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3. Apr 2023

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Gesellschaft

Die neue Nachhaltigkeit

Journalist: Lotta Lilena Jachalke

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Foto: Presse

Die Überschneidung von Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft gewinnt an Dynamik. Das sieht auch Dr. Sarah Brückner vom VDMA. Täglich begleiten sie und ihr Team viele Industrieunternehmen auf dem Weg zur Klimaneutralität.

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Dr. Sarah Brückner, Geschäftsführerin des Verbands Abfall- und Recyclingtechnik (VDMA)

Brückner sieht einen wesentlichen Schnittpunkt bei der Abfallwirtschaft: „Von fortschrittlichen Erkennungssystemen in Sortieranlagen bis hin zu digitalen Wasserzeichen auf Verpackungen - das Hinzufügen von Daten zu Produkten schafft einen Echtzeit-Informationsfluss. So erhalten alle Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette mehr Informationen als je zuvor. Das ist vor allem für das Recycling ein großer Mehrwert!“

Recycling und Sortierung sind wichtige, aber nicht die einzigen Komponenten einer Kreislaufwirtschaft. Die Art und Weise zu überdenken, wie Produkte entworfen, hergestellt und verbraucht werden, gehört ebenfalls dazu. Brückner betont: „Auch hier sorgen Daten für Transparenz und Rückverfolgbarkeit. Immer mehr Unternehmen denken proaktiv über das Ende des Lebenszyklus ihrer Produkte nach und sorgen von vornerein für eine gute Recyclingfähigkeit.“ Auch die Bedeutung nachhaltiger Materialien nimmt zu, vor allem die Anteile an Rezyklat steigen.

Dabei unterscheidet sich die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in der Industrie laut Brückner stark: „Während einige Firmen innovative Produkte und Geschäftsmodelle entwickelt und implementiert haben, beginnen andere erst, diese Konzepte zu erforschen.“ Dennoch beobachtet Brückner ein zunehmendes Tempo der Entwicklung: „Zu den Motivationen kleiner und mittlerer Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus gehören intrinsische Motivationen in Bezug auf zukünftige Generationen und Rohstoffsicherheit. Größere Unternehmen engagieren sich bereits in der Kreislaufwirtschaft und sind motiviert durch ein positives Unternehmensimage und die Gewinnung von Mitarbeitenden, denen Nachhaltigkeit wichtig ist. So erhielt beispielsweise ein Unternehmen, das einen seiner Standorte klimaneutral ausgerichtet hatte, für diesen eine deutliche höhere Zahl von qualitativen Bewerbungen.“ Brückner hofft, dass solche Erfolgsgeschichten andere Unternehmen dazu bewegen, sich stärker an der Kreislaufwirtschaft zu beteiligen: „Die Industrie ist unterwegs und motiviert, aber der Weg ist auch noch lang.“

2. Okt 2025

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Gesellschaft

Lebensmittel sind weit mehr als bloße Konsumgüter – Ein Beitrag von René Püchner, Präsident Lebensmittelverband Deutschland

Sie sind Kultur, Identität, Genuss und Spiegel gesellschaftlicher Vielfalt. Sie vereinen jahrhundertealtes Handwerk mit modernster Technik, globale Lieferketten mit regionalem Bewusstsein, individuelle Lebensstile mit kollektiver Verantwortung. Wer über Lebensmittel spricht, spricht über auch über die Art und Weise, wie wir leben, genießen und gestalten wollen. Unsere aktuellen Umfragedaten zeigen eindrücklich: Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung hält Lebensmittelvielfalt für wichtig. Zwischen dem 15. und 18. Juli 2025 befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag unseres Verbandes 1.037 Menschen bundesweit. Das Ergebnis: 76 Prozent beurteilen Vielfalt als „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Besonders deutlich ist die Haltung bei Jüngeren: 94 Prozent der 18- bis 29-Jährigen betonen, wie essenziell Vielfalt für sie ist. Für 81 Prozent ist sie Ausdruck kultureller Vielfalt, für 78 Prozent integraler Bestandteil moderner Ernährung. Und 77 Prozent probieren gern Gerichte aus anderen Kulturen – ein Ausdruck von Neugier und kulinarischer Offenheit. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll: Vielfalt ist kein Luxus, sondern eine Erwartung. Ein Grundbedürfnis in einer dynamischen, global vernetzten Gesellschaft. Die Lebensmittelwirtschaft trägt Verantwortung, diese Erwartungen nicht nur zu erfüllen, sondern aktiv zu gestalten – durch Transparenz, Qualität und Innovation. >Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Mit Blick auf soziale Teilhabe und Integration richtet sich unser Blick auch auf strukturelle Vielfalt. So hat der Lebensmittelverband gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie das „What the Food“-Forum: Diversity in the Food Industry initiiert, das am 18. September 2025 in Berlin stattfand. Unter anderem unter dem Motto „Migration als Erfolgsfaktor in der Lebensmittelbranche“ beleuchteten wir Beiträge von Menschen mit Migrationsgeschichte, diskutierten Chancengleichheit und kulturelle Sensibilität und zeigten, wie Vielfalt gelebt wird und Mehrwert schafft. Die Herausforderungen, vor denen wir in der Lebensmittelwirtschaft stehen, sind durchaus komplex: Klimawandel und Ressourcenschutz erfordern neue Wege in Produktion, Logistik und Verpackung. Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten Transparenz, verlässliche Qualität, klare Informationen. Zugleich wünschen sie Vielfalt, Inspiration und genussvolle Erfahrungen. Diesen hohen Anspruch erfüllen wir. Wir setzen in Produktion, Entwicklung und Kommunikation auf qualitativ hochwertige Zutaten, klimafreundliche Verfahren, ressourcenschonende Verpackungen und kultursensible Ansätze. Als Lebensmittelverband Deutschland verstehen wir uns als Brücke: Zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Wir bieten Orientierung durch fundiertes Wissen, begleiten Trends faktenbasiert und fördern den Dialog über die Ernährung von morgen.