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7. Okt 2020

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Wirtschaft

Die Energiewende geht nur über lokale Energiemärkte

In Zukunft werden private und gewerbliche Energieerzeuger und -verbraucher vor Ort verbunden sein und sich mit Energie versorgen, sagt coneva-Geschäftsführer Jochen Schneider

Jochen Schneider, coneva-Geschäftsführer

Herr Schneider, lange galt die fehlende Möglichkeit, volatile regenerative Energie zu speichern, als Achillesferse der Energiewende. Ist das heute noch so?

Grundsätzlich ist es so, dass die dezentrale regenerative Stromproduktion eine höhere Volatilität hat, als die Versorgung auf Basis fossiler Brennstoffe. Der Speicher ist aber nur eine Systemkomponente, um Energie zu managen. Tatsächlich handelt es sich um ein sehr komplexes System. Es stellt aber gerade unseren Lösungsansatz dar, dass wir unter anderem mit Hilfe von Speichern versuchen, energetische Managementkonzepte zu entwickeln, die diese Volatilität ausgleichen bzw. in Flexibilität umwandeln. 

Wie sieht Ihr Konzept aus?

Unser Anspruch ist, dass wir private und gewerbliche Energieverbraucher und -erzeuger über unsere Software vernetzen und über lokale Energiemärkte managen. Wir sorgen als Energiedienstleister dafür, dass jeder Verbraucher genau mit der Energie versorgt wird, die er zu einem bestimmten Zeitpunkt benötigt. Dazu gehört auch, das Zusammenspiel zwischen einer PV-Anlage und dem Speicher mittels unserer Software zu optimieren. Dafür wird der Energieverbrauch mithilfe von Algorithmen analysiert und die verschiedenen Nutzerprofile als Flexibilität genutzt.

Können Sie das anhand eines konkreten Beispiels verdeutlichen?

Ein gutes Beispiel ist der Supermarkt, weil man hier alles in einem System hat. Es gibt einen großen Verbraucher, der sowohl Strom für Wärme und Kälte verbraucht als auch selbst Strom produziert. Diese Produktion funktioniert in der Regel über eine PV-Anlage auf dem Dach. Der Strom kann tagsüber, wenn die Sonne scheint, zum Betrieb (z. B. Kühlung, Klimaanlage, Strom für Backautomaten) genutzt werden; das, was übrig bleibt, wird in der Batterie gespeichert. Ein Kunde wiederum, der mit dem Elektroauto zum Einkaufen kommt, parkt sein Auto und lädt es während des Einkaufs auf.

Es ist durchaus möglich, dass der Supermarkt viel mehr Strom produziert, als er selbst benötigt. In diesem Fall macht es Sinn, ihn mit den privaten Stromkunden, die in der Nachbarschaft wohnen, zu einer Stromcommunity zu vernetzen, denn dann können diese den überschüssigen Strom verbrauchen.

Und wenn wir im Winter zwei Monate nur dunkles Wetter ohne Sonne haben?

Der Supermarkt bleibt zu jeder Zeit am Stromnetz angeschlossen. Es besteht also kein Risiko, dass es plötzlich keinen Strom mehr gibt. Unser Anspruch ist aber, dass wir auch während der kalten Monate die Basisstromversorgung sicherstellen können. Auch wenn es ohne den Anschluss an das Netz nicht funktionieren wird. Wenn man auf eine Basis von 60 bis 80 Prozent kommt, ist das ein gutes Ergebnis

Für wen bietet sich das System von coneva an?

Eigentlich für alle Filialisten, die an mehreren Standorten vertreten sind, zum Beispiel auch für Hotels. Für Energieversorger, die sich neue Märkte erschließen wollen. Für Wohnbaugesellschaften und in bestimmten Fällen auch für Quartierslösungen. Unser System funktioniert immer dort am besten wo mehrere Verbraucher und einige Produzenten angesiedelt sind.

Wie sieht es mit den Kosten aus?

Selbstproduzierter regenerativer Strom ist nicht nur nachhaltig sondern auch  kostengünstiger als der aus der Steckdose. Deshalb ist die Entscheidung dafür immer auch eine ökonomische Frage. Außerdem kann ich meine Autarkie durch eine höhere Eigenverbrauchsquote erhöhen und gegebenenfalls noch Zusatzeinnahmen generieren, wenn ich überschüssig produzierten Strom verkaufe. Das ist unsere Idealvorstellung.

23. Dez 2025

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Gesellschaft

Warum es so wichtig ist, konsequent nachhaltig zu bauen – Ein Beitrag von Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand DGNB e.V.

Nachhaltiges Bauen bedeutet weit mehr als energieeffiziente Gebäude oder den Einsatz ökologischer Materialien. Es beschreibt einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg betrachtet werden: von der Planung über den Bau und die Nutzung bis hin zu Umbaumaßnahmen oder den Rückbau. Ziel ist es, Umweltbelastungen zu minimieren, Ressourcen zu schonen, Menschen gesunde und lebenswerte Räume zu bieten und gleichzeitig wirtschaftlich sinnvolle Lösungen zu schaffen. Stand heute ist der Bausektor nach wie vor für einen erheblichen Teil der globalen CO2-Emissionen, den Verbrauch natürlicher Ressourcen und den zunehmenden Verlust der Biodiversität verantwortlich. Gleichzeitig verbringen wir den Großteil unseres Lebens in geschlossenen Räumen, die unser Wohlbefinden stärken sollen, ohne dabei die Zukunft unseres Planeten zu gefährden. Zudem leben immer mehr Menschen in der Stadt. Der Bedarf an attraktiven und dazu noch klimaresilient gestalteten Freiräumen wächst. Nachhaltige Architektur bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die Klimakrise zu bekämpfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Wie ein Perspektivwechsel in diese Richtung gelingen kann, zeigen wir noch bis zum 28. Januar 2026 mit der ersten DGNB Ausstellung „What If: A Change of Perspective“ in der Berliner Architekturgalerie Aedes. Die Ausstellung fordert Besucherinnen und Besucher dazu auf, gewohnte Denkmuster zu hinterfragen und die Themenvielfalt des nachhaltigen Bauens neu und unvoreingenommen auf sich wirken zu lassen. >Nachhaltige Architektur bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die Klimakrise zu bekämpfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Anhand gebauter Beispiele wird deutlich, dass viele Lösungen bereits existieren. So erfährt der Besuchende anschaulich, wie Gebäude klima- und ressourcenschonend geplant werden können, indem Materialien im Kreislauf geführt, Energie effizient genutzt oder sogar erzeugt wird und der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes berücksichtigt bleibt. Ebenso thematisiert werden Klimaanpassung und Resilienz: durch kluge Gestaltung, Begrünung und Freiräume können Gebäude und Städte besser mit Hitze, Starkregen oder Trockenperioden umgehen. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Menschen. Nachhaltiges Bauen stellt das Wohlbefinden, die Gesundheit und das soziale Miteinander in den Mittelpunkt. Architektur kann Begegnung fördern, Identität stiften und bezahlbaren Wohnraum schaffen, ohne dabei die Umwelt aus dem Blick zu verlieren. Auch der verantwortungsvolle Umgang mit bestehenden Gebäuden spielt eine zentrale Rolle. Sanieren, Umnutzen und Weiterbauen im Bestand werden als Strategien gezeigt, um Flächen zu schützen und Ressourcen zu sparen. Nicht zuletzt wird klar, dass Nachhaltigkeit keine Kostenspirale sein muss. Ganzheitlich geplante Gebäude sind oft wirtschaftlicher, weil sie langfristig Betriebskosten senken, Risiken minimieren und ihren Wert erhalten oder steigern. Nachhaltiges Bauen ist kein abstraktes Expertenthema und schon gar keine Zukunftsvision, sondern eine konkrete Chance. Für lebenswerte Städte, für gesunde Räume und für eine gebaute Umwelt, die den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen ist. Als inhaltlich getriebener Non-Profit-Verein begreifen wir das nachhaltige Bauen seit unserer Gründung vor 18 Jahren als gesellschaftliche Aufgabe, nach der wir unser Handeln ausrichten. Mit der Ausstellung laden wir jeden einzelnen ein, genauer hinzusehen, weiterzudenken und selbst Teil des Wandels zu werden. Weitere Informationen gibt es unter www.dgnb.de/aedes