2. Okt 2024
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Business
Journalist: Katja Deutsch
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Foto: VDR
Sie tun gut, erweitern den Horizont und fördern die Karriere: Geschäftsreisen sind bei den meisten Mitarbeitenden sehr beliebt. Jens Schließmann, Hauptgeschäftsführer des VDR, kennt die Gründe.
Herr Schließmann, laut Studien haben Geschäftsreisen einen sehr positiven Einfluss auf das Wohlbefinden und die berufliche Entwicklung von Mitarbeitenden. Warum tun Geschäftsreisen so gut?
Ob Geschäftsreise oder Urlaubsreise, das Reisen kann grundsätzlich immer unseren Horizont erweitern. Wir bewegen uns in einem anderen Umfeld und werden durch neue Eindrücke und andere Kulturen bereichert. Das kann unser persönliches Wohlbefinden deutlich steigern. Zudem wird unsere Innovationskraft angeregt. In unserer schnelllebigen Zeit ändern sich Produkte und Dienstleistungen schneller denn je. Umso wichtiger ist es, sich von außen inspirieren zu lassen und zu sehen, was sich in den Märkten und bei den Mitbewerbern entwickelt und was Kunden wirklich wollen. Auf Reisen und im persönlichen (Kunden-)Gespräch können wir das sehr gut erfahren.
Rund jeder Fünfte gibt an, sich nach einer Geschäftsreise sogar produktiver zu fühlen. Was gibt so viel Energie?
Nicht nur ein Softdrink, sondern neue Perspektiven und Impulse von außen können uns beflügeln! Auch firmeninterne Reisen geben Energie. Ich treffe Menschen an anderen Standorten, kann den Teamgeist stärken und mich ganz anders mit der Unternehmens-DNA identifizieren. Zu sehen, wie Kollegen am anderen Ende der Welt für mein Unternehmen arbeiten, kann den Zusammenhalt und die Zusammenarbeit fördern.
Viele Berufstätige sagen, dass ihnen Geschäftsreisen auf dem Weg nach oben geholfen haben. Wie kann man fernab des eigenen Büros besonders gut punkten?
Gerade der Besuch von Konferenzen und Seminaren hilft der fachlichen Weiterbildung. Je mehr Wissen man anhäuft, desto mehr kann einem das auf dem Weg nach oben helfen. Aber vor allem die persönliche Entwicklung ist meines Erachtens nach besonders wichtig für das berufliche Fortkommen, sei es vertikal oder horizontal. Auf Reisen wird man an seiner eigenen Resilienz gemessen, muss sich in Geduld üben, Flexibilität zeigen, Agilität entwickeln, sich in einer fremden Umgebung zurechtfinden und Verständnis für andere Kulturen erwerben. All dies erhöht die Chancen, sich auch innerhalb des Unternehmens weiterzuentwickeln und damit förderungsfähig zu werden.
Auf Reisen wird man an seiner eigenen Resilienz gemessen, muss sich in Geduld üben, Flexibilität zeigen, Agilität entwickeln, sich in einer fremden Umgebung zurechtfinden und Verständnis für andere Kulturen erwerben.
Nach einer Geschäftsreise wird man sogar als profitabler wahrgenommen. Es scheint, als wäre Mobilität im Vergleich zu den endlosen Meetings während der Pandemie ein richtiger Energiebooster…
Es ist sehr erfreulich, dass das Thema Profitabilität erkannt wird! Das spiegelt sich auch in der aktuellen VDR-Geschäftsreiseanalyse wider, in der 97 Prozent der C-Level Führungskräfte den Mehrwert von Geschäftsreisen erkennen. Sie sind kein reiner Kostenfaktor mehr, sondern tragen klar zur Wertschöpfung eines Unternehmens bei: Zum einen wird durch Kundentermine Geld verdient, zum anderen führen Inspiration, Ideenfindung, Innovationskraft und Persönlichkeitsentwicklung zu Kreativität und damit zum Unternehmenserfolg. Und das ist letztlich ein echter Energie-Booster!
Wie lange dauerten Geschäftsreisen im letzten Jahr durchschnittlich?
Laut unserer Geschäftsreiseanalyse waren es im vergangenen Jahr durchschnittlich 2,6 Tage, vor Covid 1,6 Tage. Es wird also weniger, dafür aber intensiver und länger gereist. Wir stellen auch fest, dass Geschäftsreisen gerne mit einem kurzen Privataufenthalt verbunden werden – der Trend geht zum Bleisure Travel oder Blended Travel, zu „gemischten“ Reisen. Das bietet gerade nach der Pandemie eine besondere Motivation. Mitarbeitende können immer öfter auch selbst entscheiden, ob ein Treffen virtuell oder real stattfinden soll, um ein möglichst ökologisch und ökonomisch ausgewogenes Ergebnis zu erzielen.
Unterwegs kann man auch mal das Notebook zuklappen und die Zeit nutzen, um nachzudenken, zu reflektieren, Dinge zu hinterfragen, sich inspirieren zu lassen. Das ist kein Leerlauf, sondern die Quelle von Innovationen!
Womit finden die Reisen hauptsächlich statt?
Der Trend geht dahin, sich möglichst ökologisch sinnvolle Verkehrsmittel auszusuchen. Doch sowohl in der Luft wie auch auf Schienen gibt es häufig Herausforderungen, was die Zuverlässigkeit anbelangt. Bevorzugt wird mittlerweile ein sehr breiter Verkehrsmittel-Mix, auch der ÖPNV rückt deutlich in den Fokus. Manche Unternehmen lassen für kurze Distanzen auch Mikromobiliät wie Scooter und Leihfahrrad zu. Wichtiger Punkt: Die Mitarbeitenden wählen eigenverantwortlich ihr Verkehrsmittel anstatt alles vorgegeben zu bekommen.
Welche Standards sollten bei beruflichen Reisen grundsätzlich gegeben sein?
Zuverlässigkeit und Planbarkeit sind hier an erster Stelle zu nennen! Verfügbarkeit des passenden Mobilitätsangebots, wann und wo es benötigt wird, ist wichtig. Zudem soll die Reise möglichst komfortabel sein und Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle – für das Unternehmen und die Umwelt. Deshalb sind professionelle Travel Manager so wichtig. Sie haben das Know-how, um die immer komplexer werdenden Anforderungen an Geschäftsreisen zu managen. Übrigens: Unterwegs kann man auch mal das Notebook zuklappen und die Zeit nutzen, um nachzudenken, zu reflektieren, Dinge zu hinterfragen, sich inspirieren zu lassen. Das ist kein Leerlauf, sondern die Quelle von Innovationen!
Für Jens Schließmann ist Reisezeit gerade in der Bahn oder im Flugzeug sehr wertvolle Zeit, da er diese gern zur Reflexion nutzt. Sei es, um über Handlungen oder Ziele aus dem Büroalltag nachzudenken oder neue Ideen aus den Geschäftsterminen entstehen zu lassen. Getreu P. Langstrumpf: „Und dann braucht man ja auch noch Zeit, einfach nur dazusitzen und vor sich hinzuschauen.“