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10. Okt 2023

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Business

Ein Thema für jede Unternehmensführung

Journalist: Armin Fuhrer

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Foto: Presse/GEA Group

Iskro Mollov verantwortet beim Anlagenbauer GEA Group die Informationssicherheit. Im Interview erzählt er, wie er seine Arbeit organisiert.

Herr Mollov, wie wichtig ist eine ausgereifte Strategie zur (Cyber-)Sicherheit?

Dass Unternehmen eine Strategie zur Abwehr von Sicherheitsrisiken inklusive Cyberattacken brauchen, steht außer Frage. Wir unterscheiden zwei Arten von Sicherheitsrisiken, auf denen unsere Sicherheitsstrategie aufbaut: zum ersten die operativen Risiken, also zum Beispiel, dass die Produktion oder die IT durch Verschlüsselung, Manipulation oder Sabotage stillgelegt wird oder Informationen abfließen. Und zum zweiten gibt es die Compliance-Sicherheitsrisiken. GEA ist in 62 Ländern aktiv und überall gibt es unterschiedliche Regeln und Gesetze sowie zahlreiche Anforderungen der unterschiedlichen Kunden. Dazu gehören auch mögliche Haftungsschäden, die man ausschließen muss.

Welches sind die größten technischen Gefahren?

Das ist schwer zu sagen, denn das größte Bedrohungspotenzial eines Unternehmens hängt von seiner Betätigung ab und davon, auf welchen Geschäftsfeldern es sich bewegt, und natürlich auch von seinen eigenen Schwachstellen. Das ist also von Fall zu Fall unterschiedlich. Ransomware ist eine sehr große Gefahr, denn wenn ein Unternehmen komplett verschlüsselt ist und möglicherweise nicht über Backups verfügt, dauert es lange, bis der Betrieb wiederhergestellt ist. Es ist nicht in erster Linie die Zahlung des geforderten Lösegeldes, sondern vielmehr die Betriebsunterbrechung, die zu einem sehr großen Problem wird. Die GEA Group zum Beispiel produziert hauptsächlich Anlagen für die Nahrungs- und Getränkeindustrie sowie Pharmaindustrie – da wäre ein längerer Ausfall der eigenen oder der Kundenproduktion sehr schlimm.

Wie können sich Unternehmen gegen Cyberangriffe schützen?

Als ich Anfang 2020 bei der GEA Group anfing, habe ich mir als Erstes einen Überblick über die Ist-Situation verschafft. Das muss immer der erste Schritt sein. Auf dieser Analyse entwickelten wir dann eine Strategie, wie wir die Aufgaben, die sich daraus ergaben, im Unternehmen verteilen wollten. Wir erarbeiteten ein Dreijahres-Programm und acht strategische Workstreams, also Aufgabenfelder. Nach etwa zwei Jahren haben wir mehr als die Hälfte davon.

Wie organisieren Sie die Arbeit?

Um diese Frage zu beantworten, muss man zwei Dinge unterscheiden: unsere Programmorganisation, also die ebenerwähnten acht Aufgabenfelder, und unsere Linienorganisation. Zum ersten Punkt: Für jeden Workstream habe ich einen oder mehrere Workstreamleads bestimmt, bei denen es sich in der Regel um die jeweiligen Leiter der Fachbereiche handelt. Sie arbeiten bei der Entwicklung der Sicherheitsstrategie mit und implementieren sie auch in ihre Bereiche. Diese Kollegen gehören zwar nicht zu meiner Abteilung, aber sie berichten mir fachlich in Sicherheitshinsicht. Für die Linienorganisation habe ich eine zentrale Abteilung mit etwa 25 Mitarbeitern. Hier arbeiten Experten mit Fachwissen in den unterschiedlichen Sicherheitsbereichen. Diese Mitarbeiter betreuen ihre Fachgebiete zentral. Zusätzlich gibt es Sicherheitsexperten in den Regionen und an den Standorten.

Muss das Thema Cybersicherheit in der Führung angesiedelt sein?

Informationssicherheit ist unbedingt ein sehr wichtiges Thema für jede Unternehmensführung. So ist auch bei der GEA Group, wo es ganz oben angesiedelt ist. Ich berichte quartalsweise dem Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats und regelmäßig dem Vorstand.

Wie wichtig ist der Faktor Mensch mit Blick auf die Informationssicherheit?

Die Mitarbeiter sind immer noch eine der größten Schwachstellen, zum Beispiel, weil viele Angriffe über E-Mails starten. Daher sind regelmäßige Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen notwendig. Bei uns ist jeder Mitarbeiter verpflichtet, immer an die Sicherheit zu denken. Wir haben zusätzlich eine ganze Reihe von Maßnahmen wie regelmäßige Awareness-Kampagnen. Am besten ist es aber, mit technischen Maßnahmen möglichst weitgehend zu vermeiden, dass es überhaupt zu menschlichen Fehlern kommt.

Stellt es ein Problem dar, dass Sie auf die Lieferketten und Zulieferer nicht so einen großen Einfluss haben wie auf das eigene Unternehmen?

Wir setzen gegenüber unseren Lieferanten unsere Policy durch und überprüfen sie, bevor wir mit ihnen anfangen zu arbeiten. Aber natürlich können wir nicht überprüfen, ob alle den Sicherheitsanforderungen auch wirklich nachkommen. Wir müssen ihren Nachweisen und Angaben zum großen Teil vertrauen, da wir nicht alle auditieren können. Ein Restrisiko besteht aber natürlich immer.

 

Iskro Mollovs Freizeit gehört zu einem guten Teil seinen beiden kleinen Kindern im Alter von fünf und sieben Jahren. „Ich versuche so viel Zeit wie möglich mit ihnen zu verbringen“, erzählt der 39-Jährige. Für das Sportstudio, das er früher mehrmals die Woche besuchte, bleibt neben Familie und Job dagegen nur noch selten Zeit.

23. Okt 2025

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Wirtschaft

Auf dem richtigen Weg – Ein Beitrag von Felix Falk, Geschäftsführer des game – Verband der deutschen Games-Branche

Ende August schlug das Herz der gesamten Games-Welt wieder in Deutschland: Die gamescom, das weltweit größte Games-Event, schloss mit beeindruckenden Rekorden. Damit ging von der gamescom 2025 ein besonders positives Signal für die Games-Branche in Deutschland und weltweit aus. Nach zwei herausfordernden Jahren für die Branche inmitten einer globalen Konsolidierungswelle und angespannter Weltwirtschaftslage konnte man regelrecht spüren, wie sich die Stimmung verbessert. Der große Erfolg der gamescom unterstreicht den lang erwarteten Aufwärtstrend. Auch mit Blick auf die deutsche Games-Branche stimmen mehrere Entwicklungen der vergangenen Monate positiv: Nachdem die Games-Unternehmen viele Jahre unterschätzt wurden und durch schlechte Rahmenbedingungen im internationalen Vergleich bis zu 30 Prozent Kostennachteile hatten, ging es seit 2020 in diesen Punkten zwar endlich aufwärts. Die anhaltenden Probleme und Antragsstopps bei der Games-Förderung des Bundes hatten jedoch zuletzt zahlreiche Games-Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt und Deutschland im internationalen Vergleich wieder aus dem Rennen um die besten Games-Standorte geworfen. Die Folge war nach vielen Jahren des Wachstums ein Rückgang bei der Anzahl der Games-Unternehmen und -Beschäftigten. Doch mit dem Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD kam endlich wieder ein wichtiger Impuls. Die schwarz-rote Koalition würdigt darin nicht nur die umfassenden Potenziale und Vorreiterrolle der Games-Branche. Sie schreibt die Notwendigkeit fest, die internationale Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Games-Standortes zu erhöhen. Keine 100 Tage nach Amtsantritt lässt die neue Bundesregierung, allen voran Games-Ministerin Dorothee Bär, Taten folgen: So sollen die Mittel der Games-Förderung für 2025 auf insgesamt 88 Millionen Euro erhöht werden – ab 2026 jährlich sogar auf 125 Millionen Euro. Diese Erhöhung orientiert sich endlich viel stärker am tatsächlichen Förderbedarf als die bisherige Summe von 50 Millionen Euro, bei der es wiederholt zu mehrmonatigen Antragsstopps gekommen war. Anfang August wurde zudem endlich auch der letzte Förderantragsstopp wieder aufgehoben und damit der Start von mehr neuen Spieleentwicklungen ermöglicht. Der angekündigte Aufbau eines eigenständigen Games-Referats im Forschungsministerium von Dorothee Bär soll zudem wieder die notwendige Handlungsfähigkeit für Games-Projekte innerhalb der Regierung stärken. >Der Games-Markt bleibt wirtschaftlich dynamisch. Investitionen sind daher auch nach einigen holprigen Jahren langfristig attraktiv – zumal weltweit bislang erst etwas mehr als 3 Milliarden Menschen spielen. Auch beim E-Sport wurden wichtige Knoten nach jahrelangem Hin und Her durchschlagen: Ab Anfang 2026 sollen E-Sport-Vereine endlich als gemeinnützig behandelt werden. Vor dem Hintergrund der enormen Popularität von E-Sport und der angekündigten Olympischen E-Sport-Spiele ist diese gesellschaftspolitische Würdigung ein wichtiges Signal für den deutschen E-Sport und die vielen Menschen, die sich bisher schon in diesem Bereich engagiert haben. Der Games-Standort Deutschland ist also wieder auf der richtigen Spur. Die vielen positiven Schritte der vergangenen Wochen und Monate ebnen den Weg bis zur Umsetzung der zusätzlichen steuerlichen Games-Förderung, die den weltweiten Standard darstellt und im internationalen Wettbewerb erfolgsentscheidend ist. Nicht nur wird diese den deutschen Games-Unternehmen mehr Planungssicherheit geben und für sie endlich konkurrenzfähige Rahmenbedingungen wie in erfolgreichen Ländern wie Kanada oder Frankreich schaffen. Wichtig ist die steuerliche Förderung auch für den gesamten Wirtschaftsstandort und sogar den Fiskus. Denn für jeden Förder-Euro entstehen zusätzliche 3,40 Euro an Steuern und Sozialabgaben, 4,80 Euro an zusätzlichen Investitionen sowie 8,70 Euro an Bruttowertschöpfung. Jeder Euro, der in die Games-Förderung fließt, sorgt also für zusätzliche Einnahmen für Deutschland. Jetzt muss es nur noch schnell in die Umsetzung gehen, damit wir dieses enorme Potenzial der Games-Branche auch am Digital- und Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig nutzen können und den positiven Zukunftsaussichten für Games auch hierzulande nachkommen. Die Rekorde der gamescom, die positiven Weichenstellungen in der deutschen Games-Politik und viele optimistische Wachstumsprognosen zeigen: Der Games-Markt bleibt wirtschaftlich dynamisch. Investitionen sind daher auch nach einigen holprigen Jahren langfristig attraktiv – zumal weltweit bislang erst etwas mehr als 3 Milliarden Menschen spielen. Das wirtschaftliche Potenzial der Games-Branche ist daher noch längst nicht ausgeschöpft, wie wir insbesondere in wachstumsstarken Regionen wie Südostasien und Südamerika mit unseren Formaten gamescom asia und gamescom latam selbst Jahr für Jahr sehen.