30. Sep 2021
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Gesellschaft
Journalist: Armin Fuhrer
Keine andere Energieerzeugungsform ist so preiswert und erfreut sich in Deutschland so großer Beliebtheit, sagt BSW-Geschäftsführer Carsten Körnig.
Der Solarenergie kommt ohne Frage eine zentrale Rolle bei der Bewältigung der Klimakrise zu. Sie ist ein Multitalent, das mit Hilfe hoch entwickelter Technik nahezu überall in unserem Land geerntet, gespeichert und mit anderen Klima-schutz-Technologien kombiniert werden kann. Wir müssen ihren Ausbau schnell vervielfachen, wenn wir apokalyptische Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Zivilisation in letzter Minute noch abwenden wollen. Die riesigen Potenziale des Multitalents Photovoltaik sollten jetzt konsequent erschlossen werden – zur Versorgung von Eigenheimen bis zur Versorgung ganzer Wohn- und Industrie-quartiere in einem ausgewogenen Mix und intelligent gesteuert mit anderen Erneuerbaren Energien und Effizienztechnologien.
Die Wissenschaft und ein Großteil der Politik sind sich inzwischen einig, dass die Solartechnik eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste, Schlüsseltechnologie für eine sichere, klimafreundliche Energieversorgung ist. Keine andere Energieerzeugungsform ist so preiswert und erfreut sich so großer Beliebtheit in der Bevölkerung und Unternehmerschaft wie die Solartechnik. Bald fünf Millionen in Deutschland installierte Solaranlagen zur Strom- oder Wärmeversorgung sind der beste Beleg dafür.
Auch bei der Investitionsbereitschaft kann sich keine andere Energieform mit der Solarenergie messen. Richtig ist aber auch, dass nur ein Bruchteil dieser eigentlich bestehenden Investitionsbereitschaft gegenwärtig politisch mobilisiert wird, wie z. B. die um ein Vielfaches überzeichnete Förderausschreibungen für Solarparks regelmäßig belegen. In den letzten Monaten registrieren wir im Ge-werbe einen Investitionsrückgang infolge politischer Fehlentscheidungen und aus-bleibender Reformen. Es ist noch viel zu tun und Eile geboten: Es kann nicht sein, dass der Ausbau der Solarenergie durch künstliche Marktbarrieren, Förderdeckel, zu schnell sinkende Marktprämien länger ausgebremst wird.
Wir brauchen ein Solar-Beschleunigungsgesetz in den ersten 100 Tagen nach der Wahl. Das jährliche Photovoltaik-Ausbautempo muss in der kommenden Legislaturperiode mindestens verdreifacht, sehr bald sogar vervierfacht werden. Einer ähnlich starken Mobilisierung bedarf es bei der Solarthermie und den Speichern. Um eine Solarisierung dieser Größenordnung zu erreichen, reicht es nicht, nur auf Marktkräfte zu setzen, allein schon, da nach wie vor kein fairer Wettbewerb herrscht.
Die neue Bundesregierung muss in einem 100-Tage-Programm die EEG-Zielkorridore und Auktionsvolumen für die Photovoltaik an die verschärften Klimaziele anpassen und die Höhe der Marktprämien für Neuanlagen konsequent an der Zielerreichung ausrichten. Bürokratische Hürden sowie nicht sach-gerechte Umlagen und Abgaben müssen als „Rentabilitätskiller“ der Solartechnik konsequent abgebaut werden und der Zugang zu neuen Märkten wie z. B. der Fernwärme geöffnet werden.