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1. Okt 2021

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Gesellschaft

Die Lücke zwischen Theorie und Praxis

Journalist: Armin Fuhrer

Verpackungen können sehr gut in die Kreislaufwirtschaft überführt werden – vorausgesetzt sie sind hierfür designed, werden gesammelt und sortiert.

Papier als Verpackungsmaterial eignet sich sehr gut in einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft immer wieder Verwendung zu finden – sofern es hierfür designed ist. Wenn sich die Wirtschaft, und damit ist nicht nur die Papierbranche gemeint, sondern zum Beispiel auch die Lebensmittelindustrie, dieser Aufgabe konsequent stellt, sind nachhaltige Lösungen möglich, die wirtschaftliche, ökologischen und sozialen Faktoren Rechnung tragen.

In Europa liegt die Recyclingquote von Papier bereits bei mehr als 70 Prozent. Holzfasern können immerhin sechs bis acht Mal recycelt werden. Speziell die Lebensmittelbranche stellt eine Papier-Kreislaufwirtschaft allerdings vor allem aus Gründen der Hygiene und des Produktschutzes vor größere Herausforderungen als andere Branchen. Doch auch hier sollten Verpackungen nicht als Abfall gesehen werden, sondern als wiederverwendbarer Wertstoff. Um die Kreislauffähigkeit zu erreichen, muss ein Design for Recycling bereits während der Phase der Entwicklung von Verpackungen erarbeitet werden. Dessen Ziel ist es, Verpackungen zu optimieren, da-mit sie ihre ursprünglichen Zwecke, wie zum Beispiel für die Frischhaltung, den Schutz vor Kälte und Hitze, den sicheren Transport und die Information für die Kund:innen erfüllen, aber zugleich gezielt der Kreislaufwirtschaft zugeführt werden können. 

Das bedeutet, dass die Aufgabe der Entwicklung solcher Materialien sein muss, dass sie nach der Benutzung als Wertstoff erneut verwendet werden können. Die Lebensmittelbranche stellt sich zunehmend dieser Herausforderung und arbeitet an vielen Stellen mit der Wissenschaft zusammen. Allerdings: Es existiert noch immer eine große Lücke zwischen Theorie und Praxis. 

Denn viele Verpackungen, wie Kunststoffe, die theoretisch recyclingfähig sind, werden in der Praxis gar nicht gesammelt  – und wenn doch, werden sie häufig nicht sortiert, so dass sie wirklich in den Kreislauf aufgenommen werden und am Ende erneut als Verpackung verwendet werden können. Holzfasern wie Papier und Karton können hier eine gute Lösung darstellen. 

Die Kreislaufwirtschaft ist ein probates Mittel, um die Berge von Verpackungsmüll abzubauen. Aber alleine kann sie das Problem gerade in der Lebensmit-telbranche nicht lösen. Das Ziel muss daher auch sein, die Verwendung von Verpackungen so weit zu reduzieren, wie das möglich ist, damit Lebensmittelverpackungen dennoch zuverlässig ihre Auf-gaben erfüllen. Dazu kann zum Beispiel erfasst werden, wie groß der Aufwand für die Verpackungen ist. Eine Analyse der Ergebnisse kann Aufschluss darüber geben, wo und wie möglicherweise weniger und ökologischeres Verpackungsmaterial zur Anwendung kommen kann. Schließlich gibt es aber für den Fall, dass eine Entnahme aus der Kreislaufwirtschaft nicht machbar ist, auch die Möglichkeit, verstärkt nachwachsende Rohstoffe einzusetzen.

Am Ende bleibt noch der Hinweis, dass wir alle helfen können, die Umwelt vor Verpackungen zu schützen, indem wir bei Lebensmitteln auf solche Angebote zurückgreifen, die mit möglichst wenig Verpackungen auskommen oder indem wir dafür sorgen, dass sie auch wirklich der Kreislaufwirtschaft zugeführt werden.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.