Diesen Artikel teilen:

20. Jun 2022

|

Gesellschaft

Die Salone del Mobile Milano im 60. Jahr ihres Bestehens

Journalist: Theo Hoffmann

|

Foto: Presse

Die Salone del Mobile Milano 2022 war einmal mehr ein Event der Superlative. Unter den Designerinnen und Designern waren knapp ein Drittel unter 35 Jahre alt.

Die Salone del Mobile in Milano feiert in diesem Jahr ihr 60. Jubiläum. Und wie es sich für eine solche Institution des guten Geschmacks und neuester Einrichtungsideen gehört, wird sie mit ihren Ideen und Anregungen von Jahr zu Jahr jünger anstatt zu altern. Zum guten Ton der Salone del Mobile gehört es seit jeher, sich nicht nur auf das aparte Messegelände in Rho Fiera zu beschränken, sondern die ganze Region, will sagen die Mailänder Straßen, Galerien und Palazzi der Stadt, mit einzubeziehen.

Man musste bei der diesjährigen Messe vom 7. bis zum 12. Juni mal wieder gut ausgeschlafen und fit sein, um das Riesenangebot in seiner ganzen Vielfalt genießen zu können. Allein zwanzig Hallen mit rund 2.000 Ausstellern waren vor Ort. Damit wurde die Messe nach der pandemiebedingt reduzierten „Supersalone“ im vergangenen Jahr wieder zu einem echten Großevent, das auch dem Designernachwuchs viel Raum gewährte. Unter den 2.000 Ausstellern waren weit über 600 Designerinnen und Designer vertreten, die jünger als 35 waren und pfiffige neue Entwürfe präsentierten.

Das Motto der Salone del Mobile war 2022 Nachhaltigkeit, ein sicher sehr breit gefächertes Thema, für das man in der Designbranche schon ein paar Richtlinien gebrauchen kann, um up-to-date zu sein. Aus diesem Grund hatte die Möbelmesse Leitlinien für nachhaltige Produkte formuliert und der Branche frühzeitig zur Verfügung gestellt. Darin ging es um logistische Fragen, Energieeffizienz sowohl in der Herstellung als auch der Nutzung der Ausstellungsgegenstände, FSC- und PEFC-Zertifizierung und recycelten Materialien, die die Umwelt weniger belasten.  Der Nachhaltigkeit war auf sage und schreibe 1.400 Quadratmetern auch eine sehenswerte Installation mit dem Titel „Design with Nature“ des Architekten Mario Cucinella gewidmet, die die soziale und ökologische Verantwortung der Designbranche zum Thema hatte.

Das Tummelfeld der jungen Designer war vor allem der „Salone Satellite“, der 2022 zum 23. Mal veranstaltet wurde. Bei den hier gezeigten Arbeiten ging es darum, modernes Design als integratives Mittel zu verstehen, das die herausragendsten Probleme unserer Zeit aufgreift. „Nachhaltigkeit ist zu unserem Mantra geworden“, sagte der Präsident des Forschungszentrum Federlegno Arredo, Claudio Feltrin. „Die Rohstoffe sind knapp und die Kosten exorbitant. Wir müssen einen ökologischen Wandel beschleunigen.“

Ein wichtiges Thema war in diesem Jahr auch die Neudefinition von Pflanzen- und Outdoorelementen, die die Grenzen zwischen Garten und Innenräumen überwinden helfen. All das verbindet sich auch mit einer Erweiterung unseres Verständnisses von multifunktionalen Räumen wie der Küche oder des Bades und neuen Einrichtungsideen, was in der Küchenfach-Ausstellung Euro Cucina oder dem nur alle zwei jähre stattfindenden Salone Internazionale del Bagno zu bewundern war.

Möbel und funktionale Gegenstände unseres Interieurs müssen immer wieder uminterpretiert werden, auch wenn man dabei auf Designideen längst vergangener Epochen zurückgreift. Das gilt zum Beispiel für das gute alte Sofa, für das die Käuferinnen und Käufer nach Erhebungen von statista.com mittlerweile immer mehr auszugeben bereit sind. Der Markt wächst jährlich um 3,56 %.

9. Jul 2025

|

Gesellschaft

Die Herausforderungen des Wohnens heute und morgen – ein Beitrag vin Dr. Christine Lemaitre

Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell und emotional behaftet wie das Wohnen. Die Gestaltung des eigenen Zuhauses spiegelt unsere Persönlichkeit wider, zeigt, worauf wir Wert legen und was wir bereits erlebt haben. Die eigenen vier Wände bieten Sicherheit und sind Orte der Entspannung. Nun rückt das Thema Wohnen in der aktuellen Debatte immer wieder in den Fokus. Es herrscht ein Mangel insbesondere an bezahlbarem Wohnraum und das in allen Schichten der Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele, darunter der Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und gestiegene Baukosten. Lösungsansätze sind vorhanden, die nicht nur angesichts der politischen Klimaziele im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Die Baubranche steht als einer der Hauptverursacher klar in der Pflicht, Gebäude und Außenräume wieder für den Menschen zu planen und auf eine langfristige, qualitätsvolle Nutzung auszulegen. Das größte Potenzial, um Ressourcen und CO2 einzusparen, bieten der Erhalt und bei Bedarf die Umnutzung bestehender Gebäude, wodurch auch gleich die baukulturelle Identität des Ortes bewahrt wird. Gerade in Städten, wo der Wohnraum besonders knapp ist, stehen Flächen leer deren ursprünglich vorgesehene Nutzung nicht mehr benötigt wird. Durch Offenheit und Mut kann hier etwas ganz Besonderes entstehen. Nachhaltige Strategien wie Suffizienz und Lowtech bieten sowohl im Neubau als auch im Bestand reizvolles Innovationspotenzial. Mit dem Suffizienz-Gedanken geht die Frage einher, wie viel genug ist. Sie sollte immer wieder gestellt werden, um abzuwägen, was bezüglich Fläche, Material und Gebäudetechnik wirklich gebraucht wird. Wer hier einspart, übernimmt Verantwortung. Das gesparte Geld lässt sich an anderer Stelle beispielsweise zugunsten einer hohen Qualität und guter Gestaltung sinnvoll investieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Flexibilität, um auf sich ändernde Lebenssituationen reagieren zu können. Diese Ansätze sind wie geschaffen für einen neuen, zukunftsweisenden Trend beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden. Hilfestellung zur Umsetzung kann das speziell für kleine Wohngebäude entwickelte Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geben. Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Neben dem ganz eigenen, individuellen Rückzugsraum, bestückt mit liebgewonnenen Möbelstücken und Accessoires, entsteht dadurch ein besonderer Wert, nämlich der der körperlichen und geistigen Gesundheit. >Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Als Non-Profit-Verein setzen wir uns bei der DGNB für die nachhaltige Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Wir klären auf, leisten Hilfestellung und sensibilisieren für ein verantwortungs- und qualitätvolles Bauen und Betreiben von Gebäuden. Das DGNB-Zertifizierungssystem verhilft dabei allen am Bau Beteiligten zu einem gemeinsamen Verständnis darüber, welche Möglich- aber auch Notwendigkeiten das nachhaltige Bauen mit sich bringt, um einen positiven Beitrag für Mensch, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu leisten.