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29. Sep 2023

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Gesellschaft

Digitale Zwillinge bilden die Basis für eine moderne Gebäudewirtschaft

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: ThisIsEngineering RAEng/unsplash

Dr. Josef Kauer, Präsident der BIM TAGE Deutschland, hat einige Vorschläge, wie die Baubranche schneller aus der tiefgreifenden Krise kommen könnte.

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Dr. Josef Kauer, Präsident der BIM TAGE Deutschland

Die Baubranche befindet sich derzeit in einer solch tiefgreifenden Krise, dass eine einzelne Maßnahme für ihre schnelle Wiederbelebung nicht ausreichen wird. Definitiv helfen würden schnellere Genehmigungsverfahren und eine längst überfällige Digitalisierung der Baubehörden bzgl. der Bauantragsstellung. Und gerade hier ist in den letzten Jahren bei uns fast nichts passiert, genauso wenig wurden veraltete Bauvorschriften aktualisiert.

Größere Bauvorhaben insbesondere im Hochbau werden schon mehrheitlich mittels der BIM-Methodik durchgeführt.

Zumindest könnte man eine digitale „Fast-Track-Line“ für einfache Bauanfragen einführen – und damit einen weiteren wichtigen Digitalisierungsimpuls senden. Denn mit ihr lässt sich effizienter, nachhaltiger und besser planen. Ein BIM-Modell schafft zudem die Datentransparenz für die verwendeten Baustoffe. Größere Bauvorhaben insbesondere im Hochbau werden schon mehrheitlich mittels der BIM-Methodik durchgeführt. Doch auch bei Infrastrukturprojekten gewinnt die BIM-Methodik an Bedeutung. Unsere sanierungsbedürftigen 16.000 Brücken, 17.500 km Schienen und rund 1.000 km Bundesstraßen und Autobahnen könnte man auch vergleichsweise einfach beschleunigt genehmigen. Beim dringend erforderlichen Wohnungsbau wäre eine Beschleunigung beim Thema „Bauen im Bestand“ wünschenswert, zumal die Bestanddatenerfassung von Gebäuden mittels mobiler Laserscantechnologien mittlerweile einfach geworden ist. Aber auch „Aufstockung mit Holzbau“ und „modulares- bzw. serielles Bauen“ bergen großes Potential. 

Insgesamt ist der Einsatz Digitaler Zwillinge in der Bauwirtschaft stark im Kommen. Begünstigende Faktoren sind hierbei neben hervorragenden Cloudtechnologien (mit zentralem Zugriff auf die Zwillingsdaten der Gebäude) der Einsatz von mobilen Scanverfahren, mit denen auch sehr große Immobilien mittels sogenannter „Reality-Capturing-Verfahren“ bereits nach wenigen Tagen als Digitaler Zwilling erfasst werden können. Digitale Zwillinge bilden auch die Brücke hin zum modernen Gebäudebetrieb, und sind die Basis für eine moderne, digitale Gebäudewirtschaft – sowohl für den Bau als auch für den Betrieb eines Objektes.

2. Okt 2025

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Gesellschaft

Lebensmittel sind weit mehr als bloße Konsumgüter – Ein Beitrag von René Püchner, Präsident Lebensmittelverband Deutschland

Sie sind Kultur, Identität, Genuss und Spiegel gesellschaftlicher Vielfalt. Sie vereinen jahrhundertealtes Handwerk mit modernster Technik, globale Lieferketten mit regionalem Bewusstsein, individuelle Lebensstile mit kollektiver Verantwortung. Wer über Lebensmittel spricht, spricht über auch über die Art und Weise, wie wir leben, genießen und gestalten wollen. Unsere aktuellen Umfragedaten zeigen eindrücklich: Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung hält Lebensmittelvielfalt für wichtig. Zwischen dem 15. und 18. Juli 2025 befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag unseres Verbandes 1.037 Menschen bundesweit. Das Ergebnis: 76 Prozent beurteilen Vielfalt als „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Besonders deutlich ist die Haltung bei Jüngeren: 94 Prozent der 18- bis 29-Jährigen betonen, wie essenziell Vielfalt für sie ist. Für 81 Prozent ist sie Ausdruck kultureller Vielfalt, für 78 Prozent integraler Bestandteil moderner Ernährung. Und 77 Prozent probieren gern Gerichte aus anderen Kulturen – ein Ausdruck von Neugier und kulinarischer Offenheit. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll: Vielfalt ist kein Luxus, sondern eine Erwartung. Ein Grundbedürfnis in einer dynamischen, global vernetzten Gesellschaft. Die Lebensmittelwirtschaft trägt Verantwortung, diese Erwartungen nicht nur zu erfüllen, sondern aktiv zu gestalten – durch Transparenz, Qualität und Innovation. >Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Mit Blick auf soziale Teilhabe und Integration richtet sich unser Blick auch auf strukturelle Vielfalt. So hat der Lebensmittelverband gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie das „What the Food“-Forum: Diversity in the Food Industry initiiert, das am 18. September 2025 in Berlin stattfand. Unter anderem unter dem Motto „Migration als Erfolgsfaktor in der Lebensmittelbranche“ beleuchteten wir Beiträge von Menschen mit Migrationsgeschichte, diskutierten Chancengleichheit und kulturelle Sensibilität und zeigten, wie Vielfalt gelebt wird und Mehrwert schafft. Die Herausforderungen, vor denen wir in der Lebensmittelwirtschaft stehen, sind durchaus komplex: Klimawandel und Ressourcenschutz erfordern neue Wege in Produktion, Logistik und Verpackung. Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten Transparenz, verlässliche Qualität, klare Informationen. Zugleich wünschen sie Vielfalt, Inspiration und genussvolle Erfahrungen. Diesen hohen Anspruch erfüllen wir. Wir setzen in Produktion, Entwicklung und Kommunikation auf qualitativ hochwertige Zutaten, klimafreundliche Verfahren, ressourcenschonende Verpackungen und kultursensible Ansätze. Als Lebensmittelverband Deutschland verstehen wir uns als Brücke: Zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Wir bieten Orientierung durch fundiertes Wissen, begleiten Trends faktenbasiert und fördern den Dialog über die Ernährung von morgen.