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13. Jun 2022

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Business

Digitaler Workflow im Krankenhaus

Journalist: Julia Butz

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Foto: unsplash

IT-Lösungen für den Klinikalltag versprechen neuartige virtuelle Behandlungskonzepte, eine bessere Versorgungsqualität und mehr Kosteneffizienz.

Digitale Infrastrukturen zur Rationalisierung von Verwaltung und bürokratischer Pflichten, schlanke patientenfreundliche Prozesse und IT-Lösungen, die das Krankenhausmanagement entlasten und effizienter gestalten: Mit dem Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG), für das Bund und Länder insgesamt 4,3 Milliarden Euro bereitstellen, wird es Krankenhäusern ermöglicht, in individuelle Digitalisierungsprojekte und geplante IT-Modernisierungsvorhaben zu investieren. Datenschutz und IT-Sicherheit spielen im Gesundheitswesen eine besondere Rolle, daher müssen 15 % der Fördermittel für die Verbesserung der Informationssicherheit eingesetzt werden.

Damit stellen Bund und Länder weitere Weichen für eine moderne Medizinversorgung. Nach dem KHZG werden technische Maßnahmen, wie die Kosten für die Hard- und Software, personelle Maßnahmen, wie Mitarbeiterschulungen und die Schaffung neuer IT-Stellen sowie bauliche Maßnahmen, wie die Einrichtung von Serverräumen gefördert. Das breite Digitalisierungsspektrum mit den vielfältigsten IT-Lösungen kann in vielen Bereichen eines Krankenhauses Anwendung finden, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen.

Ein Online-Check-in oder Chat mit dem Patienten ist über das digitale Patientenportal möglich, es erleichtert die Kommunikation für eine optimale und einfache Vorbereitung, noch von Zuhause aus. Der digitale Assistent kann auch in der Nachsorge für den Austausch mit Pflege- und Rehabilitationseinrichtungen genutzt werden. Eine abteilungs- und sektorenübergreifende Verzahnung aller Patientendaten und die zentrale Dokumentation von Befunden, Medikationen und Behandlungsergebnissen sollen die Diagnose, Therapie und Behandlung zukünftig optimieren. Mithilfe eines elektronischen Medikationsplans können Fehler in der Dosierung und Zusammenstellung von Medikamenten vermieden werden, dank verknüpfter Managementlösungen auch die damit verbundene Logistik abgewickelt werden. In der Notaufnahme wird der Aufnahmeprozess über mobile Dashboards digital abgebildet, Kapazitäten und Ressourcen so je nach Patientenaufkommen stets im Blick behalten. Um die spezialisierte Versorgung sowie die Akutversorgung flächendeckend sicherzustellen, können Leistungen einzelner Krankenhäuser mit Cloud-basierten Lösungen auch untereinander abgestimmt werden. Onlinebasierte Versorgungsnachweise koordinieren dabei die Ressourcenverfügbarkeit von Intensiv- und Stationsbetten standortübergreifend. Der Ausbau einer sicheren telemedizinischen Infrastruktur soll virtuelle Sprechstunden gängiger und eine moderne medizinische Versorgung ebenso im ländlichen Raum möglich machen. Zukünftig kann mittels digitaler „Symptom-Checker“ außerdem eine sichere Eigenanamnese durchgeführt werden.

Die Vielzahl neuer Technologien fördern eine moderne Diagnostik, präzisere Therapieformen und auch einen selbstbestimmten Patienten – dank wertschöpfender Datennutzung und virtueller Auswertungshilfen. Fachleute gehen daher mittel- bis langfristig von einem Rückgang der stationären Patientenzahlen aus. Um die zukünftige Wirtschaftlichkeit der Krankenhäuser sicherzustellen, sind IT-Lösungen daher nicht nur „Nice-to-have“, sondern notwendiger Schritt.

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Nachhaltig, transparent und partnerschaftlich – Im Interview mit Barbara Frenkel, Vorstandsmitglied Porsche AG

**Warum bekommt die Beschaffung oft so wenig Aufmerksamkeit – obwohl so viel von ihr abhängt?** Weil Beschaffung meist im Hintergrund läuft – und erst dann in den Blickpunkt rückt, wenn etwas fehlt. Das kennt jeder aus dem Alltag: Fehlt beim Kochen eine Zutat oder beim Möbelaufbau eine Schraube, steht meist alles still. Im industriellen Maßstab kann das bedeuten: keine Teile, kein Auto. Unsere Lieferketten sind heute hochgradig komplex, global und auf Effizienz ausgelegt. Fällt ein einziges Teil aus, sei es durch eine Naturkatastrophe, einen Cyberangriff oder geopolitische Spannungen, kann dies die Produktion gefährden. Deshalb denken wir bei Porsche Beschaffung heute anders: vorausschauender, vernetzter und deutlich resilienter. **Welche Strategie verfolgen Sie, um Lieferketten auch in Krisenzeiten stabil und widerstandsfähig zu halten?** Entscheidend ist die Transparenz in der gesamten Lieferkette – also über unsere direkten Lieferanten hinaus. Uns interessiert: Wer sind die Partner dahinter? Wo haben sie ihre Standorte und welchen Risiken sind sie ausgesetzt? Dabei simulieren wir beispielsweise Wetterereignisse oder Cyberattacken. Wir bewerten globale Rohstoffverfügbarkeiten und identifizieren Single-Source-Situationen. Über allem steht die Frage: Wo könnte ein möglicher Ausfall besonders kritisch für uns sein? **Und welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie, um Risiken zu minimieren?** Hier braucht es ein ganzes Maßnahmenbündel. Als vergleichsweise kleiner Hersteller können wir nicht überall auf eine Zwei-Lieferanten-Strategie setzen. Stattdessen überlegen wir uns etwa, wo wir bei kritischen Materialien gezielt Lagerbestände in Werksnähe aufbauen. Oder wir beauftragen zusätzliche Werkzeugsätze, die bei Bedarf schnell aktiviert werden können. **Wie wählen Sie Lieferanten aus, welche Kriterien sind dabei besonders wichtig?** Die Auswahl unserer Lieferanten ist immer Teamwork. Beschaffung, Entwicklung und Produktion arbeiten eng zusammen. Häufig entwickeln wir die Lösungen gemeinsam mit unseren Lieferanten. Hierbei spielt die technische Bewertung in enger Abstimmung mit unserer Entwicklung eine wichtige Rolle. Die Produktion wiederum achtet sehr stark auf die Logistik. Jeder potenzielle Partner durchläuft ein umfassendes Auditverfahren. Dabei geht es um Qualitäts- und Machbarkeitsaudits. Aber auch um eine umfassende Risikoanalyse. Ein fester Bestandteil bei der Auswahl sind zudem Kriterien bei der Nachhaltigkeit. Also rechtliche, ethische und ökologische Standards. >Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpassungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. **Wie wichtig ist Ihnen die Einbindung mittelständischer Lieferanten in Ihrer Lieferkette?** Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpassungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. Vor allem, wenn sie sich in unmittelbarer Werksnähe befinden. Vorteile sind kurze Wege und schnelle Reaktionszeiten. Als in Deutschland verwurzeltes Unternehmen ist uns zudem daran gelegen, die heimische und europäische Lieferkette zu stärken. **Sie haben die Nachhaltigkeit bereits angesprochen. Nochmals konkret: Wie integrieren Sie diese Kriterien in den Beschaffungsprozess?** Wie gesagt, wir denken hier ganzheitlich und in drei Dimensionen: ökologisch, sozial und ethisch. Im ökologischen Bereich legen wir besonderen Wert auf den CO₂-Fußabdruck in der Lieferkette. Hier entscheiden der Energiemix, die verwendeten Rohstoffe und der Anteil an recyceltem Material. Auch der Wasserverbrauch wird immer wichtiger. Soziale und ethische Aspekte sind ebenfalls von Bedeutung. Wir erwarten, dass internationale Arbeitsstandards eingehalten und faire Löhne gezahlt werden. **Wie haben Sie Einkaufprozesse bzw. das Lieferantenmanagement erfolgreich verbessert?** Rund 80 Prozent der Wertschöpfung entsteht bei uns in der Lieferkette. Entsprechend hoch ist die Bedeutung eines effizienten und partnerschaftlich ausgerichteten Lieferantenmanagements. Deshalb setzen wir bewusst früh an: Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. Über diesen engen Austausch entstehen belastbare Partnerschaften – von Anfang an. **Wie reagieren Sie auf regionale Marktanforderungen?** Angesichts fragmentierter Märkte gewinnt die regionale Verankerung an Bedeu-tung. In China arbeiten wir beispielsweise gezielt mit starken lokalen Partnern zusammen. Mit dem Ziel, marktgerechte Lösungen zu entwickeln – etwa beim Infotainment. Auch regulatorische Anforderungen erfordern spezifische Lösungen, das Aufspüren innovativer Technologien und innovativer Partner. Immer mehr handelt es sich dabei auch um Start-ups aus branchenfremden Bereichen, etwa beim autonomen Fahren, der Konnektivität oder Software. >Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. ## Infos zur Person Barbara Frenkel: Als Kind wollte sie Astronautin werden. Heute leitet Barbara Frenkel das Vorstandsressort Beschaffung der Porsche AG. Frenkel war die erste Frau im Vorstand des Sportwagenherstellers. Sie blickt auf eine mehr als 20-jährige Managementkarriere bei Porsche zurück. Zuvor war sie bei verschiedenen Automobilzulieferern tätig. Barbara Frenkel (62) scheidet zum 19. August 2025 auf eigenen Wunsch aus dem Porsche-Vorstand aus und übergibt ihre Verantwortung an Joachim Schar-nagl (49), der ihre Nachfolge antritt. Privat genießt sie Ausfahrten mit ihrem Oldtimer, einem 911 G-Modell. Sie ist begeisterte Taucherin und unternimmt gerne Ausflüge mit ihrem Hund in die Natur.