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27. Mär 2019

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Gesellschaft

Ein Energieträger mit Zukunft

Journalist: Chan Sidki-Lundius

Gas ist wirtschaftlich, vielseitig und integrativer Bestandteil der Energiewende – und es schont die Umwelt. 

Der Energiebedarf in Deutschland ist groß und wird immer größer. Im privaten Sektor benötigen die Menschen Energie, um mobil zu sein, um zu kochen, zu heizen oder Licht ins Dunkel zu bringen. Auch die Industrie braucht Energie – vor allem bezahlbare, um wettbewerbsfähig zu sein und zu bleiben. Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem Gas zu. Aufgrund der mannigfaltigen Anwendungsmöglichkeiten in der Strom- und Wärmegewinnung ist es eine elementare Stütze der Energiewende. Zu diesem Ergebnis kommt auch die aktuelle Studie „Integrierte Energiewende“ der Deutschen Energie-Agentur (dena). Danach ist Gas wichtiger Leistungsträger eines regenerativen Energiesystems und die bestehende Gasinfrastruktur mit mehr als 500.000 Kilometern Leitungslänge und 50 Erdgasspeichern integrativer Bestandteil der Energiewende. Eine zentrale Energiewende-Technologie ist Power-to-Gas, mit der Wind- und Solarstrom in klimaneutralen Wasserstoff oder Methan, also synthetisches Erdgas, umgewandelt werden können. „Die Strom- und Gasnetze werden somit verbunden, überschüssiger Ökostrom kann langfristig gespeichert werden“, erläutert Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW). Dieser arbeitet gemeinsam mit Unternehmen und Forschungseinrichtungen seit langem daran, die Energieversorgung von morgen effizient, sicher und umweltschonend zu machen. Und er plädiert für mehr Technologieoffenheit, um Innovationen zu fördern und Klimaschutz bezahlbar zu machen.

Experten prognostizieren, dass der Erdgasbedarf in den kommenden Jahren weiter steigen wird. Der Vorteil von Erdgas: Aufgrund vielfältiger Versorgungsalternativen auf dem Weltmarkt wird es auch zukünftig verfügbar sein wird. Somit sichert der Energieträger auch die Konkurrenzfähigkeit deutscher Firmen und energieintensiver Technologien. Als umweltverträgliche und bezahlbare Basisenergie nimmt Erdgas dabei eine besondere Rolle im Energiemix ein. Insbesondere in der Stromerzeugung – ob in zentralen Großkraftwerken oder in dezentralen Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung – zeigt sich die Flexibilität von Erdgas in besonderer Weise. Denn Erdgaskraftwerke können flexibel hoch- und runtergefahren werden und verfügen daher über einen sehr hohen Wirkungsgrad.

Das Thema Energieeffizienz ist im Mittelstand teilweise noch nicht angekommen

Die Energiewende ist nicht nur in großen Konzernen, sondern auch in kleineren und mittelständischen Unternehmen ein zunehmend wichtiges Thema. Viele mittelständische Unternehmen haben sich bereits für eine effiziente und umweltschonende Energieversorgung entschieden, etwa durch den Austausch alter Heizungen durch moderne Gas-Brennwertkessel. Laut DVGW lassen sich so CO2-Reduktionen von bis zu 30 Prozent erreichen. Um mehr als 20 Prozent können Unternehmen ihren CO2-Ausstoß senken, wenn sie statt Diesel verflüssigtes Erdgas in Lkw und Schiffen einsetzen. Dennoch bleiben noch immer große Einsparpotenziale unberücksichtigt. Dabei können mittelständische Unternehmen durch neue moderne Anlagen viel Energie sparen oder sogar selbst erzeugen. Das Prinzip der Power-to-Gas-Technologie besteht darin, Strom aus erneuerbaren Energien durch Elektrolyse in Wasserstoff, beziehungsweise in weiteren Schritten in Methan oder flüssige Kraftstoffe umzuwandeln. Das erneuerbare Gas kann gespeichert, einfach transportiert und später in verschiedenen Anwendungsbereichen genutzt werden – etwa zum Heizen oder als Antriebsenergie im Verkehr. In Deutschland gibt es bereits mehr als 30 Power-to-Gas-Anlagen. Im Rahmen des internationalen Forschungsprojektes Store&Go wurde im Mai eine Methanisierungsanlage als Erweiterung der bereits bestehenden Power-to-Gas-Anlage im brandenburgischen Falkenhagen feierlich eröffnet. Realisiert haben diese gemeinsam thyssenkrupp Industrial Solutions, die Forschungsstelle des DVGW und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Nachdem mit der bisherigen Anlage reiner Wasserstoff direkt ins Erdgasnetz eingespeist werden konnte, ermöglicht die neue Methanisierung die Erzeugung von „grünem" Methan. Dabei wird der regenerativ erzeugte Wasserstoff in diesem zweiten Schritt mit CO2 aus einer Bio-Ethanol-Anlage zu Methan umgewandelt. Dieses lässt im Gegensatz zu „grünem“ Wasserstoff vielfältiger eingesetzen: Es kann verschiedenen Marktsektoren, wie dem Strom- und Wärmemarkt, der Industrie sowie der Mobilität zur Verfügung gestellt werden. Außerdem ermöglicht es die unbeschränkte Nutzung der Erdgasinfrastruktur, beispielsweise für Transport und Speicherung. Die so gespeicherte Energie steht immer zur Absicherung bereit, insbesondere, wenn Sonne und Wind nicht im erforderlichen Umfang verfügbar sind. Die neue Anlage produziert bis zu 57 m³/h Synthetic Natural Gas (SNG), was in etwa einer Leistung von 600 kWh/h entspricht.

Fakt ist: Das für die Planung erforderliche Genehmigungsverfahren von Power-to-Gas-Anlagen ist teilweise unübersichtlich und daher schwer kalkulierbar. Dies soll sich dank eines neuen Forschungsprojekts ändern. Dessen Ziel ist es, Anlagebetreibern und Behörden bis Mitte 2020 einen Leitfaden für eine schnellere und einfachere Genehmigung an die Hand zu geben. Damit wollen die Projektpartner sicherstellen, die Erfahrungen aller Beteiligten zu berücksichtigen und praxisnahe Lösungen für technische und genehmigungsrechtliche Herausforderungen zu finden. Man darf gespannt sein, ob das gelingt!

11. Sep 2024

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Wirtschaft

4 Gütesiegel in der Landwirtschaft

**AMA-Siegel – staatlich geprüft** Das AMA-Gütesiegel ist das bekannteste österreichische Gütesiegel, dessen Grundlage das österreichische AMA-Gesetz von 1992 ist. Es zeichnet konventionell erzeugte Lebensmittel aus, die nach strengen Kriterien in Bezug auf Qualität, Herkunft und Sicherheit produziert wurden. Neben nachvollziehbarer österreichischer Herkunft gehören dazu Anforderungen an die Tierhaltung, den Einsatz von Futtermitteln und die Hygiene in den Verarbeitungsbetrieben. Das ganzheitliche Qualitätssicherungsprogramm basiert auf strengen Kontrollen entlang der gesamten Produktionskette – vom Bauernhof bis zur Theke. So werden sämtliche AMA-Produkte in einem dreistufigen Kontrollprozess aus Eigenkontrolle, externer Kontrolle und stichprobenartiger Überkontrolle geprüft. Die Anforderungen an die Produkte gehen über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus, welche in den jeweiligen Richtlinien geregelt sind. Bei den Tierschutzstandards gibt es freiwillige Zusatzmodule. Vergeben wird das Gütesiegel von der Marktordnungsstelle Agrarmarkt Austria (AMA) im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags. Weiterführende Informationen unter: amainfo.at ![artem-beliaikin-8wtuWVzQbpE-unsplash.jpg](https://fra1.digitaloceanspaces.com/cwbucket/artem_beliaikin_8wtu_W_Vz_Qbp_E_unsplash_ec4014f31a.jpg) (c) Artem Beliaikin/unsplash **Bio Austria – mehr Bio geht kaum** Das Bio Austria-Gütesiegel kennzeichnet eine breite Palette von pflanzlichen und tierischen Bio-Lebensmitteln und steht für höchste Qualität, umfassende Nachhaltigkeit und ethische Verantwortung. So geht das vom Anbauverband österreichischer Biobauern herausgegebene Label deutlich über die Mindestanforderungen des EU-Bio-Siegels hinaus. Der gesamte Betrieb muss biologisch bewirtschaftet werden und es gelten strengere Kriterien bei Art, Ausmaß und Zeitpunkt des Einsatzes von biologischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie für Futtermittelimporte. Hierzu gehört beispielsweise der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel, die Förderung von Biodiversität sowie der Einsatz von gentechnikfreiem Saatgut und Futtermitteln. Im Bereich der Tierhaltung legt das Siegel besonderen Wert auf artgerechte Bedingungen, wie ausreichend Platz und Bewegung sowie Zugang zu Freiland. Die Futtermittel stammen primär aus Österreich, Rinder bekommen im Vergleich zu gewöhnlichem Bio deutlich weniger Kraftfutter. Zu finden ist das Siegel hauptsächlich auf direkt vermarkteten Bio-Produkten in Hofläden, Bauernmärkten aber auch in Supermärkten. Weiterführende Informationen unter: www.bio-austria.at ![pexels-pixabay-164504.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_pixabay_164504_c2df8ec61d.jpg) (c) Pixabay/pexels **Tierwohl kontrolliert - Haken dran** Die Gütezeichen “Tierwohl kontrolliert” steht für biologische Tierhaltung, welche über die EU-Bio-Verordnung hinausgeht. Es kennzeichnet Lebensmittel bei deren Herstellung das Wohl der Tiere im Mittelpunkt steht. Dazu gehören artgerechte Haltung, wiederkäuergerechte Fütterung und der Ausschluss von qualgezüchteten Rassen. Es gibt zwei Varianten des Siegels. “Tierwohl kontrolliert 2 Häkchen“ kennzeichnet diverse Verbesserungen im Tierhaltungs-Standard des biologischen Landbaus aber erreicht noch nicht den höchsten möglichen Standard. Es werden konkrete Richtlinien für Mast- und Milchrinder sowie Mastschweine definiert. Das Siegel “Tierwohl kontrolliert 3 Häkchen“ steht für noch strengere Anforderungen und bietet den Tieren erheblich mehr Platz und noch bessere Lebens- und Schlachtbedingungen. Neben Richtlinien für Mastschweine, Mast- und Milchrinder gibt es weitere für Legehennen, Masthühner und -enten sowie Milchschafe und -ziegen. Jede Richtlinie unterliegt einer permanenten Evaluierung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie Kontrollergebnissen aus Tierhaltung, Landwirtschaft und Verarbeitung. Siegel-Herausgeber ist die Gesellschaft !Zukunft Tierwohl! Weiterführende Informationen unter: www.zukunfttierwohl.at ![daniel-leone-LXQx98FPPQ4-unsplash.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/daniel_leone_LX_Qx98_FPPQ_4_unsplash_7a422f1f60.jpg) (c) Daniel Leone/unsplash **Geschützte Ursprungsbezeichnung – sicher vermarktet** Das EU-Kennzeichen "geschützte Ursprungsbezeichnung" (g.U.) garantiert, dass die Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung von Erzeugnissen in einem bestimmten geografischen Gebiet nach festgelegten Herstellungsverfahren erfolgt ist. Die Lebensmittel, Weine und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnisse weisen somit aufgrund ihrer Herkunft und spezieller Produktionsverfahren besondere Eigenschaften und Qualitäten auf. So dürfen beispielsweise der Tiroler Graukäse (g.U.), die Pöllauer Hirschbirne (g.U.) oder die Steirische Käferbohne (g.U.) mit dem geschützten geografischen Namen bezeichnet und vermarktet werden. Jeder Verarbeitungsschritt – also Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung – muss dabei in der jeweiligen Region erfolgen. Gebiet und Herstellungsverfahren sind in einer Produktspezifikation festgelegt. Das Siegel zielt darauf ab, traditionelle Herstellungsverfahren zu bewahren, die Produzenten vor Nachahmung zu schützen und ihnen einen Marktvorteil bei der EU-weiten Vermarktung zu verschaffen. Vergeben wird das Siegel von der Europäischen Kommission in Zusammenarbeit mit einer nationalen Behörde. Weiterführende Informationen unter: www.svgh.at ![alexander-maasch-KaK2jp8ie8s-unsplash.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/alexander_maasch_Ka_K2jp8ie8s_unsplash_59dbc11c7a.jpg) (c) Alexander Maasch/unsplash