8. Mär 2022
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Gesellschaft
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Foto: dvi
Mit dem Koalitionsvertrag für die 20. Legislaturperiode rückt die Kreislaufwirtschaft endlich ins Zentrum der politischen Nachhaltigkeitsanstrengungen. Die Koalitionäre vollziehen damit nach, was in der Industrie schon seit Jahren im Fokus von Entwicklung und Innovation steht. Die Verpackung als historischer Pionier in Sachen Naturschutz und Produktverantwortung spielt dabei erneut eine zentrale Rolle. Das ist gut und folgerichtig, denn Verpackungen sind systemrelevant. Sie gehören zur kritischen Infrastruktur und sind unverzichtbar für die Versorgung und die Gesundheit der Bevölkerung, die Arbeitsfähigkeit der Wirtschaft und den Schutz von Klima und Umwelt.
Kim Cheng, Geschäftsführerin des Deutschen Verpackungsinstituts e. V. (dvi)
Als hochinnovative Branche arbeitet die Verpackungswirtschaft seit den ersten Verordnungen Anfang der 90er-Jahre kontinuierlich an einer Optimierung der ökologischen Bilanz ihrer Produkte. Als Produktschützer ist die Verpackung immer auch Umweltschützer. Sie sorgt mit vergleichsweise geringem Fußabdruck für Hygiene und Schutz von Lebensmitteln, Medikamenten, Konsumgütern, Rohstoffen und Bauteilen. So ist der ökologische Fußabdruck der verpackten Produkte beispielsweise bei Lebensmitteln 16 bis 30 Mal größer, als der entsprechende Fußabdruck ihrer Verpackungen. Lebensmittelverpackungen verursachen insgesamt nur 0,7 Prozent des gesamten Klima-Fußabdrucks europäischer Konsumentinnen und Konsumenten. Wer auf qualitativ hochwertigen Verpackungen verzichtet, spart also an der falschen Stelle und erweist Umwelt und Klima damit einen Bärendienst. Im Gegenzug können wir durch den Einsatz moderner Verpackungen nicht nur Hunger und Lebensmittelverluste bekämpfen, sondern auch unsere Umweltbilanz verbessern. So kann das Verhindern von Lebensmittelabfällen unseren Klimafußabdruck um 5 Prozent reduzieren. Eine Verdreifachung der Haltbarkeit mithilfe innovativer Verpackungen senkt die Abfallrate um 80 Prozent. Angesichts der Bedeutung von Verpackungen und angesichts ihrer zentralen Rolle für unser Leben und die Durchsetzung von Kreislaufwirtschaft ist es ein guter Schritt, wenn der Koalitionsvertrag vorsieht, ressourcenschonendes und recyclingfreundliches Verpackungsdesign sowie den Einsatz von Rezyklat zu belohnen. Die vorgesehene, beschleunigte Entwicklung von Qualitätsstandards für Rezyklate zur Erm glichung hochwertiger Stoffkreisläufe ist dabei ein wichtiges Element. Gerade im Bereich der Lebensmittel, in dem rund die Hälfte aller anfallenden Verpackungen Verwendung finden, müssen wir den Einsatz von Rezyklat vorantreiben und gleichzeitig den besonders hohen Ansprüchen für Material mit Lebensmittelkontakt Rechnung tragen.
Positiv bewerten wir auch das grundsätzliche Vorhaben der neuen Regierung, die ökonomischen und ökologischen Potentiale des Recyclings umfassend zu nutzen. Das entspricht den aktuellen Notwendigkeiten und erkennt im Einklang mit dem Green Deal der Europ ischen Kommission die sich bietenden Chancen, wenn es um wirtschaftliches Wachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen geht. Die Verpackungswirtschaft wird als hochinnovative Branche auch hier vorangehen und Wege erschließen, von denen zukünftig auch andere Produkte profitieren können.