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7. Jun 2022

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Gesellschaft

Die Tankstelle im Haus

Journalist: Thomas Soltau

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Foto: Maxim Hopman/unsplash

Eine eigene Wallbox ist die günstigste Möglichkeit, das Elektroauto zu Hause zu laden – und gleichzeitig CO2-Emissionen zu reduzieren.

E-Autos gelten als ein wichtiger Hebel im wichtigen Kampf gegen den Klimawandel. Doch der Ausbau von Schnell- und Normal-Ladesäulen für E-Autos hält in der Schweiz nicht Schritt mit den steigenden Neuzulassungen. Laut Zahlen des Bundesamtes für Statistik waren Ende Mai 2021 gut 50’000 reine Elektroautos und immatrikuliert. Der E-Autoflotte steht derzeit ein Netz von gut 6’000 öffentlichen Ladepunkten zur Verfügung. Zu wenig beim Boom von E-Autos, wie Experten bemängeln. Kein Wunder also, dass sich immer mehr Privathaushalte selbst um die Installation von Wallboxen kümmern.

Eines ist klar: Das Tanken der Fahrzeuge mit Strom kostet deutlich weniger als an der Zapfsäule und schont zudem die Umwelt. So verursacht ein E-Fahrzeug im Vergleich zu einem Verbrenner weniger als die Hälfte an Betriebskosten, betrachtet man nur den Kraftstoff. Wenn man Einsparungen durch den Wegfall von Wartungskosten wie Ölwechsel oder Zahnriemenwechsel noch mitberechnet, sparen E-Fahrzeuge über die gesamte Lebensdauer des Fahrzeugs deutlich mehr ein. Zudem lässt sich fast immer mit dem bestehenden Stromanschluss eine vernünftige Ladelösung finden – ohne Erhöhung der Stromleistung.

Ladestationen betanken den Wagen unterschiedlich schnell. In der Anschaffung kostet eine gängige Wallbox in der Regel zwischen 800 und 1’700 Schweizer Franken – je nach Hersteller und Modell. Die meisten Ladestationen mit einer Leistung von 11 kW sind in diesem Preissegment zu finden. So kann ein Fahrzeug innerhalb von etwa 3,5 bis 5 Stunden geladen werden. Die Unterschiede in den Ladezeiten liegen in dem im E-Auto verbauten Ladegerät (On-Board-Charger). Die Ladeleistungen variieren zwischen 3,7 kW und 22 kW.

Montagekosten von Wallboxen fallen niedriger aus, je näher sich der Ladepunkt am Stromanschluss befindet. Komplizierte Umbauten können den Einbau verteuern. Wallboxen kommen auf eine Leistung von 22 Kilowatt und laden Elektrofahrzeuge mit dieser Power in nur zwei bis vier Stunden. Der grösste Unterschied neben der Ladeleistung: die Melde- oder Genehmigungspflicht der jeweiligen Wallbox. Eine 11 kW Wallbox muss dem Netzbetreiber «nur» gemeldet werden. Bei der teureren Variante mit 22 kW hat der Netzbetreiber die Wallbox vor dem Einbau schriftlich zu genehmigen. Die stärkere Variante lohnt sich nur dann, wenn die Fahrzeuge ständig im Einsatz sind – und eben über eine Ladeleistung von 22 kW tanken können. 

In Mehrfamilienhäusern sollte man sich zudem mit dem Thema Lastmanagement beschäftigen. Dabei wird die fürs E-Auto-Laden zur Verfügung stehende Energie von den Wallboxen auf mehrere Fahrzeuge aufgeteilt. Das hat den Vorteil, dass das Strompotenzial im Haus optimal ausgenutzt wird und eine etwa nötige, kostspielige Aufrüstung des Hausnetzes umgangen werden kann. Zudem lässt sich das dynamische Lastmanagement mancher Anbieter so programmieren, dass Ladezeiten einzelner Autos individuell berücksichtigt werden können. Dann sparen Hausbewohner nicht nur Zeit, sondern zusätzlich Geld, da viele Energieversorger spezielle Tarife für die Wallbox anbieten. Wer eine eigene Photovoltaik-Anlage besitzt, kann seinen «Kraftstoff» gleich selbst erzeugen – optimaler geht es kaum.

27. Jun 2025

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Gesellschaft

Wahlfach Informatik: Zu wenig für Europas digitale Souveränität – mit Christine Regitz

![ChristineRegitz_c_MikeAuerbach_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christine_Regitz_c_Mike_Auerbach_online_d5622666e2.jpg) ```Christine Regitz ist Präsidentin der Gesellschaft für Informatik e. V. (GI)``` Inmitten einer Zeitenwende, in der wirtschaftliche Stärke zunehmend durch digitale Kompetenz definiert wird, ist informatische Bildung ein entscheidender Hebel für Souveränität und Wirtschaftswachstum. Deutschland braucht nicht nur mehr IT-Fachkräfte – es braucht insgesamt eine digital gebildete Gesellschaft. Denn ohne breite informatische Grundbildung wird die digitale Transformation zur Abhängigkeit statt zur Chance. Informatikkompetenz ist kein Nice-to-have mehr, sondern Grundlage für wirtschaftliche Resilienz. Sie entscheidet darüber, ob wir technologische Entwicklungen mitgestalten oder ihnen hinterherlaufen. Das gilt auch für den Bereich der Künstlichen Intelligenz. Wer KI nur konsumiert, bleibt abhängig – von den Infrastrukturen, Werten und wirtschaftlichen Interessen anderer. Wenn Europa bei der Entwicklung eigener KI-Systeme den Anschluss verliert, verlieren wir mehr als nur Marktanteile: Wir verlieren unsere digitale Selbstbestimmung. Fachkräftesicherung beginnt nicht erst an der Hochschule, sondern bereits in der Grundschule. Informatik muss flächendeckend als Pflichtfach und praxisnah unterrichtet werden – nicht nur, um Lücken am Arbeitsmarkt zu schließen, sondern um die nächste Generation zum aktiven Gestalten zu befähigen. Nur so entsteht ein Arbeitsmarkt, der auf Augenhöhe mit der Technologie agiert. >Wenn Europa bei der Entwicklung eigener KI-Systeme den Anschluss verliert, verlieren wir mehr als nur Marktanteile: Wir verlieren unsere digitale Selbstbestimmung. Deshalb hat die Gesellschaft für Informatik e. V. die Allianz für informatische Bildung ins Leben gerufen. Unser Ziel: den Informatikunterricht flächendeckend stärken, auch schon im Primarbereich. Denn wer heute nicht in digitale Bildung investiert, riskiert morgen, dass Innovation, Wertschöpfung und technologische Kontrolle dauerhaft in Übersee stattfinden. Europa braucht eigene Modelle, eigene Infrastrukturen und vor allem: eigene Menschen, die sie bauen können.