21. Dez 2020
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Gesellschaft
Journalist: Michael Kießling
Der Begriff der Digitalisierung ist momentan überall zu hören, nicht nur in der Politik. Die digitale Transformation betrifft viele Bereiche unserer Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Dabei wird es entscheidend für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands sein, wie wir die großen Potenziale der Digitalisierung nutzen werden. Auch die Baubranche wird sich wie jede andere Branche diesem Prozess nicht entziehen können. Denn die digitale Transformation bietet der Wertschöpfungskette Bau große Chancen für eine Effizienzsteigerung in den Projektprozessen sowie in der Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten.
Die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus von Bauwerken wird, neben einer optimierten und sicheren Planung sowie Ausführung, dadurch immer bedeutender. Dabei muss der Fokus aber auf einer praxisorientierten Digitalisierung liegen, die insbesondere unser Handwerk, die mittelständischen Strukturen der Bauwirtschaft und der Planungsbüros berücksichtigt. Denn wie in anderen Branchen wird sich die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit daran festmachen, inwiefern unsere Unternehmen und unsere Verwaltung hierbei Schritt halten. Wollen wir also effizient und effektiv bauen, müssen wir die Reserven heben, die sich in der Prozesskette Planen, Bauen und Nutzen verstecken. Digitalisierung kann uns dabei helfen.
Die Politik hat das erkannt und den Stufenplan entwickelt, um diesen Prozess anzustoßen und die am Bau Beteiligten im Transformationsprozess zu unterstützen. Das zentrale Element ist hierbei das Building Information Modeling (BIM). Und dazu leistet allen voran das 2020 eröffnete nationale Zentrum für die Digitalisierung des Bauwesens „BIM Deutschland“ einen wichtigen Beitrag. Das Kompetenzzentrum unterstützt den Bund bei der Digitalisierung des Planens, Bauens und Betreibens und ermöglicht es, als Taktgeber diesen Bereich zu entwickeln und technisch zu begleiten. Die Normierung spielt dabei eine große Rolle. Wir wollen standardisierte Prozesse und hersteller- und softwareunabhängige Datenstandards, die als Austauschformate verwendet werden können. Denn offene und herstellerneutrale Standards sind für die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen in der Baubranche eine Grundvoraussetzung für die Teilhabe an der Digitalisierung. Sie ermöglichen jungen und innovativen Unternehmen, unabhängig Produkte zu entwickeln und anzubieten. So finden neue und gute Lösungen einen schnellen Zugang zum Markt. Gerade bei den quantitativen Herausforderungen, denen wir beim Wohnungsbau oder der Sanierung begegnen, müssen wir diese Chance nutzen. Hierfür kann die Politik aber sicher noch die Rahmenbedingungen erleichtern.
Der Bund formuliert aber nicht nur Rahmenbedingungen, sondern tritt auch als Bauherr in Erscheinung. Das Hochbauvolumen im Bundesbau bietet mit einem jährlichen Umfang von 2,3 Milliarden Euro ein erhebliches Wirtschaftspotenzial und hat daher eine hohe Vorbildwirkung. Deshalb haben die Koalitionsfraktionen nun einen Antrag eingebracht, um die Vorbildfunktion des Bundes zu stärken und vor allem Nachhaltigkeit zu fördern. Dazu gehört eine konsequente Nutzung digitaler Methoden, aber auch die Verwendung ressourceneffizienter und -schonender Baumaterialien im gesamten Produktlebenszyklus. Warum? Die Erstellung und die Nutzung von Gebäuden sind die größten Hebel für einen nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen.
Dieses starke Signal muss auch vom Bund ausgehen. Die dazu angestoßenen Maßnahmen stimmen mich jedoch sehr zuversichtlich, dass wir die Digitalisierung der gesamten Baubranche nicht nur begleiten, sondern innovativ und nachhaltig gestalten. Daran halten wir fest!