guter Gestaltung sinnvoll investieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Flexibilität, um auf sich ändernde Lebenssituationen reagieren zu können. Diese Ansätze sind wie geschaffen für einen neuen, zukunftsweisenden Trend beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden. Hilfestellung zur Umsetzung kann das speziell für kleine Wohngebäude entwickelte Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geben. Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Neben dem ganz eigenen, individuellen Rückzugsraum, bestückt mit liebgewonnenen Möbelstücken und Accessoires, entsteht dadurch ein besonderer Wert, nämlich der der körperlichen und geistigen Gesundheit. >Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Als Non-Profit-Verein setzen wir uns bei der DGNB für die nachhaltige Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Wir klären auf, leisten Hilfestellung und sensibilisieren für ein verantwortungs- und qualitätvolles Bauen und Betreiben von Gebäuden. Das DGNB-Zertifizierungssystem verhilft dabei allen am Bau Beteiligten zu einem gemeinsamen Verständnis darüber, welche Möglich- aber auch Notwendigkeiten das nachhaltige Bauen mit sich bringt, um einen positiven Beitrag für Mensch, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu leisten.