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23. Nov 2022

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Lifestyle

Die geliebten Vierbeiner im Corona-Wandel

Journalist: Pia Rische

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Foto: Tim Kramer

Seit der Corona-Pandemie hat sich einiges verändert, auch im Leben von Haustieren. Expertin Kate Kitchenham erläutert aktuelle Herausforderungen.

Verhaltensbiologin, Buchautorin und TV-Moderatorin Kate Kitchenham hat bereits viel Erfahrung im Umgang mit verschiedenen Haustieren und deren Entwicklung während der Corona-Pandemie sammeln können.

Inwiefern hat sich die Beziehung zwischen Hund und Mensch verändert?

Durch die entstandene Zeit konnten sich viele den Traum vom eigenen Hund erfüllen. Die Grundidee ist dabei richtig, da es generell selten eine Lebensphase gibt, die perfekt passt. Aber Hunde sind soziale Wesen, die nicht nur mit uns allein leben, sondern auch in die Gesellschaft integriert werden müssen. Und viele unterschätzen bei Hundehaltung, dass die Verantwortung nicht nach einem halben Jahr aufhört. Dass der Hund zuhause allein bleiben kann, muss erst erlernt werden. Bei vielen Problemen, die Halter mit ihren Hunden aktuell haben, spielen Hundeschulen, die coronabedingt geschlossen waren, eine große Rolle. Zudem wurde die Vermittlung über Tierschutzorganisationen vermehrt genutzt, wobei viele mit der neuen Situation überfordert waren und einige Hunde ins Tierheim abgegeben wurden. Die dortige Situation ist dramatisch, da Hunde durch eine falsche Erziehung oft schwer vermittelbar sind.

Welche Rolle spielen Hundehalter?

Eine große Studienlage belegt, dass Hundehalter in der Elternfunktion agieren. Genau wie Eltern ihren Kindern Freiraum geben und Grenzen aufzeigen, müssen Hundehalter Verantwortung übernehmen. Ich nenne das den kontrollierten Handlungsfreiraum. Hunde müssen eigene Erfahrungen sammeln, aber so kontrolliert, dass Besitzer im Notfall eingreifen können. Die Erziehungsverantwortung hört nicht in dem Moment auf, wenn ich die Leine abmache!

Hat sich das Verhalten unter Hunden verändert?

Hunde haben weniger Sozialisierung erfahren, sowie Menschen weniger Erfahrung im Umgang mit anderen Hunden und deren Besitzern sammeln konnten. Die Hundeschule dient auch zum „Hundehalter-Knigge“, wobei erlernt wird, wie man sich untereinander verhält und wie man den Hund in der Öffentlichkeit kontrolliert.

Wie sieht die Situation bei älteren Hunden aus?

Gerade ältere Hunde haben sich an bestimmte Routinen gewöhnt, weshalb sie durch die veränderte Situation zuhause eher überfordert und gestresst waren. Das kann, muss aber nicht, zu Problemen führen.

Inwiefern sind Katzen betroffen?

Katzen sind sehr viel selbstständiger und weniger von der veränderten Situation betroffen. Allerdings sind auch sie sehr soziale Wesen, die eine enge Bindung zu ihren Menschen benötigen. Viele Katzen können auch mit dem allein sein überfordert sein, wenn sie es nicht gewöhnt sind. Die Gefährlichkeit ist bei Katzen, dass sie im Stillen leiden und es keiner bemerkt. Eine Wohnungskatze sollte auch nicht allein gehalten werden.

Gibt es positive Entwicklungen?

Bei all der schwierigen Zeit, die alle durchmachen mussten, hat auch die Corona-Pandemie positive Folgen auf Menschen und Hunde. Das Home-Office ermöglicht die Haltung von Hunden und eine aktive Lebensweise, die uns gerade in der tristen Zeit weitergeholfen hat. Zudem finde ich, dass auch Kindern und Jugendlichen die Nähe zu Hunden einen Puffer zu ihren Eltern ermöglicht hat, der ihnen Trost in der schwierigen Zeit spenden konnte. Haustiere können eine große Bereicherung fürs Leben sein, solange wir einen verantwortungsbewussten Umgang pflegen. Sie sind Beziehungs- und Bindungstiere!

Interesse am Thema geweckt? In ihrem Podcast „Vier Pfoten, zwei Beine & 1000 Fragen – mit Madita van Hülsen und Kate Kitchenham“ klären die beiden unter anderem über Mythen zur Hundeerziehung auf, besprechen passendes Futter und geben allgemeine Tipps rund um unsere Fellnasen. Reinhören lohnt sich!