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24. Sep 2025

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Gesundheit

Narben – Wunden, die auch im Kopf wehtun

Journalist: Thomas Soltau

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Foto: Karolina Grabowska/pexels

Sie erzählen Geschichten, die man nicht immer erzählen will: Narben prägen nicht nur die Haut, sondern auch die Seele. Studien zeigen, dass sichtbare Spuren das Selbstwertgefühl belasten können. Doch moderne Wundversorgung verspricht Hilfe – für Haut und Kopf.

Narben hat fast jeder. Ob Schnitt, Sturz oder Operation – kleine und große Male bleiben. Nach Schätzungen und Umfragen tragen rund die Hälfte aller Erwachsenen mindestens eine sichtbare Narbe. Für manche sind sie kaum der Rede wert, andere hadern täglich damit. Psychologen betonen: Narben sind mehr als Hautsache. Sie können das Selbstbild schwächen, soziale Isolation fördern und das Risiko für Depressionen erhöhen. Frauen berichten deutlich häufiger von solchen Belastungen. Manche nennen Narben spöttisch „Tattoos, die keiner bestellt hat“.

Im Alltag gelten Narben oft als Makel. Viele Betroffene empfinden sie als Störung der eigenen Attraktivität. In einer britischen Untersuchung gaben Menschen mit Gesichtsnarben an, doppelt so oft unter Depressionen oder Ängsten zu leiden wie Vergleichsgruppen ohne sichtbare Male. So eine Narbe wirkt wie ein Gast, der sich ungefragt im Spiegel einnistet. In unserer durchgestylten Gesellschaft kratzt ein Kratzer schnell an der Seele, während in anderen Kulturen Narben als Zeichen von Stärke gelten.

Auch Kinder bleiben nicht verschont. Laut einer Schweizer Studie berichteten vier von zehn Kindern mit auffälligen Narben, bereits deswegen gehänselt worden zu sein. Ornella Masnari, Psychologin am Kinderspital Zürich, warnt: Wird ein Kind wegen einer Narbe ausgegrenzt, drohen Rückzug, Ängste oder depressive Verstimmungen. Besonders in der Pubertät, wenn das Selbstbild ohnehin wacklig ist, können Narben schwer wiegen. Eltern und Lehrer sind gefragt, zuzuhören und Verständnis zu zeigen. Ein klärendes Gespräch kann hier oft mehr bewirken als ein Pflaster.

Doch Pflaster helfen tatsächlich – zumindest medizinisch. Silikonpflaster gelten heute als Goldstandard in der Narbenbehandlung. Dermatologen erklären, dass die feuchte Kammer unter dem Pflaster das Gewebe geschmeidig hält und Wulstbildungen reduziert. Viele Produkte sollen Narben langfristig glätten, aufhellen und unauffälliger machen. Klinische Studien bestätigen ihre Wirksamkeit: Sichtbarkeit und Dicke von Narben lassen sich deutlich mindern. Das senkt nicht nur den Juckreiz, sondern auch die psychische Last. Denn je weniger eine Narbe auffällt, desto weniger Raum nimmt sie im Kopf ein.

Auch Erwachsene profitieren von dieser modernen Wundversorgung. Viele berichten, dass schon nach wenigen Wochen mit Pflasterpflege die Narbe weicher wirkt und weniger ins Auge sticht. Das steigert die Lebensqualität – fast so, als hätte man den ungebetenen Spiegelgast freundlich vor die Tür gesetzt. Manche Dermatologen nennen Narbenpflaster scherzhaft „Pflaster fürs Selbstvertrauen“. Ganz falsch ist das nicht. Am Ende bleibt: Narben erzählen von überstandenen Verletzungen, manchmal auch von Wendepunkten im Leben. Mit der richtigen Pflege werden sie Teil der Geschichte, nicht länger deren Stolperstein. Haut und Seele danken es gleichermaßen. Pflaster drauf, Kopf hoch, weitergehen.

Besonders in der Pubertät, wenn das Selbstbild ohnehin wacklig ist, können Narben schwer wiegen. Eltern und Lehrer sind gefragt, zuzuhören und Verständnis zu zeigen.

24. Sep 2025

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Gesundheit

Bunt ist frauengesund – mit Dr. Silja Schäfer

![SiljaSchäfer_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Silja_Schaefer_online_b0806d2908.jpg) ```Dr. Silja Schäfer, Hausärztin und Ernährungsmedizinerin``` **Frau Schäfer, dass die Ernährung allgemein zum Großteil aus Obst, Gemüse und Ballaststoffen bestehen sollte, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Wie jedoch können Frauen ihre Gesundheit besonders gut fördern?** Indem sie vor allem auf eine stimmige Basis achten. Wichtig ist eine ausgewogene, pflanzenorientierte Ernährungsweise mit wenig tierischen Anteilen, ebenso eine gute Tagesstruktur beim Essen. Das Motto sollte sein „Eat the rainbow“. Das bedeutet, dass wir Lebensmittel in allen Farben zu uns nehmen sollten. Wer das berücksichtigt, darf auch gern etwas zyklusorientiert essen und sich zum Beispiel während der Periode mal Schokolade oder ein Stück Kuchen gönnen, wenn das Bedürfnis da ist. **Wie stehen Sie zu Nahrungsergänzungsmitteln?** Supplemente sind da sinnvoll, wo sie benötigt werden. Bei jungen Frauen mit starker Blutung etwa ist es manchmal notwendig, Eisen zuzuführen. Wer die Pille nimmt oder auch viel Stress hat, zum Beispiel durch Kleinkinder im Haushalt, der hat oft ein einen verstärkten Bedarf an B-Vitaminen. Im Winter herrscht bei sehr vielen Frauen ein Vitamin-D-Mangel. Allerdings sollte man die Notwendigkeit für Zusatzvitamine zuerst einmal beim Hausarzt abklären und sie nicht einfach nach dem Gießkannenprinzip verteilen. Ein Zuviel an Nahrungsergänzungsmitteln kann auch schaden. Und auch hier gilt: Die allgemeine Ernährung muss ausgewogen sein. Wer drei Burger im Fast-Food-Restaurant isst und denkt, sich dann mit einer Multivitamintablette als Ausgleich etwas Gutes zu tun, liegt leider falsch. **Wie verändert sich die Ernährung in den Wechseljahren?** Die Wechseljahre bedeuten Umschwung. Die Muskulatur wird weniger, wenn man sie nicht trainiert, und der Grundumsatz sinkt. Diese Voraussetzungen führen bei vielen Frauen zu Übergewicht und ungesundem Bauchfett. Das ist oft der Beginn zukünftiger Krankheiten. Deshalb ist es wichtig, die Ernährung so einzustellen, dass man gar nicht erst ins Übergewicht kommt. Das klappt unter anderem durch regelmäßige, ausgewogene Mahlzeiten und auch mal mehrstündigen Essenspausen zwischendurch. >Wichtig ist eine ausgewogene, pflanzenorientierte Ernährungsweise mit wenig tierischen Anteilen, ebenso eine gute Tagesstruktur beim Essen. **Was können Frauen tun, wenn sie merken, dass in den 40ern die Hormone abfallen?** In den Wechseljahren nimmt erst das Progesteron, etwas später dann Östrogen, immer weiter ab. Frauen sollten jetzt darauf achten, genug Proteine zu sich zu nehmen, etwa aus Hülsenfrüchten wie Kichererbsen und Bohnen. Zucker stört den Hormonhaushalt zusätzlich und sollte so gut wie möglich gemieden werden. Wichtig ist auch: Der Mythos „Fett macht fett“ ist falsch. Gesunde Fette sind wichtig für uns Frauen. Olivenöl, Leinöl, Fisch und Algen sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen und helfen ebenfalls, gut durch die Wechseljahre zu kommen. Wer vermehrt Probleme mit dem Hormonumschwung hat, kann fermentiertes Soja ausprobieren, am besten in Form von Misopaste oder Tempeh.