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9. Mär 2022

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Gesellschaft

Die Rückkehr der Dose

Journalist: Armin Fuhrer

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Foto: Studio Blackthorns/unsplash

Getränkedosen aus Aluminium waren aus den Geschäften fast verschwunden. Doch inzwischen feiern sie ein Comeback. Ist das gut oder schlecht für die Umwelt?

Sie sind buntbedruckt, haben häufig ein tolles Design und gelten bei manchen Bloggern schon als Kultobjekte: Getränkedosen aus Aluminium feiern bei den Verbrauchern ein überraschendes Comeback.

Vor allem junge Kunden entscheiden sich häufig für die Alu-Dose. Denn sie können leicht im Rucksack mitgenommen werden, wenn es zum Badesee oder zum Musikfestival geht. Und der Versuch, Bier in PET-Flaschen an den Kunden zu bringen, ist auch gescheitert. Hinzu kommt, dass es die bei den Jugendlichen beliebten Energydrinks ohnehin fast nur in Dosen gibt.

Wurden 2002 in Deutschland 7,5 Milliarden Dosen verkauft, so waren es ein Jahr später, nach der Einführung des Dosenpfands, nur noch 0,5 Milliarden. Inzwischen ist die Zahl wieder deutlich auf etwa vier Milliarden gestiegen. Die Kunden lieben die Dose also. Und auch die Discounter bevorzugen sie, weil sie leicht zu transportieren und zu stapeln sind. Aber welche Auswirkungen hat das Comeback auf die Umwelt und die Nachhaltigkeit?

Für viele Umweltschützer ist die Frage einfach zu beantworten: Ganz schlechte. Kein Wunder, dass sie die Wiederkehr der Dose kritisch sehen. Denn für die Herstellung einer Dose, so führen sie an, würde zweieinhalb Mal so viel klimaschädliches CO2 ausgestoßen, wie zur Herstellung einer Glasflasche. Schlie lich muss Aluminium auf 660 Grad erhitzt werden, um es bearbeiten zu können, und dazu wird sehr viel Energie verbraucht. So komme auf die Herstellung einer Dose ein 27 Mal höherer Energieverbrauch als für die Herstellung einer Mehrweg-Glasflasche. Außerdem werde zur Herstellung von neuem Aluminium der Rohstoff Bauxit abgebaut. Bei diesem Prozess kämen giftige Chemikalien zum Einsatz, die die Umwelt belasten. Die Hersteller halten dagegen. Zunächst einmal weisen sie daraufhin, dass 99,3 % aller in Deutschland konsumierten Dosen recycelt werden.

Mit Blick auf den von Umweltschützern kritisierten sehr hohen Energieverbrauch bei der Produktion, legen sie Wert darauf, dass in den vergangenen Jahren neue Herstellungsprozesse eingeführt worden seien, die erheblich den Energieverbrauch senken. Das Recycling von Aluminium spart 95 % der Energie gegenüber der Herstellung aus dem Primärrohstoff (Elektrolyse). Die Vorteile lägen auf der Hand: Die Dose schütze die Ware sehr gut vor Licht sowie anderen Umwelteinflüssen und lässt keine Kohlensäure entweichen. Das ist vor allem bei Getränken mit einem Eiweißanteil wichtig, wie zum Beispiel Energydrinks. Unschlagbar sei das Verhältnis des Gewichts der Ware zum Gewicht der Verpackung, nämlich 97 % zu drei Prozent.

Wiege eine Aluminiumdose nur 19 Gramm, so komme eine Mehrweg-Glasflasche auf 362 Gramm. Und nicht zuletzt können aus einer Tonne Aluminium erheblich mehr Getränkedosen hergestellt werden als Flaschen aus einer Tonne Glas.

Fazit: Ein Vergleich der Klima- und Ökobilanz zwischen Einwegdosen und Mehrweg-Glasflaschen ist schwierig. Vorteile der Getränkedose auf der einen Seite stehen Nachteile auf der anderen Seite gegenüber. Die Hersteller arbeiten kontinuierlich an weiteren Verbesserungen, um die Öko-Bilanz der Dose weiter zu verbessern.

Ob die Fortschritte und die eingeführte „Dose-zu-Dose-Kreislaufwirtschaft“ Umweltschützer überzeugen können, muss sich zeigen. Doch die Zeiten einer einfachen Gegenüberstellung von „guten“ Glasflaschen und „schlechten“ Aluminiumdosen sollte vorbei sein.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.