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16. Jun 2023

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Gesundheit

Eine Alternative zum Heim

Journalist: Kirsten Schwieger

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Foto: Matt Barnard/pexels

Pflege-Wohngemeinschaften sind im Trend und punkten mit Selbstbestimmung, Autonomie, Flexibilität und überschaubaren Gruppengrößen.

Immer mehr Pflegebedürftige hierzulande entscheiden sich für ein Leben in einer Pflege-Wohngemeinschaft. Laut aktuellem Barmer Pflegereport sind das deutschlandweit mehr als 30.000 Menschen in rund 4000 Pflege-WGs. Jede dritte dieser ambulant betreuten Wohngemeinschaften wurde in den vergangenen zehn Jahren gegründet. In einer Pflege-WG hat jeder Bewohner ein eigenes Zimmer, welches er nach persönlichen Vorlieben einrichten und in das er sich jederzeit zurückziehen kann. Die Raumnutzung gestaltet sich wie in einer klassischen Wohngemeinschaft – Küche, Ess- und Wohn­raum sind für alle frei zugäng­lich. Die pflegebedürftigen Bewohner werden so weit wie möglich an den Alltagsaufgaben beteiligt. Die Gruppengröße ist überschaubar, von Pflegestufen 1 bis 5 ist alles möglich. Eine Präsenzkraft unterstützt im Haushalt und kümmert sich um organisatorische Tätigkeiten. In einigen Gemeinschaften leisten die Präsenz­kräfte auch die pflegerische Hilfe. In der Regel kommt dafür jedoch ein externer Pflegedienst.

Die meisten Pflege-WGs werden von einem professionellen Träger wie Wohlfahrtsverbänden oder Pflegediensten geführt.

Die meisten Pflege-WGs werden von einem professionellen Träger wie Wohlfahrtsverbänden oder Pflegediensten geführt. Diese kümmern sich um die pflegerische und haushälterische Betreuung, das Freizeitprogramm und die finanzielle Abrechnung. Der Anbieter entscheidet auch über die Gestaltung der gemeinschaftlich genutzten Räume und wer in die WG einzieht. Es gibt aber auch selbstorganisierte Pflege-WGs, die von den Bewohnern oder ihren Angehörigen gemeinschaftlich gegründet und verwaltet werden. In manchen WGs ist ein Probewohnen möglich. Pflege-Wohngemeinschaften unterliegen keiner einheitlich geregelten Qualitätskontrolle.

Pflege-Wohngemeinschaften bieten im Bedarfs­fall eine Rund­umver­sorgung, kombiniert mit individueller Betreuung. Ansonsten nehmen die Bewohner ihr Leben selbstverantwortlich in die Hand. Selbst­bestimmung wird in Pflege-WGs groß­geschrieben. Der Alltag der Bewohner hängt stark von dem jeweiligen WG-Konzept ab. Angehörige und Bewohner haben in der Regel ein Mitspracherecht über die angebotenen Aktivitäten. Im Vergleich zum Pfle­geheim sind Vorlieben einzelner Bewohner leichter zu berück­sichtigen. Auch der Tages­ablauf lässt sich an individuelle Bedürf­nisse anpassen. Die Gemeinschaft schafft Geborgenheit und ermöglicht ein Leben, das sich nicht so sehr von dem früheren Alltag im eigenen Haushalt unterscheidet. Nicht selten sind sogar Haustiere erlaubt.

Die Kosten eines Platzes in einer Pflege-WG fallen je nach WG-Struktur, Mietspiegel und Grad der Pflegebedürftig­keit sehr unterschiedlich aus. Ab Pflegegrad 2 steuert die Pflegekasse zwischen 689 und 1.995 Euro an Sachleistungen für häusliche Pflege bei, laut Stiftung Warentest. Hinzu kommen pro Bewohner 214 Euro WG-Zuschlag – in allen Pfle­gegraden. Bei der Neugründung einer Pflege-WG können Wohngruppenzuschlagberechtigte eine Anschubfinanzierung in Höhe von 2.500 Euro zur altersgerechten oder barrierefreien Umgestaltung der Wohnung beantragen. Pro Wohngemeinschaft ist dieser Zuschuss allerdings auf 10.000 Euro gedeckelt.

wohnen-im-alter.de: Auf der bundesweiten Plattform für Senioren finden sich auch Pflege-WGs.
service.mitpflegeleben.de: Unter dem Punkt „Altersgerechte Wohnangebote“ finden sich alternative Wohnformen für pflegedürftige Menschen jeden Alters.

24. Sep 2025

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Gesundheit

Bunt ist frauengesund – mit Dr. Silja Schäfer

![SiljaSchäfer_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Silja_Schaefer_online_b0806d2908.jpg) ```Dr. Silja Schäfer, Hausärztin und Ernährungsmedizinerin``` **Frau Schäfer, dass die Ernährung allgemein zum Großteil aus Obst, Gemüse und Ballaststoffen bestehen sollte, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Wie jedoch können Frauen ihre Gesundheit besonders gut fördern?** Indem sie vor allem auf eine stimmige Basis achten. Wichtig ist eine ausgewogene, pflanzenorientierte Ernährungsweise mit wenig tierischen Anteilen, ebenso eine gute Tagesstruktur beim Essen. Das Motto sollte sein „Eat the rainbow“. Das bedeutet, dass wir Lebensmittel in allen Farben zu uns nehmen sollten. Wer das berücksichtigt, darf auch gern etwas zyklusorientiert essen und sich zum Beispiel während der Periode mal Schokolade oder ein Stück Kuchen gönnen, wenn das Bedürfnis da ist. **Wie stehen Sie zu Nahrungsergänzungsmitteln?** Supplemente sind da sinnvoll, wo sie benötigt werden. Bei jungen Frauen mit starker Blutung etwa ist es manchmal notwendig, Eisen zuzuführen. Wer die Pille nimmt oder auch viel Stress hat, zum Beispiel durch Kleinkinder im Haushalt, der hat oft ein einen verstärkten Bedarf an B-Vitaminen. Im Winter herrscht bei sehr vielen Frauen ein Vitamin-D-Mangel. Allerdings sollte man die Notwendigkeit für Zusatzvitamine zuerst einmal beim Hausarzt abklären und sie nicht einfach nach dem Gießkannenprinzip verteilen. Ein Zuviel an Nahrungsergänzungsmitteln kann auch schaden. Und auch hier gilt: Die allgemeine Ernährung muss ausgewogen sein. Wer drei Burger im Fast-Food-Restaurant isst und denkt, sich dann mit einer Multivitamintablette als Ausgleich etwas Gutes zu tun, liegt leider falsch. **Wie verändert sich die Ernährung in den Wechseljahren?** Die Wechseljahre bedeuten Umschwung. Die Muskulatur wird weniger, wenn man sie nicht trainiert, und der Grundumsatz sinkt. Diese Voraussetzungen führen bei vielen Frauen zu Übergewicht und ungesundem Bauchfett. Das ist oft der Beginn zukünftiger Krankheiten. Deshalb ist es wichtig, die Ernährung so einzustellen, dass man gar nicht erst ins Übergewicht kommt. Das klappt unter anderem durch regelmäßige, ausgewogene Mahlzeiten und auch mal mehrstündigen Essenspausen zwischendurch. >Wichtig ist eine ausgewogene, pflanzenorientierte Ernährungsweise mit wenig tierischen Anteilen, ebenso eine gute Tagesstruktur beim Essen. **Was können Frauen tun, wenn sie merken, dass in den 40ern die Hormone abfallen?** In den Wechseljahren nimmt erst das Progesteron, etwas später dann Östrogen, immer weiter ab. Frauen sollten jetzt darauf achten, genug Proteine zu sich zu nehmen, etwa aus Hülsenfrüchten wie Kichererbsen und Bohnen. Zucker stört den Hormonhaushalt zusätzlich und sollte so gut wie möglich gemieden werden. Wichtig ist auch: Der Mythos „Fett macht fett“ ist falsch. Gesunde Fette sind wichtig für uns Frauen. Olivenöl, Leinöl, Fisch und Algen sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen und helfen ebenfalls, gut durch die Wechseljahre zu kommen. Wer vermehrt Probleme mit dem Hormonumschwung hat, kann fermentiertes Soja ausprobieren, am besten in Form von Misopaste oder Tempeh.