Diesen Artikel teilen:

28. Mär 2025

|

Gesellschaft

Ein Aufbruch in zirkuläre Märkte – Ein Beitrag von Dr. Claas Oehlmann, MBA, Geschäftsführer BDI-Initiative Circular Economy

|

Foto: BDI

Deutschland hat gewählt und dem Vernehmen nach soll sich im Bereich der Wirtschaftspolitik viel ändern. Die größte Volkswirtschaft in der Mitte Europas soll – und muss - wieder ein attraktiver Ort für Investitionen und damit Triebkraft für den Binnenmarkt werden. Gleichzeitig ist es das Ziel, dass in Deutschland zukunftsfähige industrielle Wertschöpfung, Geschäftsmodelle und damit auch attraktive Arbeitsplätze erhalten bleiben und neu entstehen. Und das ist angesichts der geopolitischen Entwicklungen auch wichtiger denn je.

Ein kurzer Blick zurück Während in Deutschland in den vergangenen Jahren viel gestritten und polarisiert wurde, wurden in der EU Weichen gestellt. In den vergangenen fünf Jahren entstanden dabei zahlreiche europäische Regeln für die zirkuläre Wertschöpfung. Diese haben das Potenzial, die Rahmenbedingungen für Unternehmen fundamental zu verändern. Erkennbar sind vier große Trends: Die Vorgaben werden nun weitgehend in Verordnungen erlassen, die direkt für Mitgliedstaaten aber auch Unternehmen gelten (1). Die EU spannt einen Rahmen entlang des gesamten Produktlebenszyklus auf (2). Ein Fokus liegt auf Vorgaben zum zirkulären Produktdesgin (3) und unzählige für die Circular Economy vorgesehene technische Regeln sollen in den kommenden Jahren untergesetzlich in durchführungs- oder delegierten Rechtsakten bzw. der Normung festgeschrieben werden (4).

Wenn wir mehr Versorgungssicherheit mit Rohstoffen, unabhängiger von Drittstaaten, mehr Klimaschutz und neue und innovative Wertschöpfung wollen, führt kein Weg an der Circular Economy vorbei.

Worauf es jetzt ankommt Die neue Bundesregierung muss die zirkuläre Wertschöpfung als Teil der Industrie- und Standortpolitik begreifen. Das muss sich auch in den Ministerien und im Handeln der Regierung spiegeln. Wenn wir mehr Versorgungssicherheit mit Rohstoffen, unabhängiger von Drittstaaten, mehr Klimaschutz und neue und innovative Wertschöpfung wollen, führt kein Weg an der Circular Economy vorbei. Die noch 2024 verabschiedete Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie muss zum Leben erweckt werden, und zwar mit klarer Priorisierung und daraus abgeleiteten Handlungen. Umso wichtiger ist es parallel, dass Unternehmen die Zirkularität in ihren Strategien verankern und ernsthaft an entsprechenden Geschäftsmodellen arbeiten. Dazu gehört auch, dass sich Unternehmen und Verbände aktiv in die Ausgestaltung von Vorgaben für zirkuläre Märkte einbringen und dies auch von den Ministerien und EU-Institutionen transparent und strukturiert ermöglicht wird. Regulierung, Normung und Freiheit für kreative Lösungen müssen Hand in Hand gehen. Entscheidend wird die richtige Balance aus Regeln für den fairen Wettbewerb inklusive Marktaufsicht und einem vielleicht gut gemeinten, aber marktfremden Anspruch von Detailregulierung sein. Wenn wir Zirkularität gemeinsam als marktwirtschaftlichen Ansatz gestalten wollen, müssen das auch alle verinnerlichen und Konflikte mit Partikularinteressen aushalten. Das gilt in Deutschland, Europa und international.

9. Jul 2025

|

Gesellschaft

Die Herausforderungen des Wohnens heute und morgen – ein Beitrag vin Dr. Christine Lemaitre

Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell und emotional behaftet wie das Wohnen. Die Gestaltung des eigenen Zuhauses spiegelt unsere Persönlichkeit wider, zeigt, worauf wir Wert legen und was wir bereits erlebt haben. Die eigenen vier Wände bieten Sicherheit und sind Orte der Entspannung. Nun rückt das Thema Wohnen in der aktuellen Debatte immer wieder in den Fokus. Es herrscht ein Mangel insbesondere an bezahlbarem Wohnraum und das in allen Schichten der Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele, darunter der Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und gestiegene Baukosten. Lösungsansätze sind vorhanden, die nicht nur angesichts der politischen Klimaziele im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Die Baubranche steht als einer der Hauptverursacher klar in der Pflicht, Gebäude und Außenräume wieder für den Menschen zu planen und auf eine langfristige, qualitätsvolle Nutzung auszulegen. Das größte Potenzial, um Ressourcen und CO2 einzusparen, bieten der Erhalt und bei Bedarf die Umnutzung bestehender Gebäude, wodurch auch gleich die baukulturelle Identität des Ortes bewahrt wird. Gerade in Städten, wo der Wohnraum besonders knapp ist, stehen Flächen leer deren ursprünglich vorgesehene Nutzung nicht mehr benötigt wird. Durch Offenheit und Mut kann hier etwas ganz Besonderes entstehen. Nachhaltige Strategien wie Suffizienz und Lowtech bieten sowohl im Neubau als auch im Bestand reizvolles Innovationspotenzial. Mit dem Suffizienz-Gedanken geht die Frage einher, wie viel genug ist. Sie sollte immer wieder gestellt werden, um abzuwägen, was bezüglich Fläche, Material und Gebäudetechnik wirklich gebraucht wird. Wer hier einspart, übernimmt Verantwortung. Das gesparte Geld lässt sich an anderer Stelle beispielsweise zugunsten einer hohen Qualität und guter Gestaltung sinnvoll investieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Flexibilität, um auf sich ändernde Lebenssituationen reagieren zu können. Diese Ansätze sind wie geschaffen für einen neuen, zukunftsweisenden Trend beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden. Hilfestellung zur Umsetzung kann das speziell für kleine Wohngebäude entwickelte Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geben. Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Neben dem ganz eigenen, individuellen Rückzugsraum, bestückt mit liebgewonnenen Möbelstücken und Accessoires, entsteht dadurch ein besonderer Wert, nämlich der der körperlichen und geistigen Gesundheit. >Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Als Non-Profit-Verein setzen wir uns bei der DGNB für die nachhaltige Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Wir klären auf, leisten Hilfestellung und sensibilisieren für ein verantwortungs- und qualitätvolles Bauen und Betreiben von Gebäuden. Das DGNB-Zertifizierungssystem verhilft dabei allen am Bau Beteiligten zu einem gemeinsamen Verständnis darüber, welche Möglich- aber auch Notwendigkeiten das nachhaltige Bauen mit sich bringt, um einen positiven Beitrag für Mensch, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu leisten.